Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Das werden wir ja sehen.«
Eve klemmte sich den Ball unter den Arm und Peabody stellte kopfschüttelnd fest: » Ich wusste gar nicht, dass Sie das können. Körbe werfen und so.«
» Wobei das nur eins von einer ganzen Reihe verborgener Talente von mir ist. Aber jetzt lassen Sie uns Marc und Magda suchen, ja?«
In dem Gebäude roch es wie in einer Schule oder einem anderen Ort, an dem sich regelmäßig eine Horde Kinder traf– nach jungem Schweiß, Süßigkeiten und etwas, das Eves Empfinden nach der etwas unheimliche, dumpfe, waldige Geruch von Kindern war.
Frauen und Männer, die erschöpft, erleichtert oder unglücklich aussahen, brachten jede Menge Kleinkinder und Babys an. An den beigefarbenen Wänden waren die Zeichnungen verschieden talentierter kleiner Künstler neben Aushängen und Postern wie eine verrückte Collage aufgehängt, und inmitten all des Durcheinanders stand eine hübsche, blonde Frau und nahm sowohl die Kleinen als auch die Erwachsenen– offenbar die Eltern– freundlich in Empfang.
Schreie, Juchzer, Schluchzer und durchdringend helle Kinderstimmen schwirrten wie Lasergeschosse durch die Luft.
Die Blondine hatte dunkelbraune Augen und ein Lächeln, das gleichzeitig ehrlich und belustigt wirkte, während sie den Ansturm über sich ergehen ließ. Ihre Augen und die gut gelaunte Stimme wirkten völlig klar, aber vielleicht hatte sie ja auch irgendetwas eingenommen, was ihr nicht umgehend anzumerken war.
Mit den Eltern sprach sie abwechselnd spanisch oder englisch, und als endlich niemand anderes vor dem Tresen stand, wandte sie sich lächelnd an die beiden fremden Frauen. » Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
» Lieutenant Dallas, Detective Peabody.« Eve zog ihre Dienstmarke hervor. » Wir suchen Marc und Magda.«
Sofort wurde das einladende Lächeln durch einen unglücklichen Gesichtsausdruck ersetzt. » Es geht um Pater Miguel. Ich bin Magda, aber könnten Sie wohl noch ein paar Minuten warten? Sie haben nämlich ausgerechnet den Moment erwischt, in dem die Eltern ihre Kinder in die Krippe und den Kindergarten bringen, deshalb ist im Augenblick der Teufel los. Warten Sie doch einfach im Büro. Den Flur runter und dann die erste Tür links. Dann besorge ich, so schnell es geht, jemanden, der mich hier vorn vertreten kann.«
Eve wich der nächsten Welle kleiner Kinder, die sich tragen, zerren oder jagen ließen, aus und flüchtete in das Büro. Es war mit zwei Schreibtischen bestückt, die einander direkt gegenüberstanden, einem Mini-AutoChef, einem kleinen Kühlschrank, jeder Menge Sportgeräte und einem Regal, das unter riesengroßen Bücher- und Diskettenstapeln sowie haufenweise Schreibmaterial kaum noch zu sehen war. Eve betrachtete die Flyer und die Memos an dem schwarzen Brett, trat dann kurzerhand ans Fenster und bemerkte, dass es einen Ausblick auf den Spielplatz bot. Im Augenblick rannte dort eine Horde Kleinkinder herum, die wie Hyänen schrien.
» Warum machen sie dieses Geräusch?«, fragte sie sich laut. » Davon müssen einem doch die Trommelfelle platzen, wenn man ihnen zu nahe kommt.«
» Ich schätze, sie müssen einfach Energie loswerden.« Da sie direkt vor ihr auf dem Schreibtisch lagen, sah sich Peabody ein paar Papiere an. » Deshalb gehen die meisten Kinder auch nicht, sondern rennen, und sitzen nicht ruhig auf ihren Stühlen, sondern klettern lieber darauf herum. Sie haben einfach zu viel Energie und die müssen sie loswerden.«
Eve wandte sich wieder vom Fenster ab und hob einen Zeigefinger in die Luft. » Das kann ich verstehen. Das kann ich wirklich verstehen. Sie haben keinen Sex und trinken keinen Alkohol, also rennen sie schreiend durch die Gegend und dreschen aufeinander ein, weil das für sie ein Ersatz für einen Orgasmus oder einen Tranquilizer ist.«
» Hm.« Eine andere Erwiderung fiel Peabody nicht ein, erleichtert sah sie auf, als Magda angelaufen kam.
» Tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen. Aber viele Eltern tauchen erst im letzten Augenblick hier auf, und dann bricht das totale Chaos aus. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Ah, kann ich Ihnen einen Kaffee, einen Tee oder etwas Kaltes anbieten?«
» Nennen Sie uns einfach Ihren vollständigen Namen. Der reicht erst mal aus.«
» Oh, natürlich. Magda Laws. Ich bin eine der Leiterinnen des Zentrums hier.« Sie befingerte das kleine Silberkreuz an ihrem Hals. » Es geht um Pater Miguel.«
» Ja. Wie lange haben Sie ihn gekannt?«
» Seit er in die Gemeinde kam. Fünf Jahre?
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