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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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oder tut das, was ihr sonst so für Gewohnheiten habt. Dann kommt Besuch, unter anderem ich. Du wirst abgeführt, vielleicht sogar in Handschellen. Wir treffen uns dann kurze Zeit später.«
    »Und dann ist Carmen tot?« fragte Luigi. Er hatte erneut Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren.
    »Nein, es hat sie nie gegeben. Das war eine Rolle. Dann ist Major Tatjana Simonescu tot. Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Würdest du gern sehen wollen, wie sich Carmen in Major Simonescu verwandelt, es mit eigenen Augen sehen?«
    »Ja, aber ich würde nicht gern sehen wollen…«
    »Davon spreche ich nicht! Aber würdest gern mit eigenen Augen sehen, daß sie eine andere ist als die, in die Teile von dir sich verliebt haben, ich meine, bestimmte Teile deiner Persönlichkeit?«
    »Ich glaube schon. Teufel, was für eine Frage! Aber ich glaube schon!«
    »Gut. Dann wollen wir mal sehen, ob wir uns etwas in der Richtung ausdenken können. Möchtest du jetzt die Details, wie der Gegner seine Operation angelegt hat?«
    »Ja, das dürfte höchste Zeit sein. Ach nein, übrigens, warte noch. Die ganze Situation ist völlig verrückt. Wenn ein anderer als du mir das hier erzählt hätte, hätte ich ihn entweder ausgelacht oder totgeschlagen.«
    »Ja?« fragte Carl und zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    »Aber jetzt bin ich es gewesen. Und?«
    »Ich glaube dir blind. Du könntest mir alles erzählen, ich würde es glauben.«
    »Wenn es so ist, stimmt was mit deiner Ausbildung nicht oder mit meiner Rolle als Vorgesetzter«, entgegnete Carl gemessen.
    »Aber wie konnten wir ein so ungeheures Glück haben! Es ist mathematisch absolut unwahrscheinlich, wenn man darüber nachdenkt«, sagte Luigi nach einiger Zeit eifrig. »Ich nehme an, daß in dieser Stadt mindestens acht Millionen Menschen leben, je nachdem, wie großzügig man die Vororte dazuzählt. Wir kommen her und sollen russische Spione aufspüren. Ich werde installiert. Es ist ein Versuch, ein Schuß ins Blaue, aber warum nicht? Doch schon am ersten Tag an meinem Arbeitsplatz, ich habe kaum Zeit gehabt, How do you do zu sagen, lande ich mit der Hauptperson im Bett? Das ist doch nicht möglich. Ein solches Glück gibt es doch gar nicht, das mußt du doch zugeben?«
    Luigi sah aus, als hätte er sich wieder in den Kopf gesetzt, einem logischen Test, einem psychotherapeutischen Schock oder einer ähnlichen Teufelei unterzogen zu werden, und betrachtete Carl beim Warten auf die Antwort fast triumphierend.
    »In einer Hinsicht haben wir tatsächlich ein Riesenglück gehabt, das gebe ich zu«, sagte Carl nachdenklich. »Wenn ich diese Erkenntnisse in Rußland etwas später gewonnen hätte, wenn der Maralhirsch seine Brunftzeit im Oktober statt im September gehabt hätte, hätten wir diese Aktion im entscheidenden Augenblick nur mit deiner Geistesgegenwart als Waffe durchführen können. Jetzt haben wir unerhörtes Glück gehabt, daß ich die Informationen genau rechtzeitig erhalten habe.«
    »Du bist also derjenige, der…«, begann Luigi zögernd, bevor er wieder heftiger wurde. »Du verstehst sehr wohl, was ich gemeint habe! Das ist etwa so, als würde man mitten im Atlantik eine Wasserbombe auf gut Glück abwerfen und ein U- Boot der Taifun-Klasse treffen. Das paßt doch nicht zusammen.«
    »Das tut es doch«, entgegnete Carl mit einer gut gespielten gleichgültigen Miene. »Wir hatten den Auftrag, eine Person auf bestmögliche Weise under cover zu plazieren. Wir haben die richtigen Spezialkenntnisse gewählt, das richtige Unternehmen, das richtige Opfer. Das war kein Glück, sondern eine Mischung aus Wissen und Planung. So einfach war das. Wir hatten offensichtlich ausreichende Kenntnisse und gut geplant. Deine acht Millionen Menschen sind jetzt auf ungefähr zehn Personen oder so reduziert. Wir waren ganz einfach gut. So mußt du es sehen.«
    »Bei dir hört es sich verdammt einfach an.«
    »Es ist auch so einfach. Wir sind am richtigen Ort gelandet. Daß Major Simonescu hingegen dich schon am ersten Tag aufgerissen hat, kann ja auch an rein persönlichem Interesse gelegen haben. Ebensogut daran, daß der Vorgänger an deinem Arbeitsplatz rechtzeitig ermordet worden ist. Such dir aus, was dir lieber ist.«
    »Das ist keine leichte Wahl.«
    »Nein, natürlich nicht. Doch eins steht fest. Als sie begriff, was in dir steckt, beschloß sie, dich zu ermorden. Damit ist ihr ursprüngliches Interesse an deiner Person nur von akademischem

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