Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
im Leben und im ewigen Licht, ist mir genommen worden. Haben Sie doch bitte Mitgefühl.«
» Ich habe jede Menge Mitgefühl, aber ich muss auch meinen Job erledigen. Wollen Sie, dass ich herausfinde, wie, warum und von wem er Ihnen genommen worden ist?«
Jolene warf sich die Hände vors Gesicht, verschmierte ihr Make-up wie Fingerfarbe und stieß aus: » Ich will, dass Sie es ungeschehen machen.«
» Das kann ich leider nicht. Wollen Sie mir trotzdem helfen herauszufinden, wer diese Tat begangen hat?«
» Nur Gott kann Leben nehmen oder geben.«
» Sagen Sie das mal all den Leuten, die alleine letzte Woche hier in dieser Stadt ermordet worden sind. Glauben Sie, was Sie wollen, Mrs Jenkins, aber Gott hat sicher nicht das Gift in diese Wasserflasche gefüllt.«
» Gift. Gift.« Jolene griff sich ans Herz und hielt die andere Hand abwehrend hoch.
» Bisher haben wir noch keine offizielle Bestätigung, aber ja, ich gehe davon aus, dass Ihr Mann vergiftet worden ist. Soll ich herausfinden, wer ihn vergiftet hat, oder wollen Sie einfach weiter beten und ansonsten gar nichts tun?«
» Versündigen Sie sich nicht, nicht in einem solchen Augenblick.« Erschaudernd kniff Jolene die Augen zu. » Ich will, dass Sie herausfinden, wer ihn vergiftet hat. Falls jemand meinem Jimmy etwas angetan hat, will ich wissen, wer das war. Sind Sie Christin, Miss?«
» Lieutenant. Ich bin Polizistin, das ist das Einzige, was für Sie von Interesse ist. Und jetzt erzählen Sie mir endlich, was passiert ist und was Sie gesehen haben.«
Unterbrochen von Schluckauf und zitternden Atemzügen wiederholte Jolene das, was Eve bereits von Attkins berichtet worden war: » Ich rannte auf die Bühne. Ich dachte, oh, grundgütiger Jesus, hilf meinem Jimmy, und als ich endlich bei ihm war… seine Augen… er hat mich nicht gesehen, sie waren weit aufgerissen, aber er hat mich trotzdem nicht gesehen. Außerdem hat er am Hals geblutet. Sie sagen, dass ich ohnmächtig geworden bin, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass mir schwindelig geworden ist und dass jemand versucht hat, mich von Jimmy wegzuziehen, dann bin ich wahrscheinlich etwas durchgedreht. Sie… es war jemand von der Polizei und Billy, glaube ich, die mich hierher gebracht haben, und dann kam jemand anderes und gab mir etwas, um mich zu beruhigen. Aber das hat nichts genützt. Doch wie sollte es das auch?«
» Hatte Ihr Mann Feinde?«
» Die hat jeder einflussreiche Mann. Und ein Mann wie Jimmy Jay, ein Mann, der das Wort Gottes gepredigt hat– das will nicht jeder hören. Deshalb hatte er ja einen Leibwächter, deshalb hatte er ja Clyde.«
» Gab es irgendwelche speziellen Feinde?«
» Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.«
» Ein Mann in seiner Position häuft sicher einigen Reichtum an.«
» Er hat die Kirche aufgebaut und sich Tag und Nacht um sie gekümmert. Er hat viel mehr zurückgegeben, als er jemals eingenommen hat. Aber ja«, erklärte sie, und plötzlich wurde ihre Stimme steif. » Wir haben gut gelebt.«
» Was wird jetzt aus der Kirche und ihren Besitztümern?«
» Ich… ich«, sie presste eine Hand an ihren Mund. » Er hat Vorkehrungen getroffen, damit die Kirche auch nach seinem Ableben weiter existiert. Damit ich, die Kinder und die Enkel gut versorgt sind, falls er früher als wir anderen vor unseren Schöpfer tritt. Über die Einzelheiten der von ihm getroffenen Vorkehrungen weiß ich nicht Bescheid. Ich versuche, nicht daran zu denken.«
» Wer hat ihm das Wasser heute Abend hingestellt?«
» Ich schätze, eins der Mädchen.« Ihre trüben Augen fielen zu, und Eve ging davon aus, dass das Beruhigungsmittel endlich seine Wirkung tat. » Oder Billy. Oder vielleicht Clyde.«
» Wussten Sie, dass Ihr Mann sich regelmäßig Wodka in sein Wasser mischen lassen hat?«
Sie riss die Augen wieder auf, stieß ein matronenhaftes Schnauben aus und schüttelte den Kopf. » Oh, Jimmy Jay! Er wusste ganz genau, dass ich damit nicht einverstanden war. Hin und wieder ein Glas Wein, das ist in Ordnung. Aber ist es etwa so, dass unser Herr und Retter Wodka zu seinem letzten Mahl getrunken oder dass er auf der Hochzeit von Kana Wasser in Wodka verwandelt hat?«
» Ich schätze, nein.«
Jolene verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln und gab zu: » Mein Jimmy hat gern mal einen Schluck getrunken. Aber übertrieben hat er es nicht. Denn das hätte ich nicht geduldet. Ich wusste nicht, dass er sich von den Mädchen immer noch ein Schlückchen
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