Im Namen des Todes: Roman (German Edition)

ein Anruf für sie kam.
    » Dallas.«
    » Lieutenant.« Miras steife Sekretärin tauchte auf dem Bildschirm auf. » Dr. Mira ist bis heute Abend ausgebucht.«
    » Ich brauche nur…«
    » Trotzdem wäre sie bereit, sich während ihrer Mittagspause mit Ihnen über Ihre aktuellen Fälle auszutauschen. Deshalb soll ich Ihnen sagen, dass sie um zwölf im Ernest’s ist.«
    » Okay.«
    » Seien Sie bitte pünktlich. Frau Doktor hat nämlich ganz sicher keine Zeit zu warten.«
    Ehe Eve auch nur die Stirn in Falten legen konnte, war der Bildschirm bereits wieder schwarz. » Als würde ich den ganzen Tag nur rumsitzen und Mah-Jongg spielen.«
    » Was genau ist Mah-Jongg?«
    » Woher in aller Welt soll ich das wissen? Sehe ich so aus, als hätte ich das je gespielt? Diese blöde Kuh.« Eve war derart wütend auf den alten Drachen, der im Vorzimmer der Ärztin saß, dass sie ihr Blaulicht auf das Dach des Wagens klatschte und entschlossen in die Vertikale ging.
    Peabody biss die Zähne aufeinander und umklammerte den Haltegriff über der Tür, als Eve dicht über die Dächer hupender Taxis sowie Kombis voller Pendler flog, knapp an einem Maxibus vorüberschoss und das Heck eines verdreckten Lieferwagens nur um Haaresbreite verpasste.
    » Er wird auch noch tot sein, wenn wir etwas später kommen«, quietschte Peabody und atmete erleichtert auf, als der Wagen ein Stück weiter wieder auf die Erde kam, wo die Straße plötzlich frei war.
    » Sehen Sie sich das an.« Eve wies auf eine große Tafel, auf der gerade eine Nachrichtensendung lief.
    Dort, über dem Gedränge auf dem Times Square, rang Jimmy Jay erstickt nach Luft und fiel dann wie eine gefällte weiße Zypresse einfach um.
    » Den Clip bringen sie jetzt sicher tagelang«, sagte Peabody. » Und jedes Mal, wenn sie in Zukunft was über ihn bringen, holen sie ihn wieder aus dem Archiv. Wer auch immer die Rechte an der Übertragung hat, ist jetzt ein gemachter Mann.«
    » So blöd kann man doch gar nicht sein!« Eve schlug mit ihrer Faust aufs Lenkrad, riss den Wagen wieder hoch und schoss über einen neuerlichen, kurzen Stau hinweg. » Hornochse. Idiot.«
    » Wer? Was?«
    » Ich. Wer hat die verdammten Rechte an der Übertragung? Wer sackt jetzt die ganze Kohle ein?«
    » Warten Sie. Einen Moment.« Um sich nicht länger vorzustellen, wie ihr eigener geschundener Körper nach einem gewaltigen Zusammenstoß hoch oben in der Luft in einem verbeulten Polizeiwagen gefangen war, klappte Peabody entschlossen ihren Handcomputer auf.
    » Ich fresse einen Besen, wenn das nicht die Kirche ist. Warum sollte man diese Einkünfte wohl jemand anderem überlassen? Und selbst wenn es nicht die Kirche selber ist, dann auf jeden Fall ein Unternehmen, das mit ihr verbunden ist. Denn dann fließt das Geld dorthin zurück.«
    » Hier steht Good Shepherd Productions.«
    » Das ist eindeutig die Kirche. Guter Hirte. Dabei geht es sicher nicht um Schafe. Geben Sie die Info an Roarke weiter. Er ist in diesen Dingen einfach schneller als wir.« Eve blickte weiter auf die Straße und lenkte ihr Gefährt dicht über die anderen Fahrzeuge hinweg. » Rufen Sie ihn an und bitten ihn herauszufinden, ob die Good Shepherd Productions zur Kirche des Ewigen Lichts gehört.«
    » Einen Augenblick. Hi, tut mir leid«, erklärte ihre Partnerin und dachte › Himmel, ist der süß‹, als Roarkes Gesicht auf ihrem Monitor erschien. » Hm, Dallas fragt sich, ob Sie rausfinden können, ob die Firma Good Shepherd Productions Teil von Jenkins’ Kirche ist. Sie selbst versucht im Augenblick, uns beide möglichst heil durch den Berufsverkehr zu bringen, und hat deshalb alle Hände voll zu tun.«
    » Wenn der Lieutenant sich die Zeit genommen hätte, meinen Anhang zu der Akte zu lesen, hätte sie dort eine vollständige Liste sämtlicher Zweige der Kirche des Ewigen Lichts gefunden und gesehen, dass der Gute Hirte auch dazugehört.«
    » Habe ich es doch gewusst. Danke. Bis später«, rief Eve aus Richtung Fahrersitz.
    » Okay. Ich danke Ihnen auch.« Und mit einem netten Lächeln fügte Peabody hinzu: » Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    » Die Kirche wird allein mit diesem Film wahrscheinlich ein Vermögen machen. Falls wir einen Schätzwert brauchen, kann uns sicher Nadine die groben Zahlen nennen.« Eve bahnte sich weiter einen Weg durch den Verkehr und bog nach Süden ab. » Man verliert also seine Galionsfigur und Haupteinnahmequelle, das aber auf eine Art, die die Einnahmen sofort erhöht. Statt