Im Namen Ihrer Majestät
ausdrückst, ich meine auf schwedisch.«
»Wieso? Wir sprechen doch schwedisch miteinander«, sagte Carl amüsiert und zog die Augenbrauen hoch.
»Ja, natürlich«, sagte Luigi mit einem schüchternen Lächeln.
»Aber neulich habe ich mir diese Frage selbst gestellt, gerade die. Das komische war, daß die Antwort auf englisch ja, auf italienisch ja und auf schwedisch nein lautete. Kannst du das verstehen?«
»Vielleicht, möglich«, überlegte Carl. »Deine wahre Identität ist die schwedische. Du bist Hauptmann Luigi Bertoni-Svensson, alles andere ist Theater. Wir wollen jedenfalls hoffen, daß es so ist.«
»Warum hoffst du das?«
»Weil«, sagte Carl, stand auf, streckte sich und ging im Zimmer auf und ab, so daß Luigi sein Gesicht nicht mehr sehen konnte, »weil das, was ich dir jetzt sagen werde, das Ungeheuerlichste und Alptraumhafteste sein wird, was du in deinem ganzen Leben zu hören bekommen hast. Hast du den Sicherheitsgurt angelegt?«
»Ja«, sagte Luigi nervös. »Ich höre. Du hast eine gute und eine schlechte Nachricht oder so was. Also schön, erst die schlechte Nachricht.«
»Ich habe drei schlechte Nachrichten!« sagte Carl hart, wandte sich um und blickte Luigi fest in die Augen. »Erstens. Der Name Lady Carmen Hardings ist in Wahrheit Tatjana Simonescu. Sie ist in Kischinjow geboren, im rumänischen Teil der Sowjetunion, also in Moldawien, und hat dort auch ihre Ausbildung erhalten. Ihr Rang ist Major beim GRU. Sie ist Zentral direkt unterstellt. Sie ist vermutlich noch nie in Spanien gewesen.«
Luigi starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, als hätte er nicht verstanden, als wollte er herausfinden, ob es ein Test war, ein grober Scherz oder eine Art psychologischer Schocktherapie, damit er aus allzu eingefahrenen Denkgewohnheiten herausgerissen wurde. Carl sagte nichts und verzog keine Miene, sondern ließ nur seinen Blick sprechen. Nachdem sie ein paar ewige Sekunden lang mit den Blicken die Kräfte gemessen hatten, sank Luigi in sich zusammen. Er neigte den Kopf und schlug sich sacht mit einer Faust gegen die Stirn.
»Und die erste Nachricht«, fuhr Carl fort, »ist noch nicht zu Ende, obwohl du die Fortsetzung der Frage nach ihrer Identität schon ahnen mußt. Sie ist das Gehirn dieser russischen Organisation. Sie wählt die Opfer aus, sie ist die Chefin, sie hat den Überblick, sie hat die Umzugsleute.«
»Die Umzugsleute!« rief Luigi aus.
»Genau!« sagte Carl und hob abwehrend die Hand, um weitere Kommentare Luigis abzuschneiden. »Die Umzugsleute, die du morgen treffen sollst. Sie sind ihre Handlanger. Wir haben ihre wirklichen Identitäten, alles.«
»Ich sollte also…«
»Das nächste Opfer werden, ja!« unterbrach Carl ihn kalt.
»Doch warte. Bis jetzt hast du nur die erste schlechte Nachricht erhalten. Jetzt bekommst du die zweite. Wie in einer guten westlichen Demokratie üblich, hat die britische Regierung entschieden, daß alle diese Personen liquidiert werden sollen. Tag D ist morgen. Möchtest du einen Whisky, dann können wir jetzt was bestellen!«
»Ja, bitte«, sagte Luigi und holte tief Luft. Dabei sah er sich verzweifelt um, als wollte er eine Stütze finden, an der er sich festhalten konnte.
»Eine bestimmte Marke?« fragte Carl höflich, als er zum Telefon gegangen war und abgenommen hatte.
»Nein, verdammt!« sagte Luigi. »Solange es nur was Starkes ist!«
»Na schön«, sagte Carl und bestellte zwei große Highland Park. Dann legte er auf.
Er drehte eine Runde durchs Zimmer und warf dem zusammengesunken dasitzenden Freund und Kollegen einen vorsichtigen Seitenblick zu. Carl war der Meinung, im Augenblick nichts anderes sein zu können als ein älterer Offizierskollege und überdies commanding officer. Er durfte um Luigis willen keinen Zoll zurückweichen.
Es war still, während sie auf den Whisky warteten. Carl akzeptierte dankbar die Pause, er ging im Zimmer auf und ab, wobei er Luigi unaufhörlich ansah, um dessen Reaktionen zu deuten.
Als sie einander zugeprostet hatten und Luigi einen kräftigen Schluck getrunken hatte, nippte Carl vorsichtig an seinem Whisky. Dann wartete er zehn Sekunden, bevor er sein Glas auf das orientalische Tablett neben seinem Sessel stellte.
»Und jetzt kommt die dritte schlechte Nachricht«, sagte er in möglichst neutralem Tonfall. »Aus verschiedenen behördentechnischen und juristischen Gründen, die ich dir nachher noch erklären werde, soll die schwedische Delegation unsere russischen Kollegen aus dem Weg
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