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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Finanzielle Verhältnisse der Familie, Scheidungen, Alkohol, solche Dinge.«
    »Gut. Dann befinde ich mich auf der sicheren Seite. Keine Schulden, keine eigentümlichen britischen Sexgewohnheiten, keine Scheidung. Außerdem gibt es noch viel zu viele Frauen in London, die ich noch nicht ausprobiert habe. Wenn ich also Selbstmord begehen sollte, darfst du meinetwegen gern schreiben, daß da etwas faul ist«, sagte Luigi. Er sah auf die Armbanduhr und errötete leicht, weil er sich ausgerechnet zu der Bemerkung über Frauen hatte hinreißen lassen, zu der ihm sein britischer Führungsoffizier so plump das Stichwort geliefert hatte; der Satz sprudelte wie von selbst aus ihm heraus, als wäre es ein Teil seiner antrainierten Rolle.
    »Wir wollen wirklich hoffen, daß es nicht so weit kommt«, brummte der Journalist und schob Luigi dann einige seiner Zeitungsartikel zum Thema hinüber, die dieser mit mäßigem Interesse an sich nahm. Er versprach jedoch, sie sich anzusehen, und sagte überdies gegen alle Logik zu, auf weitere Fragen zu antworten, falls das aktuell werde. Dann stand er auf, schlug dem trotz allem nicht sonderlich unzufriedenen Journalisten vorsichtig auf die Schulter, sah nochmals auf die Uhr, gab vor, es eilig zu haben, und ging.
    Als er an der frischen Luft und im Sonnenschein war, holte er ein paar Mal tief Luft. Wenn irgendein Mensch, dem er in der letzten Zeit begegnet war, als künftiger Selbstmordfall in Frage käme, dann dieser unsichere, nur halb erfolgreiche und sicher total mißverstandene Journalist. Zu allem Überfluß war der kleine Mann dem äußeren Anschein nach zu urteilen körperlich vollkommen wehrlos.
    *
    Sie ritten behutsam einen steilen, mit dichtem Lärchenwald bewachsenen Berghang hinunter, einem natürlichen Weg folgend, der den Spuren im Neuschnee nach zu urteilen von wilden Tieren benutzt wurde.
    Als Carl die großen, unübersehbaren Abdrücke entdeckte, hatte er nichts anderes als Wolf raten können. Er fragte Valerja, der vor ihm ritt, ob es tatsächlich Wolfsspuren seien, und dieser nickte ruhig. Er blickte auf den Wirrwarr von Spuren, wandte sich dann um und teilte munter mit, es sei ein Rudel von acht Tieren. Der Leitwolf sei ein Männchen von drei oder höchstens vier Jahren. Das Rudel bestehe also aus recht jungen Tieren.
    Sie ritten langsam, da der Berghang steil war. Die zurückgelehnte Reithaltung belastete offenbar besonders die Knie, da Carls Symphonie von Schmerzen sich schon nach einer runden halben Stunde in dieser Körperhaltung auf die Knie konzentriert hatte.
    Nach kurzer Zeit beobachtete Carl, daß sämtliche Wolfsspuren auf einmal abbogen, als hätte das Rudel entdeckt, daß es verfolgt wurde. Das erschien Carl logisch. Die Wölfe hatten natürlich gemerkt, daß sich ihr Todfeind in der Nähe aufhielt, sich als gejagt betrachtet und deshalb einen neuen Kurs eingeschlagen.
    Doch obwohl Sascha und Valerja, die beide vor ihm ritten, natürlich das gleiche entdeckt haben mußten, schienen sie zu vollkommen anderen Schlußfolgerungen zu kommen. Sie drehten sich in den Sätteln um und spähten nach oben, als erwarteten sie etwas in der Spur hinter sich.
    Carl drehte sich jetzt aus Neugier auch gelegentlich um. Er entdeckte die Wölfe als erster. Zwischen den schneebedeckten Stämmen und unter der Schneelast herabhängenden Ästen sah er zwei spitze Ohren, dann die Schnauze, dann einen halben Körper sowie zwei weitere Tiere gleich dahinter. Sie waren stehengeblieben und schienen ihn mit den Blicken zu fixieren.
    Zunächst war er vollkommen perplex. Waren die Wölfe hinter den Pferden her? War die Witterung der Pferde vielleicht so stark, daß die Witterung der Menschen unter bestimmten Umständen dahinter verschwand? Was würde passieren, wenn die Pferde in Panik gerieten und auf dem steilen Berghang durchgingen?
    Wenn man durch einen Ast vom Pferd heruntergeschlagen, eine Zeitlang im Steigbügel mitgeschleift wurde und eine gute Blutspur zustande brachte – wie würden die sie verfolgenden Wölfe dann reagieren?
    »Valerja«, flüsterte er heiser. »Die Wölfe verfolgen uns. Was zum Teufel machen wir jetzt?«
    Valerja drehte sich um und lächelte sehr breit und herzlich. Er gab durch ein zustimmendes Kopfnicken zu erkennen, daß er Bescheid wußte. Ja, die Wölfe seien da hinten. Dann wandte er sich wieder um, als brauchten sie sich um nichts Sorgen zu machen. Carl verstand den Inhalt von Valerjas Mitteilung nicht, nahm aber an, daß dieser und Sascha die

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