Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Elternteil. Wenn man Sport treibt, kommt es ab und zu zu Streit. Aber falls Sie etwas Ernstes meinen, etwas, das zu dieser Sache geführt haben könnte, nein. Außer…«
» Außer…«
» Da war diese Sache mit Barbara Solas– sie ist fünfzehn Jahre alt, und vor ein paar Monaten kam sie mit einem blauen Auge an. Kurz gesagt, ihr Vater hatte ihre Mutter schon des Öfteren geschlagen und– wie wir an dem Tag erfuhren– seine Tochter sexuell belästigt.«
Magda ballte die Fäuste in ihrem Schoß. » Sie hat immer versucht, sich dagegen zu wehren, woraufhin er auch sie geschlagen hat. An dem Tag, als sie zu uns kam, erzählte sie, sie wäre ausgeflippt. Wäre völlig ausgeflippt und hätte sich auf ihn gestürzt. Daraufhin hätte er sie abermals geschlagen und sie vor die Tür gesetzt. Also kam sie zu uns, kam endlich zu uns, weil sie Hilfe brauchte, und erzählte, was bei ihr zuhause vorgefallen war. Und wir haben ihr geholfen, haben die Polizei und das Jugendamt über die Sache informiert.«
» Und dieser Solas hat Flores die Schuld daran gegeben, dass die Polizei bei ihm erschienen ist?«
» Das hat er ganz bestimmt, aber nicht nur Miguel, sondern uns anderen auch. Babara hatte uns erzählt– und das wurde später auch bestätigt–, dass ihr Vater angefangen hatte, sich auch noch an ihre kleine zwölfjährige Schwester heranzumachen, deshalb wäre sie an dem Tag derart ausgeflippt. Ich habe ihre Mutter dazu überredet, mit Barbara und ihren anderen Kindern in ein Frauenhaus zu gehen. Aber noch bevor ich bei ihr war, und noch bevor die Polizei erschien, um Solas festzunehmen, waren Marc und Miguel dort.«
» Sie haben ihn zur Rede gestellt?«
» Ja. Das ist eigentlich nicht üblich und wir sollten so etwas nicht tun, aber Miguel… wir konnten ihn nicht zurückhalten, weshalb ihn Marc begleitet hat. Ich weiß, dass die Auseinandersetzung ziemlich heftig war, obwohl mir weder Marc noch Miguel Einzelheiten berichtet haben. Ich weiß es deshalb, weil die Knöchel von Miguel aufgerissen und blutig waren, als er wieder ins Zentrum kam.«
» Wie lange ist das her?«
» Das war im Februar.«
» Gehen diese Leute in die Kirche?«
» Mrs Solas und die Kinder ja. Solas selber nicht.«
» Und jetzt? Sind sie immer noch hier in der Gegend?«
» Ja. Sie blieben ungefähr einen Monat in dem Frauenhaus, und dann haben wir– Marc, Miguel und ich– ihr eine neue Wohnung und auch einen neuen Job besorgt. Lieutenant, sie hätte Miguel niemals etwas getan. Weil sie ihm unendlich dankbar war.«
» Trotzdem brauche ich ihre Adresse.«
Während Peabody den Straßennamen, den ihr Magda nannte, aufschrieb, versuchte es Eve auf einem anderen Weg. » Sie haben gesagt, Sie hätten sofort gewusst, dass Sie hier richtig sind. Würden Sie sagen, Flores hat sich genauso schnell hier eingelebt?«
» Ich würde sagen, ja. Natürlich kannte ich ihn vorher nicht, aber ich hatte den Eindruck, als hätte er den richtigen Ort für sich entdeckt.« Sie lächelte, weil sie diesen Gedanken offensichtlich tröstlich fand. » Ja. Er hat diese Nachbarschaft geliebt. Er ist oft hier in der Gegend spazieren gegangen oder gejoggt. Er und Pater Martin– Pater Freeman– haben fast jeden Morgen eine Runde zusammen gedreht. Außerdem war Miguel regelmäßig in den Läden und den Restaurants des Viertels, weil er sich gern mit den Leuten unterhalten hat.«
» Hat er jemals versucht, sich an Sie heranzumachen?«
» Wie bitte?« Abermals umklammerte die junge Frau das Kreuz an ihrem Hals.
» Sie sind eine ausnehmend attraktive Frau und Sie beide haben eng zusammengearbeitet.«
» Er war ein Priester.«
» Aber auch ein Mann.«
» Nein, er hat sich nie an mich herangemacht.«
Eve legte ihren Kopf ein wenig schräg. » Obwohl?«
» Ich habe nicht › obwohl‹ gesagt.«
» Vielleicht nicht gesagt, aber gedacht. Alles, was Sie mir sagen, kann uns helfen, die Person zu finden, die Miguel ermordet hat. Ich stelle Ihnen diese Fragen nicht zum Spaß.«
Magda stieß einen leisen Seufzer aus. » Vielleicht hatte ich manchmal das Gefühl, als dächte er darüber nach. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, so über ihn zu sprechen.«
» Aber Sie hatten so ein seltsames Gefühl«, hakte Eve umgehend nach.
» Ja, okay, ich hatte so ein seltsames Gefühl. Manchmal hat er mich so angesehen, wie es sich für einen Priester nicht gehört. Aber das war alles. Er hat nie etwas gesagt und mich auch nie auf zweideutige Art berührt. Kein einziges
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