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Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

Titel: Im Namen des Todes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.D. Robb
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schien.
    Bis Galahad ans Fußende des Bettes umgezogen war und sie behaglich in Roarkes Armen lag, schlief sie bereits tief und fest.
    Und betrat im Schlaf die Bühne der großen Arena des Madison Square Garden. Der Altar war in ein grelles Licht getaucht, und sowohl Lino in seiner Soutane als auch Jenkins in seinem weißen Anzug standen dort.
    Schwarz und Weiß in gleißend hellem Licht.
    » Wir sind alle Sünder.« Jenkins sah sie strahlend an. » Mehr als eine Eintrittskarte braucht man dafür nicht. Es gibt nur Stehplätze, denn so passen mehr Leute rein, von denen jeder Einzelne ein Sünder ist.«
    » Für Sünden bin ich nicht zuständig«, erklärte Eve. » Ich kläre Verbrechen auf. Meine Religion ist Mord.«
    » Sie sind früh dran.« Lino griff nach einem Silberkelch, prostete ihr zu und trank. » Warum muss das Blut Christi aus billigem Wein transfiguriert werden? Wollen Sie auch einen Schluck?«, wandte er sich Jenkins zu.
    » Ich habe mein eigenes Getränk, Padre.« Jenkins nahm seine Wasserflasche in die Hand. » Jedem sein eigenes Gift. Brüder und Schwestern!« Er erhob die Stimme und breitete die Arme aus. » Lasst uns für diese Mitsünderin beten, damit sie ihren Weg und das Licht findet und Buße tut!«
    » Ich bin nicht meiner Sünden wegen hier.«
    » Sünden sind das Gewicht, das auf uns lastet und uns daran hindert, die Hand Gottes zu ergreifen!«
    » Möchten Sie die Absolution?«, bot ihr Lino an. » Ich erteile sie täglich, samstags sogar zweimal. Man bekommt die Eintrittskarte für den Himmel nur, wenn man für seine Rettung zahlt.«
    » Keiner von Ihnen beiden ist der, als der er sich ausgibt.«
    » Machen wir nicht alle anderen irgendetwas vor?«, fragte Jenkins sie. » Lassen Sie uns noch einmal den Film ansehen.«
    Auf dem großen Bildschirm hinten auf der Bühne flackerte ein trübes, rotes Licht. Durch das kleine Fenster fiel das rote Licht des Schildes » SEX ! LIVE SEX !« in den Raum, in dem Eve als achtjähriges Mädchen zitternd in der Kälte saß und mit einem Messer eine winzig kleine Ecke von einem schimmligen Stück Käse schnitt.
    Ihr Herz fing an zu rasen, ihr Hals schnürte sich zu.
    Gleich käme er zurück.
    » Den Film habe ich schon mal gesehen.« Eve zwang sich trotzdem, weiter hinzusehen statt sich umzudrehen und zu fliehen.
    Gleich käme er zurück.
    » Ich weiß, was er getan hat. Ich weiß, was ich getan habe. Das war etwas völlig anderes.«
    » Verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt.« Lino rollte den Ärmel seiner Soutane über der blutenden Tätowierung hoch.
    Auf dem Bildschirm verpasste ihr Vater– der zwar nicht mehr nüchtern, aber auch noch nicht besinnungslos betrunken war– ihr einen harten Schlag. Dann fiel er über sie her, und während er sie missbrauchte, brach er ihr den Arm. Auf dem Bildschirm schrie sie gellend auf, und auf der Bühne spürte sie den Schmerz, den Schock, die Angst und dann plötzlich den Griff des Messers, das sie zwischen ihren Fingern hielt.
    Sie tötete den Mann, stach ein ums andere Mal mit ihrem Messer auf ihn ein, spürte das Blut, das über ihre Hände rann und ihr ins Gesicht spritzte, während ihr Arm vor Schmerzen schrie. Sie sah sich auf der Bühne, sah sich selbst als Kind, und obwohl ihr Magen sich zusammenzog, blickte sie so lange hin, bis das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war, in eine Ecke krabbelte und sich wie ein wildes Tier dort zusammenkauerte.
    » Gesteh«, befahl ihr Lino.
    » Bereue deine Sünden«, brüllte Jimmy Jay sie an.
    » Wenn das eine Sünde war, nehme ich die Strafe dafür auf mich, falls Gott das wirklich will.«
    » Tu Buße«, forderte Lino sie nachdrücklich auf.
    » Werde neu geboren«, predigte Jenkins ihr.
    Gemeinsam schoben sie die Platte vom Altar, bis sie krachend auf die Bühne fiel und in tausend Stücke sprang.
    Aus dem darunter befindlichen, jetzt offenen Sarg stieg der blutige Geist von ihrem Vater auf. Und sah sie lächelnd an.
    » Die Hölle wartet schon auf dich, kleines Mädchen. Es ist an der Zeit, dass du dich dort zu mir gesellst.«
    Ohne zu zögern, zog Eve ihre Waffe, schaltete auf volle Kraft. Und brachte ihn noch einmal um.
    » Aufwachen. Aufwachen, Eve. Es reicht. Du musst zurückkommen.«
    Sie merkte, dass sie sicher in zwei starken Armen lag, verspürte eine wunderbare Wärme und dazu noch einen ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag dicht an ihrer Brust. » Okay. Okay.« Hier bekam sie wieder Luft. Hier konnte sie sich ausruhen. » Es ist

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