Im Namen Ihrer Majestät
vermeiden, daß man uns bemerkt«, sagte Luigi und bemühte sich, die Ironie in einem interessierten und teilnahmsvollen Gesichtsausdruck zu verbergen.
Der Journalist nickte kurz, sah sich um und nahm die Sonnenbrille ab. Dann begann er von sich und der Zeitung zu erzählen, bei der er arbeitete. Sie heiße Computer Weekly und behandle hauptsächlich Themen, bei denen es um die Entwicklung von Computersoftware gehe. Allerdings widme sich das Blatt gelegentlich auch investigativem Journalismus, das heiße, er, Tony Collins, sei hauptsächlich für diesen Bereich verantwortlich. Dafür habe er übrigens im vergangenen Jahr einen Journalistenpreis erhalten. In dieser Branche schaffe man sich leicht mächtige Feinde und müsse lernen, vorsichtig an alles heranzugehen.
Luigi lauschte eine Zeitlang mit beherrschten und wohlgeordneten Gesichtszügen, als der Journalist die Bedeutung seiner Person beschrieb. Gleichzeitig überlegte er, wie sich dieses bizarre Gespräch zu einem Interview entwickeln sollte. Bisher war der gesamte Informationsstrom vom Journalisten zum Interviewten gegangen. In die Gegenrichtung war noch kein Wort geflossen.
Schließlich konnte Luigi nicht mehr an sich halten. Er sah demonstrativ auf die Armbanduhr, versicherte, er sei inzwischen von den einzigartigen Meriten des Journalisten überzeugt, schlage jedoch vor, zum Thema zu kommen. Falls es irgendwelche Fragen gebe?
Dieser schroffe Vorschlag schien den Journalisten völlig zu überrumpeln. Er entschuldigte sich und begann, in seiner Aktentasche zu wühlen, bis er ein Diktiergerät hervorkramte, dessen Batterien sich als zu schwach erwiesen. Daraufhin entschuldigte er sich erneut und fragte, ob er sich statt dessen Notizen machen könne.
Luigi erwiderte verblüfft, er wolle keine Meinung dazu äußern, welcher journalistischen Technik sich sein Gegenüber bediene, sofern er nur erfahre, worum es eigentlich gehe.
Als der Journalist endlich begann, Fragen zu stellen, ging es zunächst um Tony Gianellis amerikanischen Hintergrund. Luigi leierte ihn herunter, und dann kam die Frage, weshalb ein amerikanischer Spezialist nach London gehe.
Auf diese Frage antwortete Luigi ausweichend, da der Hauptgrund etwas mit seinen technischen Sonderkenntnissen zu tun habe, die er aus Gründen der Geheimhaltung nicht näher beschreiben könne. Natürlich sei er auch deshalb nach London gegangen, weil es ganz einfach Spaß mache, eine Zeitlang außerhalb von Kalifornien zu arbeiten. Die meisten Menschen stellten sich vor, daß die Arbeit am Computer standardisiert und weltweit vergleichbar sei. Doch ganz so sei es nicht. Man lerne eine ganze Menge Neues kennen, wenn man in ein anderes Land komme, eine neue Computerkultur. Bestenfalls könne dies auch in die andere Richtung funktionieren, so daß man auch selbst etwas Neues beitragen könne.
Luigi staunte, wie eifrig sich der Journalist Notizen machte. Er ging davon aus, daß die wichtigen Fragen noch nicht gestellt worden waren, daß er jetzt als Interview-Opfer zunächst ein bißchen mürbe gemacht werden sollte.
Nach einiger Zeit fing der Journalist tatsächlich an, Luigi in kleine Fallen zu locken, und dieser half nach, so gut er konnte.
»Ist es nicht unangenehm, als junger Wissenschaftler mit so vielen Möglichkeiten zu hochspezialisierter Arbeit auf einem Feld gelandet zu sein, in dem man nach bestem Vermögen Tod und Vernichtung konstruiert?«
»Diese Aufteilung in den zivilen und den militärischen Bereich ist oft ziemlich theoretisch. Erkenntnisse, die im zivilen Sektor erarbeitet werden, lassen sich leicht in den militärischen überführen, obwohl es genausogut umgekehrt sein kann.«
Der Journalist hakte nach: »Ist es aber nicht so, daß du dich mit Computer-Simulations-Programmen beschäftigst, die zum Beispiel einen effektiveren Kampfeinsatz von Torpedos zur Folge haben? Hast du keine moralischen Zweifel bei dieser Arbeit?«
»Eigentlich«, erwiderte Luigi, »ist alles geheim, woran ich arbeite. Aber da das Unternehmen, bei dem ich angestellt bin, nun mal Marconi Naval Systems heißt, liegt doch auf der Hand, daß es bei meiner Arbeit um Torpedos geht sowie um U- Boote. Bei deren Bewegungen wird natürlich versucht, so etwas wie STEALTH-Eigenschaften unter Wasser zu erreichen. Was diese Computerprogramme angeht, sind solche Dinge ja bei der gesamten Forschung internationaler Standard. Was ist daran schon Besonderes?«
»Ist dir denn nicht bekannt, daß eine erstaunlich große Zahl von
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