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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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die Kraft der Elemente an, meine Vorfahren und die Geisttiere, als mich auf einmal der Lärm von zersplitterndem Glas aufschreckt – dazu schrille Stimmen. Vor allem eine erhebt sich über alle anderen.
    »Blasphemie wird nicht geduldet! Bereut jetzt, bevor es zu spät ist!«
    Suriel.
    Ich rase die Gasse hinab, dorthin, wo sich allmählich ein wilder Haufen formiert. Ich schleiche an drei Betrunkenen entlang, ziehe die Schultern ein und senke den Kopf, sorgfältig darauf bedacht, zwischen ihnen Deckung zu finden, bis ich begriffen habe, was los ist.
    »Alle, die falschen Propheten folgen, tun dies auf eigene Gefahr!«
    Ich husche etwas näher heran und hebe das Kinn gerade so weit, dass ich Suriel ausmachen kann. Wie gewohnt trägt er seinen pechschwarzen Anzug, die abgeschabten Schuhe und ein weißes Hemd und predigt von seinem Platz hinter der Kanzel herab. Ein provisorisches Sperrholzpodium mit einem ebensolchen Rednerpult, das auf allen Seiten mit sonderbaren, ungeschickt gemalten Weltuntergangsillustrationen behängt ist. Schlangen mit spitzen Giftzähnen und hungrigen Augen, gehörnte Untiere mit stacheligen Schwänzen, Engel mit herabstürzenden Heiligenscheinen und gebrochenen Flügeln, die wallende Ströme blutiger Tränen vergießen, während ein Flammenmeer an ihren Füßen leckt.
    Mein Blick wandert an Suriel vorbei, in der Erwartung, Phyre an seiner Seite zu finden.
    Ich muss ein entsetztes Keuchen unterdrücken, als ich an ihrer statt Dace dort ausmache. Mitten auf dem Podium an einen Stuhl gefesselt, ist er von mehreren hohen Altarkerzen umgeben, deren Dochte zischend und rauchend brennen.
    »Es ist noch nicht zu spät – noch ist Zeit, um errettet zu werden!« Suriel hebt die Hände zur Brust, während sich eine seiner Klapperschlangen um seine Schultern und seinen Hals ringelt.
    Doch trotz der gezielt dramatischen Inszenierung und dem dräuenden Ton seiner gut eingeübten Predigt interessiert sich die Menge mehr fürs Trinken und Grölen als dafür, sich seine Botschaft zu Herzen zu nehmen.
    Jemand lacht.
    Jemand anders brüllt ein Schimpfwort.
    Und noch jemand anders wirft eine leere Bierflasche, die Suriel seitlich am Kopf trifft.
    Doch Suriel zuckt nicht einmal zusammen.
    Er steht zu seinen Überzeugungen. Glaubt ernsthaft, seine eigene, in seinen Augen unbestreitbare Rechtschaffenheit werde ihn vor sämtlichen Übergriffen schützen, die ein sündiger Mob gegen ihn richten kann.
    Und diesmal klappt es sogar. Beziehungsweise entweder das oder eine Kleinigkeit namens Schwerkraft, kombiniert mit dem völligen Unvermögen, richtig zu zielen. Die Flasche eiert an Suriel vorbei und landet ein paar Meter neben dem Podium.
    Erneut wende ich mich Dace zu und versuche zu ergründen, warum er da oben sitzt.
    Bestimmt sitzt er doch freiwillig dort?
    Er ist so viel größer und stärker als Suriel. Es ist völlig ausgeschlossen, dass ihn Suriel dazu gezwungen hat.
    Nur was in aller Welt denkt sich Dace dabei?
    Mit ungeteilter Aufmerksamkeit konzentriert er sich intensiv auf die sich windende, zischende Schlange, ohne Suriel Beachtung zu schenken.
    »Lasst euch nicht von Äußerlichkeiten täuschen!« Suriels Stimme dröhnt immer lauter, seine Gliedmaßen zittern vor Zorn. Anklagend zeigt er mit dem Finger auf Dace und drängt die Menge, weiter vorzukommen, um besser zu sehen.
    Umgehend gehorchen die Leute und strömen zur Bühne, während ich mich nicht vom Fleck rühre. Ich will mich nicht zu erkennen geben, ehe ich genauer weiß, was Dace vorhat.
    »Dämonen erscheinen nur selten in ihrer wahren Form. Sie treten in allen möglichen Verkleidungen auf, und man muss immer wachsam sein. Komm jetzt, Junge.« Suriel nimmt einen Dolch von seiner Kanzel, der mich an den erinnert, den seine Tochter beim Versuch benutzt hat, Dace’ Seele auszulöschen. Er stößt ihn Dace fest gegen die Schulter, schubst ihn unsanft und brüllt: »Zeig dich der Menge. Lass diese Sünder das wahre Gesicht eines Dämons sehen!«
    Zu meinem Verdruss gibt Dace schnell nach. Die Betrunkenen werden vorübergehend ernüchtert, als sie Dace lächeln und winken sehen.
    »Das ist kein Dämon, das ist Dace Whitefeather!«, ruft jemand, woraufhin die Menge grölt und eine weitere Bierflasche auf Suriels Kopf zufliegt und ihn diesmal nur knapp verfehlt.
    »Das ist ein Dämon in Menschengestalt!«, ruft Suriel. »Und ich kann es euch beweisen!«
    Begierig auf ein aufregendes Spektakel, beginnt die Menge zu skandieren: »Beweisen – beweisen

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