Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
die Kerzen, nieta . Ich weiß, du kannst es.«
Ich lösche nicht nur die Kerzen, sondern lasse auch den Salzring verschwinden. Doch trotz meiner Erfolge bin ich noch weit entfernt von dem Können, das ich brauche, um den Feind zu besiegen.
»Selbst wenn dich einige der Bilder verstört haben mögen, waren sie dazu gedacht, dich zu stärken und dich an den Ernst der dir jetzt bevorstehenden Aufgabe zu erinnern. Und obwohl es leicht ist, Kojote zu hassen, darfst du dich nicht von deinem Hass leiten lassen. Hass führt immer zu übereilten Handlungen und späterer Reue. Ganz gleich, was von nun auch geschieht, du darfst niemals deinen niederen Instinkten nachgeben. Überlass den Hass ihnen. Wenn du El Coyote besiegen willst, musst du größer, besser und stärker werden, als sie je sein können.«
»Aber wie? Du hast doch dasselbe gesehen wie ich – ich verliere zwangsläufig – wie wir alle!«
»Da habe ich etwas anderes gesehen.«
Ich blicke sie verständnislos an.
»Deine Geschichte ist formbar. Du entscheidest selbst.«
»Aber wenn all meine Vorfahren vor mir gescheitert sind, wie soll es dann bei mir anders sein?«
»Es ist alles eine Frage der Perspektive, nieta . Du kannst deine Vorfahren als Versager betrachten oder sie als mehrere Generationen von Suchenden sehen, die es geschafft haben, die Richters an der kompletten und totalen Zerstörung zu hindern.«
Ich denke einen Augenblick über ihre Worte nach. Sie leuchten mir ein, aber sie trösten mich nicht wirklich. »Trotzdem, letztlich haben die Richters immer die Oberhand errungen. Warum soll es bei mir anders laufen?«
»Weil dein Licht dir den Weg weisen wird.«
»Und das war bei den anderen nicht der Fall?«
»Das soll nicht deine Sorge sein. Abgesehen von den Fertigkeiten, die ich dich gelehrt habe, musst du nur wissen, dass Finsternis niemals Finsternis besiegen kann – das kann nur Licht. Nutze dein Licht, nieta . Lern, ihm zu vertrauen. Es ist das verlässlichste Werkzeug, das du hast.«
Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. »Dann kann ich das Athame also hierlassen?«, frage ich, begierig nach einer kleinen Auflockerung der reichlich düster gewordenen Stimmung.
»Nein, nimm das Athame mit.« Paloma schmunzelt verständnisvoll. »Es kann nie schaden, noch ein bisschen Verstärkung in der Hinterhand zu haben.«
Als ich auf das Messer hinabsehe, kommen alle möglichen Bedenken wieder hoch. »Bist du sicher, dass es in Ordnung ist?« Ich muss daran denken, wie es mich letztes Mal im Stich gelassen hat.
»Wenn du an seinen Fähigkeiten zweifelst, zweifelst du auch an deinen eigenen Fähigkeiten«, erwidert Paloma, als würde sie meine Gedanken lesen. »Du darfst nie in diese Falle tappen.«
Ich stehe auf und drücke sie fest an mich. »Ich bin ja so stolz auf dich«, sage ich und muss ein Schluchzen unterdrücken. »Ich hoffe nur, dass ich mich eines Tages deines Beispiels würdig erweisen kann.«
»Das hast du doch schon«, entgegnet sie, doch auch wenn sie es gut meint, weiß ich, dass das nicht stimmt. Oder zumindest noch nicht.
»Ich muss los.«
Paloma geht zur Kommode und holt meine grüne Armeejacke heraus.
»Meine Finger sind leider nicht mehr so geschickt wie früher, aber da ich weiß, dass das eines deiner Lieblingsstücke ist, habe ich mich bemüht, es zu reparieren.«
Ich fahre mit dem Finger über die frischen Nähte, mit denen sie die von Cade Richter verursachten Risse geflickt hat. Ganz ähnlich wie Axel das Loch geflickt hat, das Cade in mein Herz gerissen hat. Wenn sich nur alles so leicht reparieren ließe.
Ich wende den Blick ab, bis ich die drohenden Tränen erfolgreich unterdrückt habe, während sie mir in die Jacke hilft. Mit geschickten Fingern streicht sie den Kragen glatt. »Ich würde ja mitkommen, aber …«
Grinsend sehe ich sie an. »Warum das denn? Die Musik ist zu laut, die Getränke sind überteuert, und das Essen ist fade.«
Der Scherz hält sich nur einen Moment lang, ehe ihre Miene wieder bitterernst wird. »Sei vorsichtig, nieta .«
»Immer«, verspreche ich und gehe zur Tür, in der Hoffnung, dass sie mir das glaubt.
»Aber sei auch schlau. Und vergiss nie, um mächtig zu werden, musst du eine gewaltige Macht durch dich wirken lassen. Niemand ist allein auf der Welt.«
Ich fange ihren Blick auf und nicke. Dann gehe ich hinaus zu Lita, die im Auto auf mich wartet.
Sechzehn
Daire
F ür einen Werktag ist heute Abend wesentlich mehr los, als ich erwartet hätte«, stelle ich
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