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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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diesen, den anderen über Funk mitzuteilen, daß die Operation abgebrochen wurde. Sie sollten sich alle sofort im Befehlsraum einfinden.
    Die großen Rotorblätter drehten sich immer langsamer. Enttäuscht fluchend sprangen alle Männer aus den Hubschraubern und gingen langsam auf das große schwarze Zelt zu, in dem erneut Licht gemacht wurde.
    Carl wartete, bis alle sich eingefunden hatten und das Gemurmel sich gelegt hatte.
    »Ich habe eine sehr erfreuliche Nachricht, die euch enttäuschen wird«, begann er lächelnd. »Die drei gefangenen Schweden wurden heute aufgrund eines Briefes Seiner Majestät des Königs an Saddam Hussein freigelassen. Sie sind inzwischen schon auf schwedischem Boden gelandet. Der Befehl des Verteidigungsministers an uns lautet daher, was kaum überraschen kann, die Operation Blue Bird abzubrechen. Morgen wickeln wir die Basis ab und reisen in verschiedenen Gruppen nach Hause, etwa wie geplant.«
    Die Männer sahen aus, als wären sie Luftballons, die man mit einer Nadel zerstochen hatte. Er hörte einige Flüche.
    »Achtung, ich bin noch nicht fertig!« befahl Carl scharf.
    »Wir standen eineinhalb Stunden vor der Durchführung eines Unternehmens, von dem wir alle wissen, daß wir es geschafft hätten. Das bringt einige Konsequenzen mit sich, und ich muß euch jetzt bitten, sie ernsthaft zu bedenken. Ein solches Unternehmen kann jederzeit wieder notwendig werden. Aus Gründen, die wohl jedem einleuchten, würde ich im Fall einer neuen Operation dieser Art versuchen, dieselbe Mannschaft zusammenzubekommen. Wir haben dieses Team ja schon durch Übung zusammengeschweißt. Das bringt unter anderem folgendes mit sich: Wir müssen eine absolute Geheimhaltung dieser Operation wahren. Kein Laut darf davon nach draußen dringen, wie lustig das Ganze in einigen Tagen auch erscheinen mag. Wenn aber Blue Bird Nummer eins durchsickert, kann es nie ein Blue Bird Nummer zwei geben. Die privaten Fotoapparate, die ich hier gesehen habe, werden eingesammelt. Ihr müßt sie mit euren Namen kennzeichnen und werdet sie bei späterer Gelegenheit zusammen mit einigen Fotos zurückerhalten. Ferner haben wir einiges an illegaler schwedischer Festausstattung bei uns, die für den Konsum in einpaar Stunden gedacht war. Das ist recht pikant im Hinblick darauf, in welchem Land wir uns befinden. Ich schlage vor, unser Reisegepäck zu erleichtern, indem wir diese Waren sofort konsumieren. Und dann noch etwas. Ihr habt sehr gute Arbeit geleistet, phantastische Arbeit. Ich hoffe, daß es uns gelingt, den Mund zu halten, damit wir Gelegenheit erhalten, dies zu wiederholen!«
    In einer Stimmung, in der sich Resignation und Galgenhumor mit einigen abschätzigen Urteilen über den Brief Seiner Majestät des Königs an Saddam Hussein mischten, folgten jedoch alle Carls Vorschlag.

9
    Carl saß auf einem vorspringenden Felsen über einem schnell dahinfließenden Strom in dreihundertsechsundzwanzig Meter Höhe, wie sein Laser-Höhenmesser mitteilte. Der gegenüberliegende Berghang war sanft gerundet und teilweise mit Wald bewachsen. Auf der anderen Seite des Flußtals, fünfhundertsiebzig Meter entfernt, befand sich Jurij Tschiwartschew. Gelegentlich ertönte der langgezogene schrille Brunftruf des Maralhirschs.
    Der Berg auf der anderen Seite sah aus wie das Haupt eines gewaltigen Riesen, der viel Haar verloren hatte.
    Am Rand einer Haarsträhne des Riesen entdeckte Carl etwas. Er nahm sein großes Fernglas und stellte die Entfernung ein. Es waren vier oder fünf Tiere, Hirschkühe. Sie traten mit behutsamen, hohen Beinbewegungen sehr langsam aus dem schützenden Wald. Sie lauschten mit den großen Ohren, die wie Radarschirme ständig in Bewegung waren.
    Carl nahm an, daß Jurij Tschiwartschew auf die Tiere gestoßen war, und versuchte ihn in der Umgebung zu entdecken. Die kleine Gruppe von Hirschen stand jetzt mucksmäuschenstill da. Nur die Leitkuh bewegte sich langsam mit anmutigen Schritten, als ginge sie schon durch tiefen sibirischen Schnee.
    Die Tiere standen auf einer offenen Fläche, die von Wald begrenzt wurde. Einige hundert Meter weiter links entdeckte Carl die eigentliche Ursache ihrer Unruhe. Sie wurde nicht durch Jurij Tschiwartschew ausgelöst, sondern durch ein Wolfsrudel.
    Der Leitwolf blieb plötzlich stehen. Er witterte und lauschte. Er schien seiner Sache sicher zu sein. Die anderen Rudelmitglieder standen ruhig da und warteten einige Meter hinter ihm auf Befehle.
    Einige wirbelnde dünne Wolkenfetzen

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