Im Namen Des Schweins
Frühstücken hier, sondern wollte mit Ihnen reden … Ihr Assistent hat mir gesagt, dass Sie hier sind. Stört es Sie, wenn ich mich setze?«
»Nein … Möchten Sie etwas trinken? Ich werde mir noch einen Café cortado bestellen …«
»Das übernehme ich …«
Rodero geht an die Theke und kommt kurz darauf mit einer Tasse für den Kommissar und einem Fläschchen Wasser für sich zurück: »Wissen Sie, ich habe über die Unterhaltung nachgedacht, die wir vor einer Woche geführt haben. Interessant …«
Der Kommissar gestattet sich einen Hauch Sarkasmus: »Ach wirklich? Ich hatte den Eindruck, dass Silben und Derartiges in Ihren Augen etwas für Psychos sind …«
Rodero merkt es nicht.
»In der Zwischenzeit habe ich auch mit einem geredet … Ich habe ihm eine Kopie von dem Fax weitergeleitet, das Sie mir schickten … Ich denke, Sie haben Recht. Wir können uns nicht darauf beschränken, der Spur der Schweine zu folgen. Der Datenabgleich hat uns auch nicht wirklich weitergebracht.«
»Vielleicht ist auch nur die Computeranlage ein bisschen veraltet … Die dürfte schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, nicht wahr?«
Rodero hat wieder nichts gemerkt.
»Nein. Das scheint mir kein Problem der elektronischen Datenverarbeitung zu sein … Ich erwäge derzeit die Möglichkeit, einen verdeckten Ermittler nach San Juan del Horlá zu schicken.«
Rodero wartet still die Reaktion ab. Der Kommissar lässt sich mit der Antwort Zeit. Er schüttet den Zucker in seinen Cortado und rührt mit dem Löffelchen darin herum.
»Ich sehe noch nicht, was wir damit gewinnen würden«, sagt er schließlich.
»Wenn es uns gelingen würde, jemanden in den Schlachthof einzuschleusen, hätten wir eine ganze Menge gewonnen.«
»Wenn Sie einmal vor Ort gewesen wären, würden Sie wissen, dass jeder, wirklich jeder, der sich jetzt dort meldet, um im Schlachthof zu arbeiten, sofort unter dem Generalverdacht stehen dürfte, für die Polizei zu arbeiten.«
»Es wird schwierig, das ist mir klar. Es dürfte ja schon schwer genug sein, jemanden auf Dauer dort zu halten. Nicht nur im Schlachthof, sondern auch im Dorf.
Aber ich habe da eine Idee.«
»Oho, eine Idee!« Der Kommissar schaut über den Brillenrand, während er den Kaffee schlürft.
»Wir arbeiten mit einer doppelten Doppelidentität … Wir brauchen zwei Masken auf dem Gesicht. Jemand ist ein anderer, als er ist. Falls er enttarnt wird, ist er aber immer noch nicht der, der er zu sein scheint. Können Sie mir folgen? Ein bisschen so etwas wie ein Doppelagent.«
Der Kommissar wartet, bis er die Tasse abgestellt hat, bevor er redet: »Ich kann Ihnen folgen, aber die Geschichte ist so kompliziert, dass ich mir nicht konkret vorstellen kann, was Sie meinen.«
Rodero dreht das Bonbon im Mund herum, wodurch seine Zähne klingeln. Er lehnt sich ein wenig im Stuhl zurück und stützt sich auf die Armlehnen.
»Sie kennen den Schriftsteller Quique Aribau, nicht wahr? Er erzählte mir, dass er über Sie zu uns gekommen sei.«
»Ja …«
»Just dieser Quique hat mich, ohne es zu wollen, auf eine gute Idee gebracht. Sehen Sie, am Freitag war er bei uns und erzählte, dass er umgezogen sei. Nicht nur das. Er wolle künftig kein einziges Interview mehr annehmen, damit ihn niemand aus seiner neuen Umgebung erkennt. Auf mich wirkte das ein wenig paranoid. Ich sagte ihm, dass ich jeden Tag in den Zeitungen das Foto eines Schriftstellers oder Musikers sehe oder von wem auch immer, und nie im Leben in der Lage wäre, einen von ihnen auf der Straße zu erkennen. Darauf sagte er etwas, das mich nachdenklich machte. Er meinte, dass man jemanden nicht wiedererkennt, den man auf einem Foto sieht, solange es ein Foto von jemandem ist, den man nicht kennt, der einem nichts sagt. Den vergisst man sofort wieder. Unmittelbar dagegen erkennen wir all diejenigen auf einem Foto, die wir persönlich kennen. Können Sie mir folgen?«
Den Kommissar irritiert die Angewohnheit Roderos, seinen Gesprächspartner zu fragen, ob er seinem Gedankenfang folgen könne. Eine impertinente Floskel, wie er findet.
»Ich kann ihren Ausführungen problemlos folgen:
Wenn man jemanden persönlich kennt, hat man seine Züge in vielen Situationen gespeichert und erkennt sie deshalb unmittelbar auf dem Foto wieder. Die zu einem Bild gefrorene Fotografie dagegen hinterlässt wenige mnemotechnische Spuren. Einmal abgesehen von speziellen Umständen. Daher würde man die Person zu einem späteren Zeitpunkt nicht
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