Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
steigen und Lita in den surrealen Energiestrudel des Rabbit Hole folgen.
Sechs
Daire
I ch gebe es ja nur ungern zu, aber Warten gehört nicht zu den Dingen, die mir leichtfallen.
Anfangs kann ich es noch halbwegs ertragen, aber es dauert nicht lange, bis ich kribbelig werde. Und wenn mein Körper anfängt herumzuzappeln, dauert es nicht lange, bis mein Geist ebenfalls zappelig wird. Mein Kopf produziert eine endlose Parade selbstzerstörerischer Gedanken. Zweifelt an meinen Fähigkeiten. Hinterfragt meine Strategie. Fürchtet, dass ich Axel mit meinem Urteil unrecht tue. Dass ich paranoid bin. Dass ich alles völlig falsch verstanden habe.
Schließlich hat er mich gerettet.
Er hat Cade daran gehindert, meine Seele zu rauben.
Ganz zu schweigen davon, wie selbstlos er sich meiner angenommen und mich gepflegt hat, ohne je eine Gegenleistung zu verlangen.
Und dennoch, jedes Mal, wenn mich die lange Liste möglicher Fehlinterpretationen zu erdrücken droht, reicht ein Blick auf das gruselige, brautkleidartige Abendkleid, das ich trage, und ich bin wieder wild entschlossen, meinen Plan in die Tat umzusetzen.
Palomas Hinweis, dass Geduld die Gefährtin der Weisheit sei, kommt mir in den Sinn, und ich verlege mich wieder aufs Warten. Nutze die Zeit, um jedes noch so winzige Detail zu überdenken, wobei mir vollkommen klar ist, dass ich nur eine einzige Chance habe, die Sache durchzuziehen. Wenn ich zögere, wenn ich nur ein kleines bisschen ins Wanken gerate, ist alles verloren.
Axel ist größer. Stärker. Verfügt über magische Fähigkeiten, die meinen weitaus überlegen sind.
Es darf keinen Fehler geben.
Der Kies knirscht. Direkt vor meiner Tür.
Ich presse mich gegen die Wand, umfasse die Stuhllehne noch ein wenig fester, sehe, wie die Tür sich öffnet und wie Axel auf mein Bett zugeht.
Er spricht meinen Namen aus. Schüttelt sanft den Haufen, den er für meinen Körper hält. Ohne zu ahnen, dass ich meinen Bademantel und die sauberen Handtücher zweckentfremdet habe, um meine schlafende Gestalt zu simulieren, bis der Haufen unter seiner Berührung auseinanderfällt.
Er dreht sich um, die lavendelfarbenen Augen verwirrt aufgerissen, als er sieht, dass ich, den Stuhl drohend über seinem Kopf haltend, hinter ihm lauere.
»Daire?«
Es ist das Letzte, was er sagt, bevor ich den Stuhl auf seinen Kopf niedersausen lasse. Kaum ist er bewusstlos zu meinen Füßen zusammengesackt, stürme ich schon los in Richtung Freiheit, werfe einen letzten Blick auf seinen reglosen Körper, hauche eine stumme Entschuldigung und verriegele die Tür.
Sieben
Xotichl
N ach endlosen Runden durch den Club kehrt Lita an unseren Tisch zurück, knallt ihre Tasche auf einen freien Stuhl, setzt sich Auden und mir gegenüber und sagt: »Keine Spur von Cade. Und glaubt mir, ich habe in jedem Winkel gesucht. Auch in Leandros Büro, was mehr als unangenehm war, weil er selbst gerade drinnen war. Ich hab sogar auf der Toilette nachgesehen. Ich würde es Cade nämlich glatt zutrauen, dass er unter die Türen lugt. Aber nein, nada , niente .«
»Und Phyre?« Ich beuge mich zu ihr vor, damit ich sie trotz der lauten Musik verstehe.
»Phyre ist einfach … Phyre. Ich meine, ich weiß, sie ist wunderschön und so weiter, aber sie ist auch total schräg und absolut verlogen, weshalb ich nicht verstehen kann, wieso alle so auf sie abfahren.«
»Ich weiß nicht, ob alle sie für schräg und verlogen halten«, entgegne ich, als Auden unruhig gegen meinen Daumen stupst. Ein sicheres Zeichen dafür, dass ihn das bevorstehende Treffen mit dem Mann von der Plattenfirma nervöser macht, als er zugibt. »Ich glaube, wir sind die Einzigen, die so von ihr denken.«
»Na ja, es ist ja noch nicht so lange her, als Daire neu war und keiner sie mochte«, sagt Lita. Und bevor ich ihr den Grund dafür unter die Nase reiben kann, fügt sie hinzu: »Andererseits war das wohl in erster Linie mein Fehler, da ich sie bei so ziemlich allen schlechtgemacht habe. Wie auch immer, es wäre wirklich schön, wenn ein paar neue Jungs in die Stadt kämen. Es geht euch doch sicher auf die Nerven, mich ständig an der Backe zu haben.«
Auden und ich wollen ihr widersprechen, doch Lita schneidet uns das Wort ab. »O bitte. Fangt erst gar nicht an, es abzustreiten. Mir gefällt es auch nicht, das könnt ihr mir glauben. Und ich würde es wahnsinnig gern ändern, aber leider sind wir hier in Enchantment. Was bedeutet, dass es hier im Ort keinen einzigen Jungen gibt, der
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