Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
Durchschauen freiwische und hineinspähe.
Zuerst kann ich nicht richtig erkennen, was er treibt. Da der Raum nur von einer einzigen nackten Glühbirne an der Decke erhellt wird, brauchen meine Augen eine Weile, bis sie sich angepasst haben. Doch es dauert nicht lange, da kann ich Suriel ausmachen, wie er hastig eine Reihe roter Stäbe aneinanderlegt, sie fest mit etwas umwickelt und Digitalanzeigen außen anbringt, sodass ich darin trotz der schlechten Beleuchtung zweifelsfrei Sprengstoff und Zünder erkennen kann.
Was zum Teufel führt er im Schilde?
Ich gehe näher heran. Wische ein größeres Stück der Scheibe sauber, um besser zu sehen.
Das Quietschen meiner Finger verrät mich.
Suriel hebt den Kopf. Schaut mir geradewegs in die Augen.
Und obwohl ich weiß, dass ich davonrennen müsste, bleibe ich ein paar Augenblicke lang starr vor Schreck stehen, während meine Beine zu Blei werden.
Er zieht die Lippen in die Breite und grinst, als würde ihn meine Anwesenheit auf der anderen Seite der Fensterscheibe unendlich glücklich machen. Dann lässt er das Bündel Sprengstoff fallen, wischt sich die Hände an seinem Anzug und greift nach einem alten, rostigen Brecheisen, mit dem er den Deckel von einer ziemlich großen Kiste abmacht. Zum Vorschein kommt ein Untier mit wildem Blick, das er aus unerfindlichen Gründen dort gehalten hat.
Der Anblick seiner schnappenden Schnauze, seiner Reihen haifischartiger Zähne, von denen vor Blutdurst der Geifer tropft, während es seine Aufmerksamkeit auf mich richtet, erinnert mich an Axels Warnung.
»Du musst wachsam mit deinen Gedanken, deinen Taten, dir selbst sein.«
Ich wandte mich mit fragendem Blick zu ihm um.
»Ohne die Seele bist du wie ein leeres Gefäß. Das macht dich anfällig für das Besessensein von Dämonen.«
Ich sah ihn ungläubig an. Bestimmt übertrieb er.
»Dämonen sind überall. Es gibt sie in allen möglichen Formen. Sie können in Geistform ebenso erscheinen wie in ihrer eigenen hässlichen Dämonenform – es hängt davon ab, in welcher Dimension sie sich befinden. Doch was sie alle gemeinsam haben, ist ihr Verlangen danach, sich zu materialisieren und in der Verkleidung von Menschen zu leben. Doch dafür brauchen sie entweder einen willigen Körper oder einen leeren, seelenlosen Körper. Seelenlose Körper werden immer bevorzugt, sind aber logischerweise schwerer zu finden. Sie werden hinter dir her sein, Dace. Sie werden dich von meilenweit her wittern und vor nichts zurückschrecken, um an dich ranzukommen.«
»Willst du damit sagen, ich bin ein wandelnder Dämonenköder?«
Axels lavendelfarbene Augen wurden hart.
»Wenn das stimmt, warum wollten sie mich dann davor nicht? Damals, als ich in ihrer Höhle war?«
»Da warst du schwach und verletzt. Ironischerweise ist das das Einzige, was dich gerettet hat. Aber jetzt, wo du wieder gesund bist …« Er seufzte tief und sah mich an. »Wachsamkeit, Dace. Bis du deine Seele zurückbekommst, kannst du dir keinen Leichtsinn erlauben.« Allmählich verschwand er vor mir, noch während er sprach, und seine Umrisse wurden unscharf.
»Wohin gehst du?«, fragte ich, da ich nicht wusste, was ich davon halten sollte.
»Ich muss den Weg zurück finden. Ich habe mich schon mehr in dein Leben eingemischt, als ich eigentlich sollte.«
»Aber was, wenn ich noch einen Energieschub brauche?«, fragte ich, woraufhin sich seine Augen bedauernd zusammenzogen.
»Du musst dafür sorgen, dass du deine Seele noch deutlich davor findest.«
Obwohl die Warnung mir zugedacht war, bin ich nicht der einzige seelenlose Körper in Gefahr.
Das Untier wirft sich gegen die Rückwand, sodass das Holz splittert und knackt, bis es zu bersten beginnt. Mir bleiben nur wenige Sekunden, um zu entscheiden, was ich als Nächstes tue.
Kämpfe ich gegen ihn?
Töte ich ihn?
Schlage ich ihn zu Klump und sehe zu, wie er verblutet?
Oder versuche ich, mir Daire zu schnappen und wie der Blitz von hier zu verschwinden?
Ihr regloser Körper liegt auf der Erde und wirkt so schutzlos, so verletzlich, dass ich alles nur irgend Mögliche tun muss, um sie in Sicherheit zu bringen.
Ich kämpfe gegen den Dämon, wenn es sein muss.
Aber nur, wenn es sein muss.
Der Dämon traktiert die Bretterwand weiterhin. Seine Klaue kommt als Erstes durch, gefolgt von einem Fuß, während Suriel ihn anfeuert.
Ich stürze mich auf Daires Körper, schließe sie in meine Arme und renne auf Kachina zu. Zu spät fällt mir ein, dass Kachina Angst vor mir
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