Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
alle irgendwo hier in der Nähe sind. Übernehmen Sie die bitte, ja? McNab kann die Wachleute übernehmen und ich spreche mit der Frau und mit dem Manager.«
» Okay.«
Eve sah Roarke fragend an. » Willst du nach Hause fahren?«
» Ganz sicher nicht.«
» Dann such dir einen ruhigen Platz, und finde so viel wie möglich über den Toten heraus.« Sie hielt ihm ihren Handcomputer hin.
» Ich nehme lieber mein eigenes Gerät.«
» Aber die Ergebnisse der ersten Überprüfung sind bereits hier drin.«
Seufzend nahm er ihr die Kiste ab, drückte ein paar Knöpfe und reichte sie ihr zurück. » Ich habe mir die Daten kopiert. Gibt es irgendetwas Besonderes, was ich für dich finden soll?«
» Ich würde wirklich gerne wissen, ob es eine Verbindung zwischen Jimmy Jay Jenkins und einem gewissen Lino aus Spanish Harlem gab. Davon abgesehen…« Sie sah sich in der Halle um. » Mit Gott kann man echt gute Geschäfte machen, stimmt’s?«
» Von biblischem Ausmaß.«
» Hahaha. Finde heraus, wie groß das Vermögen dieses Typen war und wer was von ihm erbt. Danke. Officer?«
Sie verließen die Bühne und betraten den Backstage-Bereich. » Wo ist die Garderobe des Opfers?«, fragte sie.
» Auf der anderen Seite.« Der Kollege zeigte mit dem Daumen hinter sich.
» Ach ja?«
Schulterzuckend meinte er: » Die Frau war vollkommen hysterisch. Wir mussten sie gewaltsam von der Bühne zerren und einen Arzt für sie bestellen. Wir haben eine Kollegin zu ihrer Bewachung abgestellt. Zwar hat ihr der Arzt ein leichtes Beruhigungsmittel verpasst, aber…«
Er brach ab, als lautes Schluchzen aus einem der Räume drang.
» …es hat nicht viel genützt.«
» Na super.« Eve trat vor die Tür, schlug gegen das Metall, atmete tief durch und betrat den Raum.
Nicht nur der fürchterliche Lärm, sondern vor allem all das Pink brachten sie völlig aus dem Gleichgewicht. Sie hatte das Gefühl, von einer ganzen Wagenladung explodierter Zuckerwatte umgeben zu sein, und allein von diesem Anblick taten ihr sofort die Zähne weh.
Die Frau selbst trug ein pinkfarbenes Kleid mit einem voluminösen, aufgeblähten Rock, in dem sie wie ein Bonbonberg auf einem der Stühle lag. Ihr leuchtend goldfarbenes Haar rahmte in wirren Strähnen ein Gesicht, in dem mehrere Pfund Schminke zu schwarzen, roten, rosigen und blauen Streifen verlaufen waren.
Einen Augenblick lang dachte Eve, Jolene hätte sich in ihrer wahnsinnigen Trauer einen Teil von ihren Haaren ausgerissen, dann aber erkannte sie, dass die auf dem Fußboden verteilten, blonden Knäuel künstlich waren.
Die Polizistin an der Tür bedachte Eve mit einem gleichermaßen müden, zynischen, erleichterten und amüsierten Blick. » Madam? Ich bin Officer McKlinton. Ich habe auf Mrs Jenkins aufgepasst.«
Bitte, lautete die unausgesprochene Botschaft. Bitte, lassen Sie mich gehen.
» Machen Sie erst mal eine Pause, Officer. Ich werde zunächst mit Mrs Jenkins sprechen.«
» Zu Befehl, Madam«, McKlinton ging zur Tür, murmelte: » Viel Glück«, trat in den Flur hinaus und atmete erleichtert auf.
» Mrs Jenkins«, fing Eve an, worauf sich Jolene schreiend einen Arm vor ihre Augen warf. Das tat sie nicht zum ersten Mal, erkannte Eve, denn auch ihr Arm war bereits dick mit Gesichtsschminke bedeckt.
» Ich bin Lieutenant Dallas«, stellte Eve sich über das Schluchzen und Heulen hinweg vor. » Ich weiß, es ist gerade nicht leicht für Sie, und das, was geschehen ist, tut mir auch wirklich leid, aber…«
» Wo ist mein Jimmy Jay? Wo ist mein Mann? Wo sind meine Babys? Wo sind unsere Mädchen?«
» Hören Sie auf.« Eve trat vor die Frau, packte sie bei den bebenden Schultern und herrschte sie an: » Hören Sie auf, oder ich gehe wieder weg. Wenn ich Ihnen und Ihrer Familie helfen soll, hören Sie auf. Und zwar sofort.«
» Sie können mir nicht helfen. Jimmy Jay, mein Mann, ist tot. Jetzt kann nur noch Gott uns beistehen.« Eve hatte das Gefühl, als bohre sich die schrille und zugleich tränenerstickte Stimme geradewegs in ihr Gehirn. » Oh, warum, warum hat Gott ihn mir genommen? Mein Glaube reicht nicht aus, um das zu verstehen. Meine Kraft reicht nicht, um fortzusetzen, was mein Jimmy Jay begonnen hat.«
» Okay. Dann bleiben Sie einfach hier sitzen und heulen sich weiter die Augen aus dem Kopf.«
Sie wandte sich zum Gehen und hatte die Garderobe bereits halb durchquert, als Jolene verzweifelt rief: » Warten Sie! Warten Sie! Lassen Sie mich nicht allein. Mein Mann, mein Partner
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