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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Suriel zittert, schwitzt und sich in eine Raserei der Gerechtigkeit hineinsteigert.
    Mit perfektem Timing passt sie den exakten Moment ab, in dem er aus seiner Trance erwacht. »Ich gehe jetzt«, sagt sie. »Ich dachte mir, ich mache mich lieber früh auf den Weg.«
    Suriel steht auf. Fährt sich mit den Handflächen über den Anzug und rückt die Krawatte gerade. Dann greift er in die Tasche und zieht eine kleine gläserne Phiole mit einer trüben Flüssigkeit darin heraus. Mit ernster Stimme und ebensolcher Miene sagt er: »Es ist Zeit.«
    Phyre nickt. Legt den Kopf in den Nacken. Öffnet den Mund einen Spalt weit.
    »Dies ist deine letzte Chance, dich loszukaufen.«
    Sie schließt die Augen und streckt ihm die Zunge hin.
    »Du kennst unsere Abmachung. Sorg dafür, dass es bis Mitternacht passiert ist, Phyre. Später ist es zu spät.« Er schüttet ihr den Inhalt der Phiole in den Mund und zählt die Tropfen, bis er sicher ist, dass es reicht.
    Sobald sie alles geschluckt hat, drückt sie das Kinn auf die Brust und schaut auf ihre Füße. Nimmt eine unterwürfige Pose ein.
    »Ich denke, du weißt, was dich erwartet, wenn du mich noch einmal anlügst …« Suriels Stimme verklingt mit einer unausgesprochenen Drohung.
    Phyre nickt. Presst die Handflächen aneinander.
    »Du wurdest in Sünde empfangen, und du sollst in Sünde enden!«, brüllt Suriel mit solch grollender Stimme, dass ich unwillkürlich erschauere. »Das ist deine Rolle. Dein Geburtsrecht. Die Bestimmung, für die du geboren wurdest. Es ist eine große Ehre, auf diese Weise berufen und eingesetzt zu werden. Und jetzt geh und tu, was du tun musst. Möge die Herrlichkeit der Leuchtenden Tage mit uns sein!«
    Mit emotionsloser Stimme wiederholt Phyre den letzten Satz, ehe sie sich umwendet und in unsere Richtung geht. Sie hält direkt auf den Schuppen zu, wo Dace und ich erstarren und den Atem anhalten.
    Die Tür kreischt protestierend auf, als sie sie aufdrückt. Ein zweites schrilles Kreischen gibt sie von sich, als Phyre ebenso schnell wieder hinausgeht und auf Suriels Auto zustapft.
    »Was soll das?«, flüstere ich, während ich versuche, den rechteckigen Gegenstand zu identifizieren, den sie in den Kofferraum hievt.
    »Sieht aus wie ein alter Benzinkanister. Was zum Teufel haben sie vor?«, fragt er und sieht mich an.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber das finde ich heraus. Passt du auf, dass mein Körper heil bleibt und mir nichts passiert?«
    Sein fragender Blick folgt mir zu dem Raben, der sich direkt über uns auf dem Dach niedergelassen hat und mich an eine von Palomas ersten Lektionen erinnert.
    Zwar darfst du ihn nicht mit deinem tatsächlichen Geisttier verwechseln, aber er ist trotzdem ein Bruder wie alle Raben, die die Mittelwelt bewohnen. Rabe ist ein Bote aus dem Geistreich – die Dinge, die er dir zeigt, können dein Leben drastisch verändern. Er wird dich lehren, dich ins Dunkle zu wagen, um das Licht hervorzubringen …
    Dass der Rabe genau in diesem Moment erscheint, ist ein Omen, kein Zufall. Da bin ich mir sicher.
    Dace drückt meine Hand, um ohne Worte seine Solidarität auszudrücken. »Ich würde ja mitkommen, aber …« Er lässt den Satz unvollendet, doch wir wissen beide, wie er endet.
    Man kann keinen Seelensprung vollführen, wenn man keine Seele mehr hat.
    »Es ist besser, wenn ich allein gehe. Ich brauche dich hier, damit du auf meinen Körper aufpasst, solange ich weg bin. Aber wenn Suriel uns entdeckt oder wenn du das Gefühl bekommst, dir geht die Energie aus, dann brich die Verbindung lieber ab und weck mich auf.«
    Dace zieht mich an sich und gibt mir einen kurzen, süßen Kuss auf die Lippen. Sein leise geflüstertes »Sei vorsichtig, Daire« ist das Letzte, was ich höre, dann verschmilzt meine Energie mit der des Raben, und wir werden eins.

Einunddreißig

    Daire
    B is jetzt erweist sich der Rabe als sehr großzügiger Gastgeber. Er lässt sich ganz nach Wunsch von mir lenken, und so folgen wir Phyres Auto.
    Sie fährt schnell und zielsicher. Überschreitet das Tempolimit, bis das Heck ins Schlingern gerät und in ihrem Schlepptau große Staubwolken auffliegen. Doch sie hat den Wagen gut im Griff, als wäre sie schon öfter so flott unterwegs gewesen. Sie bremst erst ab, als sie auf die asphaltierte Privatstraße einbiegt, die zu dem massiven, im Lehmziegelstil gebauten Anwesen der Richters führt, wo sie direkt vor dem Tor parkt und sich aufs Warten einstellt.
    Sie will ihn töten? Jetzt? Noch ehe die meisten

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