Im Namen Des Schweins
»Sehen Sie den Schlauch? Die Schweine gehen über diese Rampe hoch … Normalerweise wollen sie hier nicht mehr weiter … Wir merken das noch nicht, aber ein Schwein wittert das Blut; sie spüren, dass es ihnen an ihr Leben geht: Sie quieken und bocken … Der Schlachter erzählte, dass manche davon Krämpfe bekommen oder ihnen die Nerven durchgehen und sie bereits hier an einer Stressattacke verenden. All diejenigen, die es noch auf den Beinen hält, müssen hier weiter … Meistens geht einer zwischen ihnen und treibt sie mit Fußtritten oder einer Rute weiter …«
»Könnten das die Spuren auf dem Gesäß sein?«, fragt der Kommissar und schaut den Gerichtsmediziner an.
Der nickt.
»So«, fährt Berganza fort, »hier werden sie das erste Mal abgesprüht, um sie grob zu reinigen. Mit kaltem Wasser natürlich und ohne Haarspülung: Das ist ein ziemlich ordentlicher Wasserstrahl, der den Schlamm abspülen soll und sie weitertreibt in die Gaskammer … So ein Mist: Ich glaube, ich werde nie wieder ein Schweinekotelett essen könne, ohne an diese Rampe hier zu denken. Wussten Sie, dass Schweine intelligenter sind als Hunde?«
»Dann kannst Du ja immer noch ein Hundekotelett essen«, sagt Prades abfällig, bevor er sich zum Kommissar dreht: »Ich glaube, die kalte Dusche hat primär gar nicht die Funktion, sie zu reinigen; sie verengt vielmehr die äußeren Gefäße. Das erleichtert später das Ausbluten.«
»Aha«, sagt Berganza. »Hier werden also mit einem sauberen Wasserstrahl ihre Gefäße verengt, bevor sie in die Gaskammer kommen. Die ›Kammer, die sie unempfindlich macht‹, wie sich der Eigentümer ausdrückte.«
»Was für ein Gas?«, fragt der Kommissar.
Der Gerichtsmediziner antwortet: »Normalerweise ist das eine Mischung. Siebzig Prozent Kohlensäureanhydrid, dreißig Prozent Sauerstoff. Das scheint besser zu funktionieren als die Elektronarkose: Es wirkt schneller und begünstigt ebenfalls das Ausbluten. Außerdem verursacht es bei den Tieren weniger Brüche und Blutungen in den Kapillargefäßen.«
»Und wie dürfte die Dosis, die dafür berechnet wurde, ein Schwein unempfindlich zu machen, auf eine Person wirken, die sie einatmet?«, fragt der Kommissar.
»Je nach Gewicht dürfte ein Mensch deutlich stärker betäubt da herauskommen als ein Schwein, nehme ich mal an … Der Schlachter meinte, dass ein Hausschwein um die hundertfünfzig Kilo wiegen kann, wenn es zum Schlachthof kommt. Die Leichenteile, die wir … aufgelesen haben, lassen darauf schließen, dass es sich um eine Frau von um die hundertzehn Kilo handeln dürfte, ein ziemliches Gewicht, aber immer noch deutlich weniger als ein durchschnittliches Schwein. Aber wir wissen noch nicht mit Sicherheit, ob überhaupt die übliche Gasmischung verwendet wurde. Die Einstellungen lassen sich manuell verändern. Dadurch muss der Gashahn je nach Größe und Rasse der jeweiligen Exemplare nicht abgedreht werden.«
»Also«, Berganza übernimmt erneut die Rolle des Cicerone, »auf diesem Förderband kommen sie aus der Gaskammer wieder heraus.« Er greift nach einem Seil mit einer Schlinge, das von einer Führungsschiene herunterhängt. »Hier steht dann normalerweise jemand und bindet ihnen damit die Pfoten zusammen. Während das Band weiterläuft, schnellt das Seil in die Höhe«, er zeigt hoch, um den Blick des Kommissars zu lenken, »und das Vieh hängt dann da kopfüber, bis es dorthin kommt, wo der Schlachter wartet, um ihm den Kopf abzusäbeln. Damit sie dann ›Blut lassen‹, wie der Eigentümer zu sagen pflegt.«
»Das Opfer muss offensichtlich auf die gleiche Weise getötet worden sein«, sagt Prades, »von den Spuren an den Fußgelenken war ja bereits die Rede. Der Tod muss in irgendeinem Augenblick danach eingetreten sein. Offensichtlich nimmt der Stecher einen tiefen Schnitt an der Wamme des Tiers vor, um an die großen Blutgefäße heranzukommen, da wo das Blut in das Herz geht. Das passt gut zu dem, was ich vorgefunden habe. Vorerst kann davon ausgegangen werden, dass es sich auch in unserem Fall so abgespielt hat.«
Berganza ist ein paar Schritte vorangegangen und zeigt auf den nächsten Punkt: »Hier steht König Artus mit seinem Schwert Excalibur. Fssst: Hier nimmt er den Schnitt vor, und dann geht’s weiter auf der sogenannten ›Entblutebahn‹, wo die Viecher dann endlich sterben. Sehen Sie das? So hängen sie da und werden über die Schiene da oben langsam weitertransportiert. Hier sind den ganzen Flur entlang kalte
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