Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du tot.«
Achtzehn
Daire
D ie Sohlen meiner Sneakers kommen auf dem Blechfußboden schlitternd und quietschend zum Stehen, bis ich atemlos vor Cade stehe.
Einen schwarzen Schal lässig um den Hals geschlungen und die schwarze Strickmütze auf den Hinterkopf geschoben, sieht er entspannt, gesund und fit aus. Er hat sich am Eingang der großen Blechröhre platziert, die als Durchgang zur Höhle dient, und lümmelt dort in einem antiken Sessel herum wie ein junger König auf seinem Thron. Nichts deutet darauf hin, dass er erst vor ein paar Tagen aus einem klaffenden Loch im Bauch geblutet hat.
Ich ringe um ruhigen Atem und sorge für einen festen Stand, bevor ich ihn anspreche. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du auch tot.« Ich gehe auf ihn zu, damit er weiß, dass es ihm zwar gelungen sein mag, mich zu überraschen, aber noch lange nicht, mir Angst einzujagen. »Das war allerdings, bevor dich dein getreuer Kojote wiederhergestellt hat.«
Cade lehnt sich zurück. Mustert mich aus schmalen Augenschlitzen. Seine Mundwinkel zucken amüsiert, als er auf die Zigaretten in meine Hand zeigt. »Ist das dein Ernst, Daire – drei Schachteln?« Missbilligend schnalzt er mit der Zunge. »Das würde ich mir an deiner Stelle noch mal überlegen. Rauchen ist eine schlimme, eklige Angewohnheit, die erwiesenermaßen den Tod beschleunigen kann. Und ich glaube, wir wissen beide, dass du dir dieses Risiko als Soul Seeker nicht leisten kannst. Deine Art neigt dazu, jung zu sterben.«
Ich trete dicht an seinen Sessel heran und werfe ihm einen gelangweilten Blick zu. »Und was gibt’s sonst Neues?«, spotte ich, während ich mich vor ihm aufbaue. »Ehrlich gesagt habe ich die Zigaretten für deine Freunde mitgebracht. Die letzten Male, als ich hier war, schienen sie total scharf darauf zu sein.«
Cade schlägt die Beine übereinander und legt die Hände so auf die Armlehnen, dass der blaue Turmalinring hervorblitzt, den ich noch nie an ihm gesehen habe. »Sehr aufmerksam, Seeker. Aber wie du siehst, sind meine Freunde, wie du sie nennst, zurzeit gar nicht da. Als ich von deinem bevorstehenden Besuch erfuhr, habe ich ihnen den Abend freigegeben. Sie in eine weit, weit entfernte Dimension geschickt, wo sie meinen Bruder im Auge behalten können.«
Er sieht mich herausfordernd an, als wollte er mich zu einer Reaktion zwingen, doch ich schnappe nur rasch nach Luft und wahre eine neutrale Miene, da ich mir nicht den leisesten Anschein von Besorgnis anmerken lassen will. Er soll nicht ahnen, dass ich schon allein beim Gedanken daran, Dämonen könnten um Dace herumschnüffeln, Herzrasen kriege. Der Umgang mit Cade ist wie eine endlose Pokerpartie. Bei diesem hohen Einsatz kann ich mir keinen einzigen Fehler leisten.
»Ein Jammer, diese ganze Sache mit dem Echo, stimmt’s?« Er legt den Kopf schief und nimmt eine nachdenkliche Pose ein. »Damit hat Leandro wohl nicht gerechnet, als er uns erschaffen hat.« Er verzieht abschätzig den Mund und stößt einen theatralischen Seufzer aus. »Leandro hat jedenfalls seine Fehler, und manchmal empfinde ich ihn einfach als Last. Aber du empfindest bestimmt das Gleiche gegenüber Jennika und Paloma. Es ist so ätzend, ihren überholten Ideen zu entsprechen, während wir für uns selbst eine wesentlich großartigere Zukunft entwerfen. Aber was sollen wir schon tun?« Sein Blick driftet mitsamt seinen Worten davon, und er sinnt seinen Gedanken viel länger nach, als sie es eigentlich hergeben. Schließlich wendet er sich erneut an mich, als wäre ihm gerade noch etwas eingefallen. »Na, jedenfalls solltest du dir Dace aus dem Kopf schlagen. Glaub mir, es ist das Beste so. Als ich ihn das letzte Mal getroffen habe, hat er gar nicht mehr gut ausgesehen. Und so ist mir nichts anderes übrig geblieben, als ihn an einem Ort zu verstecken, wo ihn nie jemand finden wird.«
»Das wird sich weisen«, sage ich wesentlich selbstsicherer, als mir zumute ist. Ich kämpfe gegen das Bild an, das seine Worte in meinem Kopf haben entstehen lassen, da mir die Vorstellung unerträglich ist, dass Dace verletzt und leidend in einem Land voller Dämonen dahinsiecht.
Cades Miene verhärtet sich, während er die Beine wieder nebeneinanderstellt und sich vorbeugt. Theoretisch mögen er und Dace ja eineiige Zwillinge sein, aber Dace ist außerstande, so zu schauen. Oder zumindest war er es früher.
»Ich sage dir das ja nicht gern, Santos, aber weiter wirst du
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