Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
Vom Netzwerk:
kennenlernen?« Xotichls Miene leuchtet beim Gedanken an eine mögliche Begegnung mit Fledermaus auf, die sie begleitet, seit sie auf der Welt ist, und es betrübt mich sehr, dass ich sie enttäuschen muss.
    »Ich hatte gehofft, sie würden auf uns warten. Normalerweise tun sie das«, erkläre ich ihr. »Aber bei dieser Kälte und dem vielen Schnee kann ich nur vermuten, dass sie irgendwo überwintern.«
    Und da sie uns nicht führen können, wenn sie schlafen, bedeutet das nichts Gutes.
    Aber ich behalte meine Bedenken wohlweislich für mich. Es hat keinen Zweck, meine Freundinnen zu beunruhigen, solange ich doch nur ohne jeden Beweis herumspekuliere.
    »Dann würde ich also normalerweise Opossum hier unten treffen?« Lita wickelt sich eine lange Haarsträhne um ihren behandschuhten Finger.
    Ich nicke, aber eigentlich bin ich derart damit beschäftigt, mir zu überlegen, welchen Weg wir einschlagen sollen, dass ich die Frage kaum wahrnehme.
    »Wenn Opossum also hier wäre, könnte ich ihn wirklich kennenlernen, und er würde nicht versuchen, mich zu beißen?«, fragt sie, als wäre so etwas kaum vorstellbar.
    »Ja, Lita. Du und dein rotäugiger Opossum würdet zusammen durch den Wald tollen, genau wie in einem Disney-Film.«
    Xotichl lacht.
    »Das ist überhaupt nicht schmeichelhaft«, schmollt Lita. »Ich meine, warum kann ich kein niedlicheres Geisttier haben? Etwas Putziges, Flauschiges, wie zum Beispiel ein Häschen? Oder auch etwas Cooles wie einen Fuchs?« Dann, als sie begreift, was sie gerade gesagt hat, sieht sie sich um und sagt mit erhobener Stimme: »War nur ein Witz. Nicht beleidigt sein! Hab dich lieb, Opossum!«
    Ich stelle mich vor meine Freundinnen und hoffe, ich kann meine Verwirrung darüber verbergen, welche Richtung wir nun einschlagen sollen, wo doch nichts mehr so aussieht, wie ich es kannte. Dann hebe ich eine Hand an die Stirn und sehe mich erneut um, während Xotichl und Lita hinter mir derart penetrant quasseln, dass ich beinahe versucht bin, etwas zu sagen, was ich ewig bereuen würde. Doch ich verkneife mir einen Kommentar und betrachte die Situation aus ihrem Blickwinkel.
    Jeder geht auf seine Weise mit Stress um. Manche wenden sich nach innen, so wie ich. Andere kehren alles nach außen, wie die beiden. Und trotz der schlimmen Umstände, mit denen wir konfrontiert sind, müssen sie ganz schön beeindruckt davon sein, die bekannte Welt verlassen zu haben und in eine andere eingetaucht zu sein, von deren Existenz die meisten Menschen nicht einmal etwas ahnen. Es ist die gewaltige Tragweite der anstehenden Aufgabe, die mich missmutig macht, nicht die beiden. Ganz zu schweigen davon, dass die Schneemassen und die Kälte allmählich an mir zehren.
    Habe wirklich ich das alles ausgelöst? Wurde mein letzter Wunsch vor dem Tod in groteskem Ausmaß erfüllt?
    »Auch wenn der endlose Schneefall irgendwie nervig ist, bringt er doch eine Art klarer, stiller Schönheit mit sich, oder nicht?« Xotichls Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
    Lita und ich wirbeln zu ihr herum, und wir übertönen uns gegenseitig, als wir gleichzeitig rufen: »Xotichl – du kannst es sehen ?«
    Ihr herzförmiges Gesicht verzieht sich zu einem Grinsen.
    »Ehrlich?« Lita steht mit großen Augen vor ihr.
    »Freu dich nicht allzu sehr.« Xotichl lacht und stupst Lita sachte am Arm, bis sie sich wieder regt. »Ich kann es nicht auf dieselbe Weise sehen wie ihr. Aber ich kann sämtliche Linien, Kurven und Umrisse so deutlich erkennen wie nie zuvor. Normalerweise sehe ich nur die farbigen Energiemuster, die Menschen und Gegenstände ausstrahlen. Aber das jetzt – also, das ist etwas ganz anderes.«
    »Gut zu wissen, dass dieser Ort doch noch einen Teil seiner Magie behalten hat.« Ich wechsle einen erstaunten Blick mit Lita, während ich ein paar Schritte weitergehe und Lita Xotichl ins Kreuzverhör nimmt. Sie besteht darauf, dass sie ihr alles, was sie sieht, bis ins Kleinste beschreibt.
    Als ich stehen bleibe, um mich zu orientieren, kommt Lita zu mir. »Ich hoffe, es ärgert dich nicht, dass wir so viel quasseln, obwohl wir doch eigentlich nach Dace Ausschau halten müssten? Aber es ist einfach … es ist so super, dass Xotichl jetzt sehen kann und so …«
    Ich schüttle den Kopf und sehe mich um.
    »Was ist denn?«, hakt sie nach. »Sind wir da?«
    Ich presse die Lippen zusammen und schlucke ein Seufzen hinunter. Meine Freundinnen sollen nicht wissen, wie verloren wir sind.
    »Wissen wir überhaupt, wo hier ist?«

Weitere Kostenlose Bücher