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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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können.
    Schließlich handelte es sich nicht um irgendwelche xbeliebigen Mordopfer, sondern um eine Polizeibeamtin und Hamiltons Kind. Und die Ministerin war immerhin Politikerin.
    Erik Pontis Gedanken schweiften eine Zeitlang ab.
    Das Echo des Tages bedeutete Macht. Aus diesem Grund arbeitete Erik Ponti dort, obwohl der Rundfunk manchmal unbeholfen war und man gelegentlich so etwas wie ein halboffizielles Verhältnis zu Politikern hatte. Aber Macht ist Macht. Wenn Kurden-Alf in der Zeitschrift Palestinsk Front auf haargenau die gleiche Weise entlarvt worden wäre, wäre überhaupt nichts geschehen. Die Sache wäre von anderen Medien nicht einmal aufgegriffen worden.
    Erik Ponti wurde in seinen melancholischen Überlegungen über die Macht der Medien unterbrochen, als der Echo-Chef begeistert und ohne anzuklopfen eintrat.
    »Der Sieg ist unser!« sagte er und hob einen zarten Arm mit geballter Faust zu einer Siegergeste.
    »Ja. Ja, das ist er«, sagte Erik Ponti erstaunt. Die Konkurrenz der Medien war nicht ohne Bedeutung, das gab Erik Ponti zu. Aber der Triumph des »Echos« gründete sich im Moment auf eine schauerliche Tragödie, was den vor Eifer glühenden Wangen des Chefs nicht im mindesten anzusehen war. Er war ein junger, munterer Karrierist, der wohl schon bald beim Fernsehen landen würde. Erik Ponti hatte darüber insgeheim schon Wetten abgeschlossen.
    »Die Säpo haben wir jetzt praktisch in der Tasche«, sagte der Chef und ließ sich schnell in einem der drei Sessel des Zimmers nieder. »Und hast du das Interview von diesem Mädchen da oben bei der Kripo gehört? Es ist ein absoluter Knaller.«
    »Erika, die Urlaubsvertretung? Nein, aber ich habe gehört, unter welchen Voraussetzungen sie antrat, und habe sie losgeschickt. Ist sie jetzt also wieder da?«
    »Ja, und zwar mit purem Gold in der Tasche. Geh zu ihr und hör dir das an. Sie redigiert gerade.«
    »Ja, das werde ich tun«, sagte Erik Ponti abwartend. Er spürte, daß etwas im Busch war. Der Chef wollte etwas, womit er nicht offen herauszurücken wagte.
    »Wann sollten wir das Interview mit der Justizministerin deiner Meinung nach bringen?« fragte der Chef.
    »Nachdem die Morgenzeitungen in Druck gegangen sind, natürlich«, erwiderte Erik Ponti erstaunt. That’s elementary, my dear Watson, dachte er. Andernfalls würde die Politikerin zu der konservativen Morgenzeitung laufen und dort die Puppen tanzen lassen.
    »Ja, da gebe ich dir recht«, sagte der Chef. Er machte ein Gesicht, als überlegte er und hätte plötzlich einen Einfall.
    »Obwohl es ja eine Sache gibt, die uns fehlt, die uns allen fehlt … Es dürfte nicht ganz einfach sein, aber es wäre ein absoluter Hit…«
    »Was denn?« fragte Erik Ponti mißtrauisch.
    »The one and only. Das Interview mit Hamilton persönlich. Könntest du dir vorstellen, einen Versuch zu unternehmen?«
    Der Chef gab sich so, als hätte er etwas so Triviales geäußert wie die Bitte um eine Zigarette.
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Erik Ponti kalt.
    »Warum denn nicht? Du mußt doch zugeben, daß es ein absoluter Knaller wäre?«
    »Ja, aber stell es dir doch vor… Ich habe mir übrigens angesehen, wie die »News Light« dieses Problem gelöst haben. Die haben was gebracht.«
    »Was? Die hatten Hamilton?«
    »Nein. Aber dieser Idiot, der alles weiß und für alle anderen antwortet…«
    »Ekan?«
    »Ja, so heißt er vielleicht. Jedenfalls hat er den Zuschauern erzählt, was Hamilton seiner Meinung nach empfindet und fühlt, vielmehr, wie er seine Situation in der jetzigen Lage erlebt.«
    »Du nimmst mich doch nicht auf den Arm?«
    »Nein, leider nicht.«
    »Aber einen Versuch kannst du doch wagen. Fragen kostet nichts.«
    »Versetz dich doch mal selbst in seine Situation. Hättest du jetzt Lust, mit Rundfunkreportern zu sprechen? Ich möchte wirklich nicht mal fragen. Es kommt mir vor wie zu der Zeit, als ich bei einer Abendzeitung Urlaubsvertretung machte. Die schickten mich zu Angehörigen von Opfern eines Flugzeugabsturzes, um Bilder aus dem Familienalbum zu holen.«
    »Hast du das getan?«
    »Ja. Das ist etwas, was man nicht vergißt, das kann ich dir versichern. Aber ich mußte mir ja einen festen Job verschaffen. Solche Dinge werden vorzugsweise von jungen Menschen erledigt, die keine feste Stelle haben. Heute habe ich aber eine. Du kannst ja einen Urlaubsvertreter bitten.«
    »Na ja…«, sagte der Chef und wand sich. »Ich habe ja nur an deine guten Verbindungen gedacht. Schließlich hat er

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