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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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ziemlich teuer. Ich weiß gar nicht genau, was Caroline zahlt, aber Ashley und ich zahlen ihr pro Nase 1500 Dollar. Die Wohnungen kosten hier leicht über 4000. Ich meine: eine einfache three bedroms. Dann kannst Du Dir ja vorstellen …«
    »Ich weiß gar nicht, wie normale Leute solche Mieten bezahlen können …«
    »Hier leben auch keine einfachen Leute. Wer hier wohnt, schreibt für die Times oder ist Cellist in der Philharmonie. Die normalen Leute leben eher in Long Island oder in New Jersey … Die Straße hat ihren Zauber, dabei bist Du hier mitten im kapitalistischen Dschungel.«
    »Der kapitalistische Dschungel scheint komfortabel zu sein …« T tut so, als würde er seine Krallen ausfahren und schnurrt dabei, wie wohl kein kapitalistisches Raubtier je schnurren würde. Suzanne schmunzelt und stemmt sich mit einer Hand auf sein Knie, um aufzustehen.
    »So, das Zigarettchen ist alle: Zeit, nach Hause zu gehen.«
    »Wollen wir nicht noch was zusammen essen? Hier irgendwo in der Nähe? Was willst Du denn um diese Uhrzeit zu Hause? Oder willst Du Caroline beim Anziehen helfen?«
    »Ich möchte früh ins Bett, morgen muss ich um acht im Institut sein. Heute Abend will ich mir noch die Haare waschen …«
    »Ohne zu Abend zu essen?«
    »Normalerweise hole ich mir ein paar Sandwichs oder bestelle was per Telefon …«, dabei macht sie ein Gesicht wie eine Frau, die schlecht gelaunt telefoniert.
    »In derselben Zeit könntest Du doch genauso gut mit mir hier in der Gegend was essen gehen. Wir könnten in weniger als einer Stunde wieder hier sein.«
    »Die Restaurants hier sind eigentlich zu teuer, um schnell was zu essen …« Sie rümpft die Nase und reibt dabei die Fingerkuppen von Daumen und Zeigefinger aneinander.
    »Egal, ich lad Dich ein … Stell Dir vor, ich wäre so reich wie Deine Nachbarn aus der Philharmonie.
    »Warte mal … Es gibt ein spanisches Restaurant, das nicht so weit weg ist. Da war ich mal mit Ashley und wir bekamen eine sagenhafte Paella für zwei Leute für 40 Dollar. Und dazu gibt’s echte Sangría mit Fruchtstückchen.« Pausbacken voller Pfirsichstückchen.
    »Paella zum Abendessen? Ist das nicht ein bisschen eigenartig?«
    »Wenn ich nur daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen … Aber diesmal zahle ich, okay?
    »Wenn Du zahlst, stehe ich das nächste Mal im taillierten Wollkleid vor Dir. Das bin ich der feministischen Bewegung dann schuldig …«
    »Abgemacht«, sagt sie, »die Feministinnen werden noch viel Freude an Dir haben. Vor allem an Deinen Waden.«
    Der Po ist kühl, als sie von den Stufen aufstehen. Der Stein war feucht – Suzanne gebärdet sich wie ein kleines Kind, das übelriechendes Zeugs in der Windel hat –, dann laufen sie die 7. hinunter bis sich das Schachbrettmuster von Chelsea in diagonale Querstraßen auflöst, durch die stoßartig der Wind aus dem Westen fegt.
    »Ich weiß nicht, was das in diesen Breitengraden zu bedeuten hat, aber in Spanien wäre es ein sicheres Zeichen für ein aufkommendes Unwetter«, sagt T.
    Als auf dem Schild an der Kreuzung Christopher Street steht, fällt ihm ein Lied von Lou Reed ein, von dem er nicht mal mehr gewusst hätte, dass er es kennt. Er singt ein paar Zeilen: There’s a downtown fairy / Singing out Proud Mary / As she crosses Christopher Street …
    » Was heißt ›Downtown fairy‹?«, fragt er Suzanne.
    »Eine Fee in downtown … Könnte aber auch sein, dass es im Schwulenslang etwas ganz anderes bedeutet. Wir befinden uns nun im historischen Zentrum der homosexuellen Bewegung, falls Du das noch nicht gemerkt haben solltest.«
    »Das habe ich mir fast schon gedacht, als wir dem Pärchen mit den Schnurrbärten und den Shorts auf ihren Rollerblades begegnet sind. Vielleicht hätte ich das Wollkleid lieber heute schon anziehen sollen.«
    »Das waren typische Chelsea boys. Shorts und Rollschuhe sind optional, aber es empfiehlt sich dringend, sich die Muskulatur eines Speerwerfers und einen dichten Schnurrbart zuzulegen. Dir fehlt nur noch der Schnurrbart.«
    »Ja, ja … Vor ein paar Tagen fing ein Junge an mit mir zu flirten … Ich glaube, das war auch hier in der Gegend.«
    »Echt? Einer nur?«
    Sie biegen in eine Seitenstraße, die mit Restaurants übersät ist. Alle haben Tische draußen stehen. An einer Hauswand fallen zwei Fenster im andalusischen Stil mit Gittern auf, an denen Plastikgeranien hängen. La Guitarra, Spanish recipes steht auf dem Schild. Innen sind die Wände weiß gekalkt und bis auf

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