Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Gerücht zu streuen, dass man selbst das Ziel des Anschlags war. Dass die anderen es auf einen abgesehen hatten. Dann schlägt man– noch härter– zurück.«
» Okay, aber warum ist er dann abgetaucht?«
» Er war furchtbar wichtig und sein Name war in aller Munde, als er abgehauen ist. Schließlich hat es die Opfer dieses Bombenattentates nur gegeben, weil er selber auf der Abschussliste einer gegnerischen Bande stand. Deshalb hat er bestimmt dafür gesorgt, dass sich herumspricht, dass er nur gegangen ist, um zu verhindern, dass noch mehr unschuldige Menschen sterben, wenn die Jagd der Skulls auf ihn weitergeht.«
Jetzt lehnte sich auch Eve an ihren Wagen und blickte sich um. Auf der anderen Straßenseite fegte eine Frau die Treppe vor dem Haus. Neben den Stufen stand ein schimmernd weißer Topf, aus dem sich ein Wasserfall an bunten Blumen, deren Blätter noch vom morgendlichen Regen glitzerten, auf den Bürgersteig ergoss.
» Die Bullen können einem nicht am Zeug flicken«, fuhr sie nachdenklich fort. » Und zwar nicht nur, weil sie einen nicht erwischen, sondern, weil es unzählige Zeugen dafür gibt, dass man zum Zeitpunkt des zweiten Anschlags nicht einmal mehr in der Stadt gewesen ist. Er brauchte viel Geduld, aber die hat dieser Bastard eindeutig gehabt. Er hatte die Absicht, irgendwann als reicher Mann hierher zurückzukommen. Vielleicht hat er nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Mit siebzehn sind die meisten Jungen total von sich eingenommen, deshalb hat er wahrscheinlich gedacht, er würde innerhalb von ein paar Monaten die Riesenkohle machen, heimkehren und wie ein König leben.«
» Nur, dass es so anscheinend nicht gelaufen ist«, fügte Peabody hinzu. » Außerdem war er damals zum ersten Mal in seinem Leben in der großen, weiten Welt. Konnte, wann er wollte, wer er wollte sein. Könnte wirklich so gewesen sein.«
» Das glaub ich auch. Auch wenn vielleicht die Hälfte unserer Gedanken Schwachsinn ist, ist an diesem Szenario sicher etwas dran.«
Als sie in das Jugendzentrum kamen, stand dort Magda am Empfang. Sie führte gerade ein Telefongespräch und die Jungen, die unweit des Tresens auf zwei leuchtend gelben Stühlen saßen, hatten ihren Gesichtsausdrücken nach irgendwelche Schandtaten geplant.
Dass sie diese nicht umgehend in die Tat umsetzen konnten, lag an einer zweiten Frau, die in der Nähe stand und sie nicht aus den Augen ließ.
Magda hob grüßend eine Hand und streckte zum Zeichen, dass es zwei Minuten dauern würde, Zeige- und Mittelfinger aus. » Ich weiß, Kippy, aber das ist die dritte Prügelei innerhalb der letzten beiden Wochen und deshalb werden die beiden automatisch heimgeschickt. Holen Sie Wyatt also bitte so schnell wie möglich ab. Luis’ Dad ist auch schon informiert. Ja, okay. Es tut mir wirklich leid. Oh, ich weiß.« Magda rollte mit den Augen, als sie in Richtung der beiden Jungen sah. » Ich weiß.«
Dann legte sie auf und wandte sich an Peabody und Eve. » Tut mir leid. Eine Sekunde noch. Nita? Wyatts Mutter und Luis’ Vater kommen die beiden abholen. Allerdings wird Kitty circa eine Stunde brauchen, bis sie hier ist. Kannst du dich solange um ihn kümmern?«
Nita, eine kräftige Person, die mit dem Rücken zum Empfangstisch stand, nickte mit dem Kopf. » Okay. Soll ich dich auch am Empfang vertreten?«
» Nein, ich… es wird nicht lange dauern, oder?«, fragte Magda Eve und nickte dorthin, wo ihre Kollegin stand. » Nita ist unsere Krankenschwester und zugleich für unsere Grundschulkinder da. Wir wären aufgeschmissen ohne sie. Nita, das hier sind Lieutenant Dallas und Detective Peabody.« Magda wandte sich den beiden Jungen zu und fügte in drohendem Ton hinzu: » Falls hier jemand verhaftet werden muss.«
Nita drehte sich zu ihnen um, Eve wollte gerade etwas sagen, doch im selben Augenblick fielen die beiden Jungen wie von Sinnen abermals übereinander her.
Ehe Eve sich in Bewegung setzen konnte, hatte Nita bereits einen Schritt nach vorn gemacht, die zwei Kids an ihren Hemdkragen gepackt und auseinandergezerrt.
» Du hierhin und du dahin.« Sie stieß sie zurück auf ihre Plätze und fragte erbost: » Meint ihr, ihr seid stark, wenn ihr euch schlagt? Ihr seid dumm, sonst nichts. Prügeln tun nur die, die nicht klug genug für Worte sind.«
Auch wenn Eve das nicht so sah– ab und zu schlug sie sich durchaus gern–, zogen die beiden Jungs bei dieser Strafpredigt die Köpfe ein.
» Meine Partnerin und ich können sie mit auf die
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