Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
Teller, die ihr Mann zum Sofa trug.
» Pfannkuchen?«
» Ich möchte mit dir frühstücken und weiß, dass du eine besondere Schwäche für die Dinger hast.« Er stellte die Teller auf den Tisch, hob mahnend eine Hand, als Galahad zum Sprung ansetzen wollte, worauf sich der Kater enttäuscht wieder sinken ließ, ihm den Rücken zukehrte und ein leises Maunzen ausstieß.
» Jetzt hat er dich bestimmt verflucht«, bemerkte Eve.
» Meinetwegen, aber meine Pfannkuchen bekommt er nicht.«
Um Zeit zu sparen, traf sich Eve mit Peabody direkt am Jugendclub. Vor dem fünfstöckigen Betonbau lag ein eingezäunter Spielplatz mit Basketballfeld, auf dem eine Handvoll Jugendlicher zu einem von Trash-Rock, ruppigen Gesprächen und regelmäßigen Fouls begleiteten spontanen Spiel versammelt war. Als sie über den Asphalt in ihre Richtung ging, nahm sie die verächtlichen und gleichzeitig nervösen Blicke der Heranwachsenden wahr. Diese Reaktion auf sie als Cop war ihr hinlänglich vertraut.
Entschlossen baute sie sich vor dem Anführer des Trupps, einem gemischtrassigen Schlaks von vielleicht dreizehn Jahren in einer schlabberigen, schwarzen Hose, ausgelatschten High Tops und roter Rollmütze, auf.
» Na, heute keine Schule?«, fragte sie.
Er schnappte sich den Ball und dribbelte auf der Stelle. » Es klingelt erst in einer Viertelstunde. Suchen Sie etwa nach Schulschwänzern?«
» Sehe ich so aus?«
» Nee.« Plötzlich drehte er sich einmal um sich selbst und machte einen halbwegs ordentlichen Hakenwurf, der den Ball ein paarmal um den Rand des Korbes rollen ließ. » Sie sehen nach einer großen Nummer, einer großen, fiesen Nummer aus«, stellte er mit gleichmütigem Singsang fest und sein Publikum schnaubte verächtlich auf.
» Die bin ich auch. Kanntest du Pater Flores?«
» Alle kennen Pater Miguel. Er ist– er war– echt cool.«
» Hat er dir diesen Hakenwurf gezeigt?«
» Er hat mir ein paar Sachen beigebracht. Und ich ihm auch. Na und?«
» Hast du auch einen Namen?«
» Den hat ja wohl jeder.« Wieder wandte er sich einfach ab und winkte nach dem Ball. Eve aber drehte sich kurz um die eigene Achse, schnappte sich den Ball, dribbelte ein paarmal damit auf der Stelle, drehte sich noch einmal um sich selbst. Und warf den Ball geschickt ins Netz.
Der Junge zog die Brauen unter seiner Mütze hoch und bedachte sie mit einem kühlen Blick. » Kiz.«
» In Ordnung, Kiz, weißt du, ob irgendwer was gegen Flores hatte?«
» Sieht so aus«, stellte der Junge schulterzuckend fest. » Sonst wäre er ja wohl nicht tot.«
» Genau. Weißt du vielleicht auch, wer so sauer auf ihn war?«
Eins der anderen Kids gab Kiz den Ball, er dribbelte ein Stück damit, warf einen Dreier, winkte nochmals nach dem Ball, reichte ihn dann aber Eve. » Können Sie das auch?«
Warum wohl nicht? Sie schätzte die Entfernung, warf. Und traf.
Kiz nickte anerkennend mit dem Kopf und sah sie fragend an: » Ham Sie auch irgendwelche Tricks auf Lager, große, fiese Nummer?«
Sie sah ihn mit einem kühlen Lächeln an. » Wenn du eine Antwort für mich hast.«
» Die Leute ham Pater Miguel gemocht. Wie gesagt, er war echt cool. Is’ nicht ständig rumgelaufen und hat irgendwelches blödes Zeug gepredigt oder so. Der wusste einfach, wie das Leben läuft.«
» Und, wie läuft das Leben so?«
Kiz holte sich den Ball zurück, ließ ihn lässig auf der Spitze seines Zeigefingers kreisen und zog spöttisch seine Brauen hoch. » Beschissen, wie wohl sonst.«
» Klar, beschissen, wie wohl sonst. Und mit wem hing er so rum?«
» Also, kennen Sie ein paar Tricks?«, wiederholte Kiz und warf ihr den Ball mit einmaligem Aufprall auf dem Boden wieder zu.
» Jede Menge, aber nicht in diesen Stiefeln. Diese Stiefel habe ich nur an, wenn ich einen Killer finden will.« Eve warf den Ball zurück. » Also, mit wem hing er so rum?«
» Ich schätze, mit den anderen Priestern. Mit uns hier und mit Magda und mit Marc.« Er machte eine Kopfbewegung Richtung Haus. » Die schmeißen den Laden hier. Und dann hat er sich manchmal mit den älteren Typen unterhalten, die hier immer wieder auftauchen und dann so tun, als hätten sie beim Basketball den Plan im Sack.«
» Hat er sich in letzter Zeit mit irgendwem gestritten?«
» Keine Ahnung. Ich hab’ nichts gemerkt. Aber jetzt muss ich langsam rein.«
» Okay.«
Er überließ ihr noch einmal den Ball. » Kommen Sie nächstes Mal mit anderen Schuhen, große, fiese Nummer, dann mache ich Sie platt.«
»
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