Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Mal.«
» Könnte es eine andere Frau gegeben haben?«
» Den Eindruck hatte ich nie.«
» Okay. Außer mit Ihnen und mit Marc, mit wem hat er sonst noch Zeit verbracht?«
» Natürlich mit den beiden anderen Padres, vor allem mit Pater Freeman. Die beiden waren die totalen Sportfanatiker– haben selber Sport getrieben und sich auch begeistert Spiele angesehen– und Pater Freeman hilft auch oft hier im Zentrum aus. Außerdem hat sich Miguel Zeit für die Kids, die Mitglieder seiner Gemeinde und sämtliche anderen Leute in der Nachbarschaft genommen. Er war ein sehr aufgeschlossener Mensch.«
5
Nach Ende des Gesprächs gingen Eve und Peabody noch einmal in die Kirche.
» Glauben Sie, dass diese Solas ihm am Schluss doch nicht mehr ganz so dankbar war?«, überlegte Peabody.
» Das wäre nicht das erste Mal. Ein Giftmord spricht für eine Frau. Sie ging hier in die Kirche, hätte also gewusst oder rausfinden können, wie sie an den Wein gelangen kann. Sie steht nicht auf der Liste der Ortiz’schen Trauergäste, aber es wäre trotzdem sicher leicht gewesen, rein- und rauszukommen, ohne dass sie jemand sieht oder sich etwas bei ihrem Anblick denkt. Auch wenn ich von dieser Theorie nicht unbedingt begeistert bin, gehen wir der Sache besser nach.«
» Vielleicht steckt ja auch Solas selbst hinter dem Mord. Vielleicht sollten wir gucken, wen er aus dem Gefängnis alles angerufen hat.«
» Das machen wir auf jeden Fall.«
» Aber auch diese Theorie sagt Ihnen nicht wirklich zu.«
» Nicht unbedingt. Wenn ein Kerl wie er von einem anderen einen derartigen Tritt verpasst bekommt, will er sich doch sicher selber dadurch rächen, dass er seinem Gegner einen noch viel schmerzlicheren Tritt verpasst.« Eve durchquerte das Vestibül, bis sie in das Hauptschiff kam.
Dort kniete ein großer, dunkelhäutiger Mann, doch als er sie näher kommen hörte, stand er auf und drehte sich zu ihnen um.
» Guten Morgen«, grüßte er mit einem voluminösen Bariton, der bis in den allerletzten Winkel des Gebäudes vorzudringen schien.
Er hatte ein kurzärmliges Sweatshirt sowie eine schwarze Jogginghose an, und Eve fragte sich, ob sie ohne das Studium seines Passbildes sofort erkannt hätte, dass er der dritte Priester war.
Ganz sicher war sie nicht.
» Pater Freeman, ich bin Lieutenant Dallas, und das hier ist meine Partnerin, Detective Peabody.«
Er war sogar noch attraktiver als auf seinem Passbild, merkte sie. Er war groß und muskulös, trat geschmeidig auf sie zu, reichte ihr eine große Hand und sah sie aus schimmernden, braunen Augen an. » Eine lausige Art sich kennenzulernen, Lieutenant, Detective«, grüßte er. » Chale– Pater López– sagte mir bereits, dass Sie wahrscheinlich kämen, um mit mir zu reden. Möchten Sie vielleicht ins Pfarrhaus gehen?«
» Wir können ruhig hier bleiben, außer, es tauchen noch andere Leute auf.«
Wenn er lächelte, war er nicht mehr nur attraktiv, sondern richtiggehend heiß. » Um diese Tageszeit ist es in der Kirche für gewöhnlich eher ruhig. Ich dachte, ich sollte nach der Frühmesse noch laufen gehen, aber dann… habe ich es einfach nicht über mich gebracht. Ich brauchte etwas Zeit für mich, um an Miguel zu denken und ein paar Gebete zu sprechen, weshalb ich stattdessen hier gelandet bin.«
» Sie sind morgens immer mit ihm gejoggt.«
» Ja. Meistens sind wir zusammen gelaufen, gleich hier in der Nachbarschaft. Ich schätze, deshalb bin ich hierhergekommen, statt unsere Runde zu drehen. Es…«
» Sie standen einander nahe.«
» Ja. Wir kamen prima miteinander aus, haben gerne endlos über alles Mögliche– vom Kirchenrecht über Politik bis zu Alf Naders Verkauf durch die Yankees– diskutiert.«
» Genau.« Eve pikste ihn mit einem Finger an. » Ich frage mich, was die vor Abschluss dieses Deals geraucht haben.«
» Meiner Meinung nach Idiotengras, aber Miguel fand, dass die Entscheidung durchaus richtig war. Darüber haben wir an dem Abend, bevor ich nach Chicago aufgebrochen bin, noch stundenlang gestritten.«
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass dies die letzte Unterhaltung mit dem anderen Mann gewesen war. » Wir haben alle drei das Yankees-Spiel im Fernseher im Wohnzimmer gesehen. Nach dem siebten Inning ist Chale raufgegangen, aber Miguel und ich blieben noch sitzen, stritten über den Verkauf, das Spiel und andere Dinge und kippten dabei noch ein paar Bier.«
» Sie dürfen Bier trinken?«
Der Hauch eines Lächelns huschte über sein Gesicht. » Ja.
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