Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
– beweisen!« Geduckt verstecke ich mich zwischen ihnen, während ich instinktiv das Beutelchen an meinem Hals drücke und verzweifelt nach Auswegen suche.
Was zum Teufel treibt Dace da? Was denkt er sich dabei? Und warum starrt er die Schlange an, obwohl er doch eher Suriel im Auge behalten müsste?
»Ein gerechter Mann, ein wahrhaft gerechter Mann des Wortes ist stets geschützt. Ich selbst bin der lebende Beweis dafür. Seit dreißig Jahren gehe ich mit den giftigsten Schlangen der Welt um und wurde noch nie gebissen. Aber du, Junge, ich fürchte, du wirst nicht so viel Glück haben.« Suriel wendet sich an Dace, legt ihm die Hände auf die Schultern und starrt ihm intensiv in die Augen. »Jetzt seht euch das an! Anscheinend hast du deine Seele wiederbekommen.« Er fährt sich zweimal mit der Zunge um den Mund. Wischt sich die Hände vorn an seinem billigen Kunstfaseranzug ab. »Keine Ahnung, wie du das geschafft hast, aber in meinen Augen macht das die Beute nur noch verlockender!«
»Dämonen haben keine Seelen!«, schreit jemand. »Du bist ein falscher Prophet! Du bist ein …«
Ehe er zu Ende sprechen kann, übertönt ihn Suriel. »Dämonen sind Trickster – abscheuliche Wesen! Und Dämonen mit einer Seele sind die allergefährlichsten, weil sie in Menschengestalt unter uns wandeln können!« Voller Genugtuung über ihr verblüfftes Schweigen wendet er sich erneut an Dace. »Junge, ich habe dich gerade beschuldigt, ein Dämon zu sein. Würdest du zustimmen, dass mein Urteil korrekt ist?«
Dace zuckt die Achseln und antwortet, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von der Schlange zu nehmen. »Das wird sich weisen.«
Sein Spruch kommt bei den Gaffern gut an. Sie brechen in grölendes Gelächter aus, johlen, jubeln und feuern ihn weiter an. Ein paar laufen sogar in den Club, um ihren Freunden zu sagen, dass sie herauskommen und zuschauen sollen. »Lasst euch von dem, was ihr vor euch seht und hört, nicht beirren!«, tönt Suriel, verzweifelt darum bemüht, die Masse wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Ein Dämon, ein echtes Untier, würde seine wahre Identität niemals eingestehen. Es gibt nur einen Weg, um die Gerechten von den Sündern zu unterscheiden.« Vorsichtig wickelt er sich die Schlange vom Hals und hält sie Dace hin. Sowie ich das sehe, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich bis ganz nach vorn durchzudrängen.
Vielleicht ist Dace gar nicht freiwillig dort oben.
Vielleicht wurde er tatsächlich gezwungen.
Obwohl ich keine Ahnung habe, wie er dort hingekommen ist, bin ich entschlossen, diesen Wahnsinn zu stoppen, bevor er weiter eskaliert.
Ich stemme mich gegen die blutrünstige Menge, wobei mir von den alkoholischen Ausdünstungen, die aus ihren Mündern strömen und aus ihren Poren sickern, fast übel wird. Vorn angelangt, muss ich mit ansehen, wie Dace bereitwillig den Kopf senkt und sich von Suriel die zischende, sich windende Klapperschlange um den Hals hängen lässt. Plötzlich packt mich jemand unsanft am Arm und zieht mich in die Menge zurück.
»Allmählich Zeit für mich, die Gestalt zu wechseln.« Cade packt fester zu. Seine Finger hinterlassen tiefe Dellen in meiner Haut, während seine abgrundtiefen eisblauen Augen meinen begegnen. »Und genau wie geplant, ist mein Timing perfekt. Offenbar seid du und Dace tatsächlich füreinander bestimmt. Bestimmt, zum selben Zeitpunkt zu sterben. Tragisch-romantisch – bis zum bitteren Ende.«
Mit der freien Hand drückt er mir ein kaltes, scharfes Messer in die Seite, noch ehe ich nach meinem greifen kann, und lässt damit keinerlei Zweifel daran, dass er es zu benutzen gedenkt.
Unwillig schubse ich ihn fort.
Ramme ihm den Ellbogen in den Bauch, während ich ihm mit dem Fuß gegen das Schienbein trete.
Doch Cade ist unmenschlich stark. Er lacht mir bloß ins Ohr und hält mich nach wie vor fest. »Pass auf«, zischt er und dreht das Messer um, bis es die festen Maschen meines Pullis durchbohrt, ein Loch in das Top darunter reißt und mich ins Fleisch sticht.
Im Moment interessiert mich der Zustand meines Körpers herzlich wenig. Kaum nehme ich das eiskalte Metall wahr, das meine Haut durchbohrt, und das Rinnsal aus warmem Blut, das seitlich an mir herabläuft, da ich weiterhin erbittert gegen Cade ankämpfe, um zu Dace zu gelangen. Voller Entsetzen starre ich auf das Spektakel vor meinen Augen.
Dace.
An einen Stuhl gefesselt.
Mit einer Giftschlange um den Hals.
»Ein Biss, und er ist Geschichte!«, raunt mir Cade
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