Im Namen des Todes: Roman (German Edition)
nackt und sie war ungeschminkt, Eve ging der Gedanke durch den Kopf, dass sie ohne das meterdicke Make-up, das sie am Vorabend getragen hatte, deutlich hübscher war.
» Jimmy Jay.« Während mehrere andere Leute aus dem Zimmer strömten, vergrub sie ihre langen, pinkfarbenen Nägel in Eves Arm. » Sie sind seinetwegen hier. Sie haben herausgefunden, was passiert ist.«
» Ja, Ma’am, das haben wir.«
» Es war sein Herz, nicht wahr?«, stieß sie schluchzend aus. » Das habe ich schon die ganze Zeit gesagt. Sein Herz, es war einfach zu groß, zu groß und viel zu voll. Es hat einfach nicht mehr mitgemacht, das ist alles. Es hat einfach nicht mehr mitgemacht, weshalb Gott ihn heimgerufen hat.«
Sie sah Eve flehend an.
Noch schlimmer, als jemandem zu sagen, dass ein Mensch, den er geliebt hatte, nicht mehr lebte, war, ihm zu erklären, dass der geliebte Mensch ermordet worden war.
» Nein, es tut mir leid. Mr Jenkins wurde mit Zyankali vergiftet.«
Sie verdrehte die Augen, und noch während die kleine Armee von Leuten zu ihr lief, fing Eve sie bereits auf und hielt sie fest. Dann blinzelte Jolene, ihr Blick wurde klar und kalt, sie schlug die in ihre Richtung ausgestreckten Hände fort und sah Eve aus klaren, kalten Augen an.
Von null auf hundert, dachte Eve. Statt mit einer zerbrechlichen Matrone hatte sie es plötzlich mit einem Racheengel zu tun.
» Sie wagen es, hier zu stehen, mir ins Gesicht zu sehen und mir zu erklären, Sie wüssten– ohne jeden Zweifel–, dass mein Mann vergiftet worden ist. Sie wagen es, mir ins Gesicht zu sehen und mir zu sagen, dass das Gottes Wahrheit ist?«
» Ja. Jemand hat Ihren Mann vergiftet.«
Um sie herum brach die Familie in lautes Schluchzen aus, und alle riefen nach Mama oder nach Mama Jo. Als sich alle um sie drängten, fuhr Jolene erbost herum.
» Ruhe! Seid gefälligst ruhig.«
Sofort erstarb der Lärm, als hätte sie einen Schalter umgelegt. Mit bebenden Lippen wandte sie sich wieder an Eve, biss die Zähne aufeinander und blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an. » Woher wissen Sie das? Woher wissen Sie, dass es daran nicht den geringsten Zweifel gibt?«
» Das ist einfach mein Job. Ich habe eben mit dem Pathologen– dem Chefpathologen dieser Stadt, Ma’am– gesprochen, der mir die Todesursache bestätigt hat. Die Ergebnisse der labortechnischen Untersuchungen werden bestätigen, dass das Zyankali in einer seiner Wasserflaschen war. Und wenn Sie mir nicht ins Gesicht sehen und mir glaubhaft versichern können, dass Sie einen Grund zu der Annahme haben, dass Ihr Mann sich selbst vergiftet hat, sage ich Ihnen, dass er ermordet worden ist.«
» Er hätte sich niemals selber umgebracht. Weil das Leben ein Geschenk des Herrgotts ist. Er hätte mich, seine Familie und seine Kirche niemals freiwillig im Stich gelassen.«
Sie trat einen Schritt zurück, richtete sich zu ihrer ganzen Größe auf, und plötzlich war von der Zuckerwattepuppe nichts mehr zu sehen. » Finden Sie heraus, wer das getan hat. Finden Sie heraus, wer meinem Mann, dem Vater meiner Kinder, dieses Gottesgeschenk genommen hat. Tun Sie Ihre Arbeit.«
» Das werde ich.«
» Luke.«
» Mama Jo.« Einer der Männer trat auf sie zu und legte fürsorglich einen Arm um sie.
» Du bist jetzt das Familienoberhaupt, ich erwarte, dass du tust, was auch immer getan werden muss.«
» Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst. Lass dich von Jackie nach oben bringen, Mama Jo. Geh du erst mal rauf und ruh dich etwas aus. Wir werden dafür sorgen, dass alles so getan wird, wie Jimmy Jay es gewollt hätte. So, wie du es willst. Das verspreche ich.«
Sie rieb seine Schulter und nickte mit dem Kopf. » Danke, dass Sie extra gekommen sind, um es mir zu sagen, Lieutenant. Aber jetzt möchte ich nach oben in mein Zimmer gehen.«
» Komm mit, Mama.« Tochter Jackie nahm die Mutter sanft am Arm und wandte sich zum Gehen, doch am Fuß der Treppe blieb Jolene noch einmal stehen und sah sich nach den anderen um.
» Billy, hilf ihnen, indem du sie so führst, wie du ihren Dad geführt hast, ja?«
» Das werde ich. Mach dir keine Gedanken, Jolene. Ich möchte nicht, dass du dir Gedanken machst.« Sein Gesicht war eine Studie des Elends, während er verfolgte, wie sie die Treppe erklomm und dann verschwand.
» Lieutenant, ich bin Luke Goodwin– Jackies Mann.« Er hatte einen festen Händedruck, doch seine Augen sahen müde aus. » Ich frage mich, ob Sie mir sagen könnten, wann wir meinen
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