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Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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auch nur gefrühstückt haben?
    Ich dirigiere den Raben auf einen Baum in der Nähe und suche mir einen Ast, von dem aus ich freie Sicht habe. Durch die kleinen Knopfaugen des Raben verfolge ich, wie Phyre die Sonnenblende herunterklappt und in dem schmutzigen Spiegel ihre Frisur und ihr Make-up kontrolliert. Zufrieden klappt sie die Blende wieder hoch, streckt eine Hand vor sich aus, schürzt die Lippen und spuckt. Dann starrt sie mit völlig fasziniertem Blick auf die kleine Speichelpfütze, doch ich habe keine Ahnung, was das soll.
    Langweilt sie sich? Hat sie komplett den Verstand verloren? Ist das eine spezielle Methode hellzusehen, bei der sie eine tiefere Bedeutung aus der Form der Bläschen herauszulesen versucht, so wie es manche Leute bei Teeblättern tun?
    Durch das elektronische Summen der schweren Stabeisentore wird sie aus ihrer Grübelei gerissen, als Cades schwerer schwarzer Geländewagen herausgeschossen kommt. Sie wischt sich die Hand am Rock ab, springt aus dem Auto und stellt sich ihm mit ausgebreiteten Armen in den Weg.
    Cade tritt so ruckartig auf die Bremse, dass die Reifen quietschen, was an sich schon verblüffend ist, denn ich hätte gedacht, dass er sie einfach überfährt, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
    Sein Geländewagen macht noch einen letzten Satz, während er das Fenster herunterlässt und den Kopf herausstreckt. »Was soll das?«, brüllt er. »Bist du verrückt geworden oder was?«
    »Schon möglich.« Sie klimpert mit den Lidern und grinst verführerisch, während sie gemächlich zu seinem Fenster schlendert. »Du musst dich schon anstrengen, wenn du es genau wissen willst.« Sie lehnt sich gegen die Tür und neigt den Kopf zur Seite, sodass ihr die Locken in die Augen fallen.
    »Ich habe keine Zeit für Verrückte«, faucht Cade völlig desinteressiert. »Wie du siehst, bin ich ein bisschen in Eile.«
    »Jammerschade.« Sie zieht einen Schmollmund. »Ich hatte gehofft, du würdest dir Zeit für mich nehmen.«
    »Und warum sollte ich?« Seine Züge spannen sich an, doch wenn ich mich nicht irre, klingt aus seiner Stimme ein Anflug aufkeimenden Interesses heraus.
    »Weil ich mich einsam fühle. Obwohl ich massenhaft Freunde habe, habe ich das Gefühl, niemand versteht mich wirklich.«
    »Und ich verstehe dich?« Er schnaubt belustigt, doch Phyre lässt sich nicht abschrecken.
    »Wir haben eine Verbindung, Cade. Versuch bloß nicht, das zu leugnen. Du weißt, dass zwischen uns etwas ist. Deshalb dachte ich, wir könnten vielleicht miteinander abhängen. Uns gegenseitig Gesellschaft leisten oder so …«
    Seine Miene bleibt gelassen und schwer zu durchschauen. Doch mir fällt auf, dass er sie nicht abwimmelt.
    »Ich wollte eigentlich gerade in die Stadt. Aber dann dachte ich, ich fahre mal bei dir vorbei und schaue, was du so machst.« Sie fährt langsam mit einem Finger am Rand der Autotür entlang, doch trotz all ihrer Anmache steigt Cade nicht auf sie ein.
    »Ich weiß, dass du in diesem Loch von Trailer wohnst, Phyre. Auf dem Weg in die Stadt kommst du wohl kaum hier vorbei. Ganz zu schweigen davon, dass es sechs Uhr morgens ist. Kreuzt du immer so früh bei Leuten auf?«
    »Nicht bei Leuten. Nur bei dir.« Sie hebt das Kinn und lächelt durch ihre Lockenwolke. »Ich weiß, dass du morgens gern laufen gehst. Ich dachte, ich könnte vielleicht mitkommen.«
    Cade mustert sie mit glitzernden Augen. »Du bist nicht gerade zum Laufen angezogen.«
    Sie hebt eine Schulter. Zieht an ihrem Minirock. Steht einfach grinsend vor ihm.
    »Lauerst du mir auf, Phyre?« Er senkt die Stimme, bis sie fast wie ein Knurren klingt. Doch ich kann seinen Tonfall nicht interpretieren. Ist es Verlangen? Ekel? Will er, dass sie sich ihm an den Hals wirft? Denn dem kommt es langsam ziemlich nahe.
    »Nicht auflauern. Eher so was wie … bewundern«, sagt sie. »Da gibt es einen Unterschied, weißt du.«
    Er starrt sie an und bewegt den Kopf vor und zurück, als würde er das Pro und Kontra einer erfrischenden morgendlichen Joggingrunde gegenüber schnellem Sex mit einem hübschen Mädchen erwägen.
    »Ich könnte dir den Unterschied zeigen. Falls du Lust hast …« Sie beißt sich auf die Lippe.
    »Worauf bist du aus?« Er mustert sie mit einem scharfen, forschenden Blick.
    Sie lehnt sich zum offenen Wagenfenster hinein. »Pass auf. Ich halte nichts davon, Spielchen zu spielen, also sag ich es ganz offen: Ich mag dich.«
    Er nickt wie jemand, der so sehr an Bewunderung gewohnt ist, dass er nie

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