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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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konnten. Auf keinen Fall durften sie hier steckenbleiben.
    Dann fanden sie eine tiefe Schlucht mit einem Fluß auf dem Grund. Sie saßen ab und führten die Pferde schnell hinunter, fast bis zum Fluß.
    Die Pferde banden sie an großen Baumstämmen fest, wobei sie darauf achteten, daß deren Mäuler möglichst dicht an den Stämmen blieben. Dann rissen sie die Äxte aus den Satteltaschen.
    Überall im Gelände lagen umgestürzte Bäume. Sie schleiften schnell drei Baumstämme herbei und erhoben sie zu einer Art Dreifuß, bedeckten diesen mit Tannenreisig und Lärchenzweigen, so daß das Ganze einem schütteren Zelt zu ähneln begann. Danach hackten sie Holz und machten Feuer. Einen großen, trockenen Stock befestigten sie an ein paar Astgabeln über dem Feuer. Sie holten die Pferdedecken, die sie unter den Sätteln hervorzogen und legten sich dann schnell mit den Füßen zum Feuer und mit den Köpfen zur Felswand hin. Die Decken zogen sie über Gesicht und Oberkörper.
    Im nächsten Augenblick brauste der Schneesturm über sie hinweg. Alles wurde dunkel. Sie bekamen Schnee in den Mund, und in den Tannenzweigen pfiff und heulte der Wind.
    Carl spürte keine Furcht. Sascha und Valerja hatten noch Zeit gefunden, alles Notwendige vorzubereiten. Wenn der Schneesturm vier oder fünf Tage anhielt, würden die Pferde zwar sterben, aber sie selbst würden überleben, wenn auch mehr oder weniger durchgefroren und gelangweilt, doch sie würden überleben. Carls größter Kummer war, daß die Zeit bei einem Schneesturm verstrich, ohne daß er etwas ausrichten konnte. Er würde nichts Produktives schaffen, sondern einfach nur überleben.
    *
    Tony Collins erwies sich tatsächlich als kleiner, recht korpulenter und nach Schweiß riechender Journalist. Überdies war er sichtlich nervös und unkonzentriert.
    Luigi war es nicht ganz leichtgefallen, sich zu einem »voraussetzungslosen« Interview überreden zu lassen, was immer das bedeuten sollte. Der Journalist schien davon auszugehen, daß er auf seine Fragen unmöglich eine Antwort erhalten konnte. Luigi, der ausdrücklich Befehl hatte, sich interviewen zu lassen, mußte sich natürlich abweisend und zugleich leicht interessiert geben.
    Schließlich hatte sich Luigi aus der Situation gerettet, indem er sagte, er werde die Genehmigung seiner Vorgesetzten einholen, und wenn alles gutgehe, sei er zu einem Gespräch bereit. Am nächsten Tag hatte er sich mit dem überraschenden Bescheid gemeldet, von selten des Unternehmens gebe es keine Einwände, wenn man davon absehe, daß geheime Informationen selbstverständlich nicht diskutiert werden dürften. Um dann zum Schein doch einige Schwierigkeiten zu machen, hatte er vorgegeben, eine Stunde um die Mittagszeit müsse genügen. Sie könnten sich dann in dem Pub draußen in Addlestone treffen, The Crouch Oak.
    Der Journalist hatte ein wenig wegen der langen Anfahrt gejammert, was offenbar nur ein Vorwand war, um sich mit Luigi unter eher konspirativen Bedingungen in der City zu treffen, doch dieser hatte naiv festgestellt, er selbst mache diese Bahnfahrt zweimal am Tag und habe daher empirische Belege dafür, daß es durchaus möglich sei, diese kleine Mühe auf sich zu nehmen. Dann hatte er so getan, als müßte er seinen Kalender konsultieren, und das Treffen um einige Tage hinausgeschoben.
    Luigi hatte im The Crouch Oak eine Nische gefunden, die ein wenig abseits lag. Er hatte keinerlei Mühe zu erraten, wer der Journalist war. Dieser war klein, sah verschwitzt aus und trug überdies eine dunkle Brille. Zudem schlich er sich so unauffällig ins Lokal, daß jeder der Anwesenden ihn bemerkte. Luigi winkte resigniert und ironisch, um sich zu erkennen zu geben. Der Journalist tat erst, als hätte er ihn nicht bemerkt, und ging zum Bartresen, um ein Pint Bier zu bestellen. Er hatte immer noch die dunkle Brille auf. Dann ließ er seine Aktentasche fallen, so daß zahlreiche Dokumente und Zeitungen zu Boden segelten. Um ein Haar wäre ihm sein Bierglas aus der Hand gerutscht, als er mit schnell eingesammelten Dokumenten und Zeitungen zu Luigi ging.
    Er streckte eine Hand zum Gruß aus, entdeckte, daß Bier darauf geschwappt war, und trocknete sie an einem Hosenbein ab, bevor er das Manöver wiederholte. Luigi gab ihm verblüfft die Hand und rettete dann das Bierglas vor einem Unglück, als der Dokumentenhaufen unter dem Arm dieses so unauffällig geheimnisvollen Mannes zwischen ihnen auf dem Tisch landete.
    »Wie ich sehe, möchtest du

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