Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
platinblonden Haars hinters Ohr und spielt mit ihrer silbernen Creole. Ihre Hand scheint unter der Last des wuchtigen Steins an ihrem Finger fast herabzufallen. Ein großer, viereckig geschliffener, strahlend blauer Turmalin an einem Platinring, gesäumt von etwas kleineren blauen Turmalinen, die, so vermute ich, direkt aus Cades Mine stammen.
»Da haben wir anscheinend was gemeinsam.« Ich zeige auf ihren neuen Verlobungsring, der fast dreimal so groß ist wie der, den sie zuvor getragen hat. Irgendetwas daran, wie sie die Hand hebt und mit den Fingern wedelt, fasziniert mich. Ihre Augen werden groß vor Bewunderung für ihren Schmuck und noch etwas … etwas anderem, was ich nicht recht einordnen kann.
Mit verträumtem Blick antwortet sie mir. »Übrigens, ich bin deiner Mom für alles dankbar, was sie für mich getan hat. Sie hat mir echt geholfen. Weit über das Notwendige hinaus.«
»Jennika ist ein guter Mensch. Allzeit bereit, Leuten in Not unter die Arme zu greifen.«
Marliz lässt die Hand wieder fallen, und ihr Blick wird klar. »Aber bild dir bloß nichts ein. Ich habe nicht vor, ihr den Gefallen zu vergelten.«
»Jennika geht’s gut. Sie braucht deine Hilfe nicht.« Der scharfe Unterton in ihrer Stimme und ihr seltsamer Blick sagen mir, dass das kein zufälliges Gespräch ist. Marliz hat einen Plan. Alle Richters, und in ihrem Fall auch die Richters in spe, verfolgen einen Plan.
»Sie braucht meine Hilfe vielleicht nicht, aber du.« Marliz mustert mich hartnäckig. Sie sieht aus, als würde mein Anblick sie quälen. »Geh nach Hause, Daire. Geh wieder dorthin zurück, wo du hergekommen bist.« Sie scharrt mit der Stiefelspitze über den schmutzigen Teppich.
»Das hast du schon gesagt, als wir uns das erste Mal begegnet sind.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, dass du mal zuhörst. Das ist der beste Rat, den ich dir geben kann.«
»Und warum soll ich auf dich hören, wenn du es nicht mal schaffst, dich von Enchantment fernzuhalten?«
»Ich habe meine Gründe.« Sie sieht mit leuchtenden Augen auf den Stein an ihrem Finger herab.
»Lass mich raten – du bist wieder mit Gabe zusammen?«
Sie bestaunt weiter ihren Ring und nickt andeutungsweise.
»Dann bist du also bereit, dein Glück gegen eine Handvoll glitzernder Steine einzutauschen?«
Ihr Blick verhärtet sich zu etwas Finsterem, Animalischem. Damit fällt der letzte Anschein von Höflichkeit. »Du hast zehn Sekunden, um zu deinen Freundinnen zurückzukehren und mit ihnen den Club zu verlassen.«
Ich recke die Schultern und drücke meine Tasche fester an mich, so ziemlich auf alles gefasst. »Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht passieren wird.«
Sie taxiert mich lange, ehe sie die Finger in die Vordertasche ihres Minirocks quetscht, ihr Handy herauszieht und sagt: »Tut mir leid, das zu hören.«
»Nicht nötig. Soweit ich sehe, hast du viel größere Probleme als ich.« Ich will mich gerade umdrehen, von der Begegnung beunruhigt, jedoch nicht aus dem Grund, den sie vermutet.
»Ich mache keine Witze, Daire! Ich sage ihnen, was du vorhast!«
»Du hast keine Ahnung, was ich vorhabe«, knurre ich und beeile mich, Abstand zu ihr zu gewinnen.
»Du lässt mir keine Wahl!«, brüllt sie.
»Es gibt immer eine Wahl!« Ich drehe mich lange genug um, um zu sehen, wie sie etwas in ihr Handy eintippt und es sich ans Ohr hält, dann renne ich los.
Leandros Büro liegt genau vor mir. Die Tür steht offen, und ein Telefon klingelt.
Ich husche an der Tür vorbei und bin kaum auf der anderen Seite angelangt, als eine vertraute Stimme losbellt: »Was soll das – ich bin beschäftigt.« Gefolgt von: »Was? Die Suchende? Bist du sicher? Cade hat geschworen, dass sie tot ist!«
Aus Leandros Mund ertönt ein unterdrückter Fluch, gefolgt von einem harten Schlag mit der offenen Hand auf den Schreibtisch, ehe sich unter Quietschen und Knarren ein Körper aus einem steifen Ledersessel erhebt und ich, so schnell ich kann, den Flur entlangrase.
In mir tobt ein brennender Schmerz, und meine Lunge droht zu platzen. Doch ich verdränge die Qual und sprinte auf das Portal zu. Während ich Leandros Gebrüll hinter mir ignoriere, schiebe ich eine Hand in die Tasche, ziehe die Zigaretten heraus, die ich von Paloma bekommen habe, und stürze mich mit dem Kopf voraus hinein.
Ich breche durch die Wand, die eigentlich keine richtige Wand ist, presche hindurch auf die andere Seite, nur um von einer finsteren Stimme begrüßt zu werden. »Hallo, Daire. Als
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