Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
für ein Date infrage käme. Wollt ihr wissen, woran das liegt?« Sie hält inne, um die dramatische Wirkung ihrer Worte zu steigern. »Es ist mein Karma.« Zur Bekräftigung schlägt sie mit der Hand auf den Tisch.
»Dein Karma? Wieso denn das?« Ich rücke ein bisschen näher zu Auden, lege den Kopf auf seine Schulter und versuche, seine Nervosität zu lindern, indem ich ihm ein Gefühl der Ruhe vermittele.
»Weil ich so ein schreckliches Biest war. Weil ich jeden, den ich nicht mochte, zum uncoolen Loser abgestempelt habe.«
»Du fandest mich uncool?«, fragt Auden mit gespielter Entrüstung.
»Na ja, als Leadsänger der einzigen anständigen Band in der Stadt hattest du einen gewissen Vorteil. Aber machen wir uns nichts vor, ich war eine böse Hexe.«
»Das warst du allerdings«, bestätige ich, weil ich keinen Sinn darin sehe zu leugnen, was wir alle längst wissen.
»Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich jetzt für meine Gemeinheiten bezahlen muss.«
»Glaubst du das im Ernst?« Ich lache. Ich kann nicht anders. Obwohl ich durchaus an ein Karma glaube, scheint mir dies kein besonders gutes Beispiel dafür zu sein.
»Wieso lachst du?« Litas Energie flammt auf, ihr Tonfall klingt abwehrend. »Früher oder später rächt sich alles.«
»Dann willst du uns also weismachen, dass es in Enchantment keine neuen Jungs gibt, weil du früher so gemein zu allen warst, die du als deiner unwürdig betrachtet hast. Und es hat nichts damit zu tun, dass Enchantment ein unattraktives Nest ist, mit fallenden Immobilienpreisen, miesen Jobangeboten und einer bösartigen Kojotenfamilie, die das Sagen hat.«
Lita stöhnt. »Wenn du es so ausdrückst, klingt es nicht so sehr nach Karma, sondern mehr nach Narzissmus. Als würde ich glauben, die Welt dreht sich nur um mich.«
»Nicht die Welt«, sagt Auden. »Nur Enchantment.«
»Na ja, früher hat sie sich tatsächlich um mich gedreht, zumindest habe ich das gedacht. Es ist noch nicht lange her, da habe ich Dace als Vollidioten abgestempelt und Daire gehasst und bin verrückt nach Cade Richter gewesen. Und jetzt, wo ich aufgewacht bin, denke ich daran, was ich in all den Jahren versäumt habe, als ich Leuten wie dir, Auden und Dace keine Chance gegeben habe. Ich dachte nur an mein Image, wie cool mich alle fanden und so weiter …« Ihre Stimme verklingt, und sie rutscht auf dem Stuhl herum. »Und auch wenn ich es nicht gern zugebe, war es mir so wichtig, Cade bei Laune zu halten und für unsere Beziehung zu kämpfen, dass ich kaum etwas anderes wahrgenommen habe. Fast so, als wäre ich von ihm besessen gewesen. Aber ist es nicht komisch, erst war ich hin und weg, und mit einem Mal hatte ich genug von ihm?«
Ich denke über ihre Worte nach und weiß nicht, was ich darauf antworten soll, bis ich es mit der Wahrheit versuche. »So seltsam, wie du denkst, ist es gar nicht …« Ich spüre, wie Auden sich neben mir verkrampft und mich zur Vorsicht mahnt, indem er seinen Daumen fest gegen meinen presst. Daire war immer entschlossen, Lita vor der Wahrheit zu schützen, und sie wollte, dass ich sie ebenfalls davor bewahre. Aber Daire ist nicht mehr hier, und ohne sie müssen wir uns allein durchschlagen. Was bedeutet, dass es besser ist, wenn so viele Leute wie möglich die Wahrheit über diese Stadt und die Richters, von denen sie regiert wird, erfahren.
Lita schiebt die Ellbogen näher an mich heran. Ich spüre, wie sich ihre Energie verlagert, und höre ihren Stuhl knarren. »Red weiter«, sagt sie. »Du hast meine volle Aufmerksamkeit.«
»Okay. Aber hör zu, ehe du dir noch eine Cola bestellst, sollen wir nicht lieber von hier verschwinden?«
»Woher weißt du, dass ich mir noch was zu trinken holen wollte?«
»Ich hab dich ein paar Scheine aus dem Portemonnaie ziehen hören.«
»Im Ernst?«
Ich zucke die Achseln. Finde es lustig, wie leicht es für blinde Menschen ist, Sehende zu beeindrucken.
»Wahnsinn! Sieht so aus, als wäre wirklich was dran an der Sehkraft der Blinden! Na, mir soll’s recht sein. Der Laden hier ist mir sowieso unheimlich. Hier gibt es zu viele Erinnerungen. Vor allem schlechte. Und wohin wollen wir als Nächstes? Ihr wisst ja, dass es keine große Auswahl gibt.«
»Seid ihr sicher?«, fragt Auden, und seine Worte werden begleitet von einem unentschlossenen Braunrot, das ich mit einem kurzen Kopfnicken vertreibe. »Ich würde euch ja gerne begleiten, aber ich habe einen Termin. Lita, ich verlasse mich darauf, dass du gut auf meine Liebste
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