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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mir das MI 6 zur Verfügung gestellt hat. Sie sind davon überzeugt, daß es eine russische Operation ist.«
    »Sofern es keine schlaue maskirowka ist«, wandte Jurij Tschiwartschew skeptisch ein. »Sie leiten eine operative Zusammenarbeit mit ihrem Verbündeten ein. Zum Beispiel bist du in die Sache verwickelt. Dann arbeiten sie, als wären wir es, damit es am Ende jeder glaubt. Dann sickert das Ganze zu den Medien durch, du wirst wieder aufs Podium gejagt, um Pressekonferenzen abzuhalten, und wir sitzen mit dem Schwarzen Peter da.«
    »Warum um Himmels willen sollten sich die Briten auf etwas so Dummes einlassen?« fragte Carl. »Habt ihr in jüngster Zeit in London ein paar Agenten verloren? Das müßtest du zumindest wissen.«
    »Nein, das haben wir nicht. Keinen einzigen«, erwiderte Jurij Tschiwartschew in einem Tonfall, der erkennen ließ, daß er etwas verunsichert war. »Du meinst also, daß es tatsächlich eine Mordserie gibt, natürlich arrangierte Selbstmorde wie beim letzten Mal, als sie selbst unter ihren Leuten aufräumten?«
    »Zweifellos. Es sind kompetente nasse Jobs. Wie ich schon sagte, habe ich mir das Material selbst angesehen.«
    »Und unsere Freunde bei der britischen Opposition sind überzeugt, daß wir dahinterstecken?«
    »Ja, richtig. Das glaube ich übrigens auch.«
    »Aber dann sind wir wieder bei der Frage, weshalb wir uns so verhalten sollten.«
    »Richtig. Wer in der raswedka verhält sich so verantwortungslos und dumm? Was euch betrifft, kann diese Geschichte mit einer Katastrophe enden.«
    »Und wie lautet dein Auftrag, mein lieber Carl?«
    »Informationen aus Rußland zu beschaffen, das Personal in London aufzuspüren, das diese Morde verübt, und es zu liquidieren.«
    Jurij Tschiwartschew stand auf, ging ein Stück weg und pinkelte. Er ließ sich viel Zeit und schlenderte langsam zurück. Carl versuchte vergebens, seinem Blick zu begegnen, als Jurij sich wieder setzte.
    »Warum sollst ausgerechnet du diese Information beschaffen?« fragte er schließlich.
    »Weil ich, wenn du entschuldigst, so viele sonstige Informationen aus der Sowjetunion und Rußland beschafft habe, daß man glaubt, ich müsse hier sehr gute Quellen haben. Theoretisch habe ich das auch, nämlich dich. Wenn du mir hilfst, diesen Dummheiten ein Ende zu machen, hilfst du auch Rußland, oder etwa nicht?«
    »Du bittest mich, ein britischer Spion zu werden«, schnaubte Jurij Tschiwartschew.
    »Kein britischer, aber ein schwedischer«, entgegnete Carl ohne zu zögern. Jetzt war die Karte ausgespielt.
    »Es ist wirklich nicht wenig, was du da verlangst, mein Freund«, murmelte Jurij Tschiwartschew.
    »Nein, das versteht sich«, erwiderte Carl. »Es gibt zwei Auswege aus der Klemme, nein, eigentlich drei.«
    »Welche denn?«
    »Erstens, daß du gar nichts unternimmst. Dieser Weg fuhrt früher oder später zur Entlarvung. Das ist der schlechteste Weg. Zweitens. Du bringst deine Kollegen im Generalstab dazu, diese Dummheiten sofort abzubrechen und die Operateure zurückzuholen. Doch dann riskierst du, überstimmt zu werden, und es bleibt noch das Risiko eines Skandals. Das ist der zweitschlechteste Weg. Drittens. Du findest die Identität der Operateure heraus, ich eliminiere sie, und alles ist aus der Welt.«
    »Wieso? Diesem Szenario zufolge schnappt man uns doch auf frischer Tat.«
    »Nein. In unserem Teil der Welt ist es verboten, Leute zu liquidieren. Aus diesem Grund darf so etwas niemals an die Öffentlichkeit gelangen. Niemand wünscht, eine solche Geschichte bekannt werden zu lassen.«
    »Eins werde ich tun«, sagte Jurij Tschiwartschew entschlossen. »Ich werde herausfinden, ob du recht hast. Wenn ich entdecke, daß du recht hast, landen wir beide in einer sehr komplizierten Situation. Der Grundgedanke ist also, daß du all dieses Wissen für dich behältst, falls es dir gelingt, aus einer russischen Quelle, also von mir, die entscheidenden Informationen zu erhalten?«
    »Ja, das ist der Grundgedanke«, bestätigte Carl. »Wie du verstehst, würde ich dich niemals verraten.«
    »Das muß gründlich überschlafen werden, glaube ich«, sagte Jurij Tschiwartschew. Er stand auf und ging ein Stück weg, um seinen Schlafsack für die Nacht auszurollen.
    *
    James Rusbridger hatte die letzten Jahre seines Lebens in einem kleinen Häuschen mit dem schönen Namen Jasmine Cottage im Dorf Lanivet in Cornwall verbracht. Er war bestimmten Teilen des britischen Establishments ein Dorn im Auge gewesen, nicht zuletzt dem

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