Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
halten kann. Das und ganz viel Glauben daran, dass die Heilung durch die vereinten Bemühungen von dir, Axel und dem Frühling weiter fortschreiten wird.«
Ein Blick in ihr Gesicht und ihre steife Haltung sagen mir, dass sie da skeptisch ist.
»Pass auf, ich weiß, dass du Angst hast, mich noch einmal zu verlieren, nachdem ich gerade erst vor einem Tag zurückgekommen bin, aber wir wissen doch beide, was los ist. Wir beide kennen die ererbten Gefahren, die das Dasein als Soul Seeker mit sich bringt.«
»Zu meiner Zeit war es nicht ganz so gefährlich.« Sie fingert nervös an den kleinen Perlmuttknöpfen ihrer Strickjacke herum.
»Irgendwie bezweifle ich das.« Ich gehe zu meinem Schrank und suche nach meiner alten Armeejacke, finde sie aber irgendwie nicht. »Damals gab es auch schon Richters, genau wie heute.«
»Oh, aber Cade ist eine ganz neue Art von Richter«, entgegnet Paloma, und so gern ich es auch abstreiten würde, wissen wir doch beide, dass es wahr ist. »Ich fürchte trotzdem, dass du noch unter Adrenalin stehst. Und auch wenn du dich jetzt stark fühlen magst, das wird nicht anhalten. So etwas ist nie von Dauer. Du brichst zwangsläufig irgendwann zusammen, und was dann?«
»Du hast recht.« Ich lasse die Hände sinken und setze die Suche nach der Jacke mit der Suche nach Schuhen fort. »Wie meistens. Aber der Punkt ist, Adrenalin ist alles, was ich habe, also wird es wohl reichen müssen. Ich bin stärker, als du denkst, abuela .« Ich schlüpfe in ein Paar alte Sneakers. »Und trotz der Narbe auf der Brust bin ich nicht annähernd so geschwächt, wie ich aussehe. Außerdem bin ich die Einzige, die die Aufgabe übernehmen kann. Ich wurde dafür geboren.«
»Aber deine Ausbildung …«
»Meine Ausbildung wurde im Eilverfahren durchgezogen, ich weiß. Aber du hast mir vieles beigebracht, und das gründlich. Das wird genügen müssen. Es gibt nur eines …« Ich fasse in meine Tasche und ziehe das blutverschmierte Athame heraus. »Cade hat das hier benutzt, um mich zu töten. Und Dace hat es benutzt, um Cade zu töten. Ich frage mich, wie all das geschehen konnte, obwohl wir es mit Valentinas Essenz geweiht haben. Hätte mich das nicht schützen müssen?«
»Es hat dich geschützt. Du bist immer noch hier. Und Dace auch.«
»Axel hat mich gerettet. Und Kojote hat Dace quasi stellvertretend gerettet.«
»Wer weiß, was für Mächte am Werk sind.« Sie nimmt mir das Messer ab. »Ich kümmere mich darum«, erklärt sie mit festem Blick, »wenn du noch drei Dinge erledigst, bevor du gehst.«
Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte.
»Erstens: Ruf deine Mutter an.«
Ich lasse den Kopf in die Hände sinken, entsetzt, dass ich daran erinnert werden musste. Jennika muss völlig fertig sein. Ganz zu schweigen davon, dass sie mir nie verzeihen wird, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe.
»Und zweitens, wenn du deine Jacke suchst, die ist in meinem Zimmer. Ich weiß, dass du sehr an ihr hängst, deshalb habe ich mir erlaubt, sie zu flicken.«
Ich lächle dankbar. »Und drittens?«
»Komm in mein Schlafzimmer, wenn du fertig bist. Es muss noch ein letztes Ritual vollführt werden.«
Paloma nimmt zwei übergroße Kissen von ihrem Bett und legt sie ein kleines Stück daneben auf den bunten handgewebten Teppich. Er ist umgeben von einem dicken Streifen Salz und in Abständen von ein paar Zentimetern aufgestellten, spitz zulaufenden weißen Kerzen. »Deine Mutter ist sicher sehr erleichtert«, sagt sie.
»Erleichtert, weil ich noch lebe. Und wütend, weil ich sie nicht sofort nach meiner Rückkehr angerufen habe. Bei jedem Wort, das ich gesagt habe, ist sie in Tränen ausgebrochen und hat mir vorgejammert, dass sie schon Angst hatte, nie mehr meine Stimme zu hören. Im nächsten Atemzug hat sie mir dann versichert, dass sie tief in ihrem Inneren immer gewusst hätte, dass ich noch lebe. Du weißt schon, typisch Jennika eben.« Ich denke an das Gespräch zurück und nehme mir fest vor, sie in L. A. zu besuchen, sobald dieser ganze Ärger hier vorüber ist. »Ach, und nur damit du Bescheid weißt, sie hat damit gedroht, ins erstbeste Flugzeug zu steigen, das hierherfliegt.«
Palomas Augen blitzen erschrocken auf, etwas, was ich nur selten zu sehen bekomme. Aber so geht es vielen Leuten allein beim Gedanken an Jennika.
»Ich habe versucht, es ihr auszureden. Ihr gesagt, ich sei sowieso kaum zu Hause. Dass ich heute Abend in eine andere Dimension vordringen werde und keine Ahnung habe, wie
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