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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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kommt.
    »Bitte lass das hier«, sage ich. »Ich musste zu lange ohne beides auskommen.«
    Sie nickt zustimmend und schiebt die Kordeln so zurecht, dass mir die Talismane über den Rücken hängen. »Die Wunde ist ernst«, murmelt sie, ergänzt durch ein paar spanische Flüche, die ich nicht verstehe.
    »Du solltest mal sehen, was er innen mit mir angestellt hat«, witzle ich. »Er hat mir das Herz fast in zwei Hälften zerschnitten. Ich war wirklich dem Tod nahe, als mich Axel wiederbeatmet, in die Oberwelt mitgenommen und seine legendären Zauberkräfte eingesetzt hat, um mich wieder zusammenzuflicken.« Ich sehe meine Freundinnen an und registriere, wie sich Xotichl zu mir herbeugt, während mich Lita fasziniert und entsetzt zugleich ansieht. Sie wissen nicht, was sie verstörender finden sollen – meine entstellende Narbe oder die lässige Art, wie ich die Ereignisse schildere.
    »Ich mache dir einen Breiwickel«, sagt Paloma. »Dann verblasst die Narbe schneller.«
    Sie kommt mühsam auf die Beine und will schon etwas aus ihrem Arzneischrank holen, als ich sie aufhalte. »Das ist nicht nötig. Ich behalte die Narbe lieber.«
    Sie sieht mich an. Alle drei sehen mich an. Drei Gesichter mit den gleichen besorgten Mienen.
    »Glaub mir, du willst garantiert, dass sie verblasst«, gibt Lita zu bedenken. »Lass dir das von jemandem gesagt sein, dem die Erinnerung an Cade ins Gedächtnis eingebrannt ist. Ich würde sie auslöschen, wenn ich könnte.«
    »Ich erinnere mich lieber«, widerspreche ich. »Das schärft mir zumindest für immer ein, dass ich mich in Gegenwart eines Richters nie wieder verwundbar zeigen darf.«
    »Glaubst du wirklich, dass du daran erinnert werden musst? Nach allem, was du durchgemacht hast?« Xotichl reckt das Kinn in meine Richtung.
    »Okay, dann nutze ich die Erinnerung, um an meinen Erfolg zu denken«, sage ich, überzeugt davon, dass es dagegen nichts einzuwenden gibt. »Das führt mir immer vor Augen, dass ich es trotz Cades Eingreifen geschafft habe, die Prophezeiung abzuwenden und Dace das Leben zu retten.«
    Sowie die Worte meinen Mund verlassen haben, verstummen sie. Alle drei wenden sich gezielt ab und schauen irgendwohin, bloß nicht zu mir. Lita studiert ihre Hände, Xotichl senkt das Kinn auf die Brust und spielt mit dem Saum ihres Pullis. Nach längerem Schweigen sieht Paloma mit tief betrübtem Blick zu mir auf.
    »Was ist denn?«, frage ich, wobei sich meine Stimme misstrauisch hebt. »Was ist los? Kann mir mal jemand sagen, was passiert ist? Wo ist Dace?«
    » Nieta …«, setzt Paloma an.
    Doch Xotichl schneidet ihr das Wort ab. »Daire, das war nicht die Prophezeiung.«
    »Natürlich war sie das!« Ich sehe sie an, als wären sie alle verrückt geworden. »Ich weiß genau, wie die Prophezeiung ging. Ich habe sie Wort für Wort auswendig gelernt! Die andere Seite der Mitternachtsstunde läutet als Vorbote dreimal – Seher, Schatten, Sonne – zusammen kommen sie – sechzehn Winter weiter – dann wird das Licht gelöscht – und Finsternis steigt auf unter einem von Feuer blutenden Himmel!« Ich rezitiere die Vorhersage so hastig, dass ein Wort mit dem nächsten verschmilzt. »Wenn das nicht die Prophezeiung war, dann weiß ich nicht, was sie sein soll! Ich, Dace und Cade – wir sind alle am selben Tag geboren, kurz nach Mitternacht, vor sechzehn Jahren. Seher, Schatten, Sonne, das ist der Code für uns drei. Der Himmel hat in unserem sechzehnten Winter Feuer geblutet, an Heiligabend. Und am Schluss hat Cade mich getötet. Nur dass er es nicht geschafft hat. Er glaubt nur, er hätte es getan.« Ich halte inne, da ich einen Augenblick brauche, um Luft zu holen, bevor ich weiterspreche. »Der Himmel hat Feuer geblutet! Ich weiß, dass ihr es alle gesehen habt – es kann nicht sein, dass ihr das nicht mitbekommen habt!«
    »Natürlich haben wir es gesehen«, sagt Xotichl. »Der Punkt ist nur – es war kein Naturereignis.«
    Ich blicke hektisch zwischen ihnen hin und her und habe keine Ahnung, was das bedeutet.
    »Der Zeitpunkt war richtig«, erwidert Paloma ruhig und entschieden. »Aber Cade war zu ungeduldig, um es von selbst ablaufen zu lassen, und so hat er es herbeigezwungen. Cade hat den Himmel zum Brennen gebracht.«
    »Ich … das verstehe ich nicht.« Meine Stimme klingt distanziert, als gehörte sie jemand anders. »Ich begreife es nicht«, wiederhole ich, doch in Wahrheit dämmert es mir allmählich.
    Ein vergessener Ort in meinem Gedächtnis ist jetzt zum

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