Im Namen des Sehers -: Soul Seeker 3 - Roman (German Edition)
hat. Es ist nicht sicher, dass sie mir helfen wird.
Doch sie wird bestimmt Daire helfen wollen.
Sie trabt an meine Seite und senkt den Nacken, damit ich ihr Daire über den Rücken legen kann, als auf einmal ein lautes Krachen hinter uns ertönt und der Dämon auf uns losstürmt.
Dreiunddreißig
Daire
N och lange nachdem Cade davongefahren ist, bleibt Phyre in ihrem Auto sitzen, das Gesicht in den Händen vergraben. Ihre Schultern zucken krampfartig, als weinte sie.
Sie holt tief Atem, späht in den Rückspiegel und wischt sich vorsichtig mit einem Finger unter den Augen entlang. Einen Moment lang mustert sie die hängen gebliebenen Tränen, bevor sie die Hände an ihrem Rock abwischt und losfährt.
Auf einen sanften Stups von mir fliegt der Rabe neben ihr her. Verfolgt sie über eine Reihe ausgewaschener Feldwege und willkürlicher Abzweigungen, sodass kein klares Ziel erkennbar ist. Bis sie auf einmal unvermittelt wendet und auf Indianerland zurast.
Zum Reservat?
Was könnte sie dort wollen?
Wenn sie die Zwillinge nicht kriegt, geht sie dann jetzt auf Chepi los?
Oder will sie nur ihre Wunden lecken, indem sie die Orte ihrer Kindheit aufsucht?
Der Rabe wird zappelig, er hat Hunger. Genervt davon, dass seine Gastfreundschaft über Gebühr strapaziert wurde, hat er es enorm eilig, mich loszuwerden. Und so schrecke ich aus dem Schlaf hoch, um verblüfft festzustellen, dass ich, sicher umarmt von Dace, auf Kachina sitze, die in einem Höllentempo mit uns dahingaloppiert.
»Was ist passiert?« Mit wässrigen Augen blinzle ich zum Horizont, um unseren Standort zu bestimmen. »Wo sind wir? Wohin reiten wir?« Ich blicke zu Dace auf und registriere seinen extrem angespannten Gesichtsausdruck – und wie er immer wieder nach hinten späht, als würden wir verfolgt.
»Das erklär ich dir alles später.« Er reißt unsanft an den Zügeln und bremst Kachina auf einen gemächlicheren Schritt ab, doch es dauert eine Weile, bis sie gehorcht. Sie hat Schaum vor dem Mund, ist unruhig und ebenso verschreckt, wie es Dace zu sein scheint. »Alles in Ordnung?« Er drückt die Lippen auf meine Haare und zieht mich fester an sich.
Ich nicke, schmiege mich enger in seine Arme und spähe über seine Schulter, doch ich sehe nichts Beunruhigendes. Rein gar nichts, weshalb man sich Sorgen machen müsste. Was auch immer es war, es scheint vorbei zu sein.
»Was hast du gesehen?« Seine Stimme klingt gepresst und beklommen, und er wirft erneut einen Blick nach hinten.
»Ich habe gesehen, wie Phyre versucht hat, deinen Bruder abzuschleppen. Aber ich bin eingeschritten, ehe es zu irgendwas geführt hat.«
»Cade hat sich darauf eingelassen?« Dace reagiert auf die Nachricht mit einem undurchschaubaren Blick.
Ist er erstaunt? Enttäuscht? Eifersüchtig? Oder kommt das nur daher, dass ich meine eigenen widersprüchlichen Gefühle auf ihn projiziere?
»Ich glaube, es hat ihn eher amüsiert«, sage ich schließlich. »Es sah ganz danach aus, als würde er sie hinhalten. Du weißt doch, wie sehr er seine kleinen Spielchen liebt.«
Dace verzieht anstelle einer Antwort den Mund.
»Darf ich dich was fragen?« Ich halte inne, da ich nicht weiß, wie ich weitermachen soll. Doch ich muss es wissen, also zwinge ich mich fortzufahren. »Das klingt jetzt wahrscheinlich seltsam, aber – hat Phyre so richtig nass geküsst?«
Genau wie ich es erwartet habe, sieht Dace mich ungläubig an.
»Ich weiß, es klingt verrückt«, fahre ich hektisch fort, da ich mich unbedingt erklären will. »Und der einzige Grund, warum ich das frage, ist, weil sie sich immer wieder die Lippen geleckt hat, bis sie tropfnass waren. Und davor habe ich sogar noch gesehen, wie sie sich in die Hand gespuckt und ihren eigenen Speichel betrachtet hat, als wäre sie von dem Anblick total fasziniert. Ob das wohl etwas mit diesem seltsamen Fläschchen zu tun hat, aus dem sie getrunken hat?«
Dace rutscht verlegen hin und her, sieht sich erneut nach hinten um, obwohl wir beide wissen, dass das, was ihm Angst gemacht hat, mittlerweile verschwunden ist. »An ein besonderes Interesse an Speichel kann ich mich jetzt nicht erinnern«, antwortet er schließlich widerwillig. »Und was das Fläschchen betrifft – wer weiß? Wie ich Suriel kenne, ist es wahrscheinlich Weihwasser – extra durch seine eigene völlig durchgeknallte Person geweiht.«
»Okay, dann ist sie also im Grunde nur ein seltsames Mädchen.« Ich hebe die Schultern und spüre, wie mir ein wenig Blut in die
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