Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
nicht kommen.« Er umklammert die Armlehnen so fest, dass es den Anschein hat, als koste es ihn enorme Beherrschung, sich nicht zu bewegen. »Du dringst unerlaubt hier ein, und das dulde ich nicht.«
»Ich weiß nicht, ob du eine Wahl hast.« Ich bleibe ungerührt stehen, während ich spüre, wie sich eine unangenehme Vorahnung kribbelnd in mir breitmacht.
»Toughe Worte von jemandem, der noch vor nicht allzu langer Zeit breitbeinig unter mir gelegen hat.«
Ich will schon auf ihn losgehen, wenn auch aus keinem anderen Grund, als ein für alle Mal dieses Grinsen von seinen Lippen zu löschen. Doch dann fallen mir all die Gründe ein, warum ich ihn nicht töten darf oder zumindest noch nicht. Deshalb zwinge ich mich dazu, ihn stattdessen böse anzufunkeln.
»Ein Jammer, dass uns Dace damals unterbrochen hat. Ich habe gespürt, dass du allmählich richtig in Fahrt gekommen bist.«
Er will mich ködern. Ich soll darauf einsteigen, die Fassung verlieren, doch ich beiße nicht an.
»Aber nachdem du ja jetzt wieder da bist … Also, allmählich glaube ich, tot hast du mir viel besser gefallen. Irgendwie ist die Erinnerung doch wesentlich reizvoller als die Realität.«
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe.« Meine Schultern heben und senken sich, als ich auf einen Punkt hinter ihm blicke und meinen nächsten Schritt kalkuliere.
Fünfundzwanzig Schritte von hier bis zur Höhle? Dreißig?
»Ach, du hast mich schon so oft enttäuscht, dass ich gar nicht mehr mitzähle.« Er trommelt mit den Fingern auf die Armlehnen, wobei sein metallener Ring mit so hartem Ton gegen das dunkle Holz schlägt, dass es überall um mich herum widerhallt.
»Na gut«, kontere ich. »Sind wir dann hier fertig?«
Er hebt das Kinn und starrt mich unverwandt an.
»Sind wir fertig mit dem Wortgeplänkel? Ist der Quizteil des Abends vorüber? Denn dann würde ich wirklich gern losziehen. Ich habe was zu erledigen.«
»Weiter kommst du nicht, Seeker.« Seine Iriden leuchten tiefrot, jedoch nur einen Moment lang, dann werden sie wieder eisblau und undurchsichtig. »Dein kleines Abenteuer endet hier. Jetzt.«
»Als ob du mich aufhalten könntest.« Ich mache einen weiteren Schritt vorwärts und bleibe erst stehen, als mein Knie fast gegen seines stößt.
»Was willst du denn machen, Seeker, mich küssen oder killen?« Er zwinkert amüsiert.
»Ich kille dich«, sage ich ganz gelassen, da ich einfach nur die mir bekannten Fakten konstatiere. »Nur jetzt noch nicht. Aber ich verspreche dir, eines Tages töte ich dich.«
»Klingt nach ’nem Date.« Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen.
»Das beste Date, das du je erleben wirst.«
Ich fege um seinen Sessel herum und sprinte los. Mit vollem Tempo rase ich durch den Tunnel, treibe mich unbarmherzig an, zwinge mich, größere Schritte zu machen, als das Dröhnen meiner Schritte, die hart auf den Blechboden trommeln, schon bald vom Geräusch der seinen ergänzt wird.
Wenn ich rein auf Adrenalin agiere, wie Paloma behauptet hat, dann hoffe ich nur, dass es lange genug anhält, um ihm zu entkommen.
Ein ohrenbetäubendes Crescendo von Schuhen auf Blech gellt mir in den Ohren und lässt meine Augen tränen, bis der nächste Schritt auf weicherem Grund landet – und mich aus dem Tunnel in die Höhle katapultiert.
Ganz im Gegensatz zu der spartanischen Höhle meiner Santos-Vorfahren demonstriert die Höhle der Richters erlesenen Luxus. Üppig. Nobel. Voll von edlen Antiquitäten und Kunstwerken an den Wänden. Unrechtmäßig erworbene Wertsachen.
Ich schlage einen Haken um die Couch und habe das Wohnzimmer schon fast durchquert, als Cade mit unfassbarer Geschwindigkeit von hinten herangerast kommt.
Er packt mich an der Schulter. Reißt an meinen Haaren. Bremst mich stark genug ab, um nach meiner Tasche zu greifen und an deren Gurt zu zerren. Die plötzliche Rückwärtsbewegung wirft mich nach hinten, sodass ich gegen seinen Brustkorb pralle.
Er fängt den Aufprall locker ab, hebt seinen freien Arm und presst ihn mir fest gegen den Hals. »Es ist zu spät für dich, Seeker«, zischt er, wobei sein Atem für die kalte Umgebung erstaunlich heiß ist. »Du hättest nie die Oberwelt verlassen dürfen. Dorthin hat dich doch der Leuchtende gebracht, nicht wahr?« Er lockert seinen Griff lange genug, dass ich es ihm bestätige, doch als ich stattdessen einen tiefen Atemzug nehme, zieht er seinen Schraubstockgriff wieder an. »Enchantment hat bereits um dich getrauert. Die kollektive
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