Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
frage, ob sie absichtlich etwas verschweigt.
»Egal.« Lita zuckt gelangweilt die Achseln. »Es war höchste Zeit, dass sie jemand anders gefunden haben, den sie nachäffen können. Ihr habt ja keine Ahnung, wie entspannend es ist, mit Leuten abzuhängen, die dich nicht bis ins Kleinste kopieren wollen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ständig meinen Style geklaut haben. Das macht ihr beiden wenigstens nicht.«
»Ja, zumindest das spricht für uns«, lacht Xotichl.
»Okay, also, was ist der Plan?« Lita mustert meine vollgestopfte Tasche. »Und wie lange genau willst du wegbleiben? Deine Tasche sieht ja aus, als würde sie gleich platzen.«
»So lange es eben dauert«, erwidere ich, ehe ich mich an Xotichl wende. »Ist Cade hier? Spürst du seine Energie?«
Sie hebt das Kinn und checkt langsam den Raum ab. »Ich spüre seine Gegenwart. Er ist eindeutig im Haus, aber nicht hier im Raum. Die Energie ist vage.«
»Dann geht er also schon wieder aus und feiert? Typisch. Da trauert er ja schwer um den Verlust seines Zwillings.« Lita verdreht die Augen und schüttelt angewidert den Kopf.
»Hört mal«, sage ich leise und beuge mich zu ihnen. »Eigentlich hatte ich vor, noch ein bisschen mit euch zusammenzubleiben, ehe ich mich zum Portal aufmache. Aber da ich mir ziemlich sicher bin, dass der Türsteher Cade davon verständigt hat, dass ich hier bin, hat es keinen Sinn, irgendetwas vorzutäuschen. Ich ziehe einfach los und hoffe das Beste.«
»Und was ist mit uns? Was sollen wir tun?« Lita sieht mich voller Hoffnung auf einen coolen Auftrag an.
»Sei einfach so charmant wie immer. Misch dich unters Volk, lausche und beobachte. Und falls Cade auf dich zukommt, weis ihn nicht barsch ab.« Ich sehe sie ernst an. »Wir kümmern uns später um ihn. Das Gleiche gilt für Phyre: Wenn du ihr begegnest, sei nett. Nach allem, was du mir über ihren Vater erzählt hast, glaube ich, dass wir versuchen sollten, möglichst viel über sie herauszufinden.«
»Schare deine Freunde eng um dich, aber deine Feinde noch enger?« Lita zieht ironisch ihre perfekt gezupfte Augenbraue hoch.
»So was in der Richtung. Aber mal im Ernst, bleibt einfach cool. Ich kann mir nicht noch Sorgen darüber machen, dass ihr Ärger anfangt, wenn ich mich darauf konzentrieren muss, Dace zu finden.«
»Okay, ich gelobe feierlich, dass ich zumindest fürs Erste nicht wie eine Furie auf Cade losgehen werde. Aber nur, damit du’s weißt, wenn es so weit ist, will ich an deiner Seite sein und ihn umnieten.«
Ich wende mich bereits zum Gehen, als mir Xotichl noch etwas nachruft. »Aber sei vorsichtig«, warnt sie mich.
Ich nicke.
»Und wenn du nicht bald zurückkommst, gehen wir dir nach. Also keine langen Wiedersehensfeiern, wenn du ihn findest, okay?«
Ich ringe mir ein verkrampftes Grinsen ab und gehe hinaus auf den Flur. Die Wahrheit verschweige ich ihnen – nämlich dass sich Dace so stark verändert hat, dass ich nicht wissen kann, wie ich ihn vorfinde – oder ob ich ihm überhaupt helfen kann.
Aber ich muss es versuchen.
Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich muss es wenigstens versuchen.
Siebzehn
Daire
O bwohl ich ursprünglich vorhatte, schnurstracks und ohne irgendwelche Umschweife zum Portal zu gehen, überlege ich es mir auf Höhe der Toilette anders. Ich sage mir, dass ein bisschen Vorsicht noch niemandem geschadet hat, und halte einen Augenblick inne, um mich an die Wand zu lehnen und ziellos in meiner Tasche zu wühlen, während ich unausgesetzt nach Richters Ausschau halte. Irgendeinem Richter. Sie arbeiten alle gegen mich.
Sowie ich mich vergewissert habe, dass die Luft rein ist, mache ich mich auf in den langen Flur, der zum Portal führt. Doch ich schaffe nur ein paar Meter, als mir von hinten eine vertraute Stimme etwas nachruft.
»Daire. Daire Santos.«
Ich senke das Kinn und beschleunige meinen Schritt.
»Tu bloß nicht so, als hättest du mich nicht wahrgenommen. Wir wissen beide ganz genau, dass du mich gehört hast. Ich krieg dich, wenn’s sein muss.«
Da es keinen Sinn hat, die Sache noch schlimmer zu machen, als sie ohnehin schon ist, bleibe ich wie angewurzelt stehen.
»Wann bist du zurückgekommen?« Ihre spitzen Absätze bleiben immer wieder im Teppich hängen, während sie auf mich zugeht.
»Wann bist du zurückgekommen?« Ich drehe mich gerade rechtzeitig um, um ihr in die stark geschminkten Augen mit dem harten Blick zu sehen.
»Du lernst es nie, oder?« Sie steckt sich eine Locke ihres
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