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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Interesse.«
    Luigi antwortete nicht, und Carl hatte den Eindruck, daß es vorbei war. Tiefe Bewunderung für Luigi erfüllte ihn.
    Er wirkte zwar noch immer bleich und erschüttert, aber es schien, als käme er schon wieder zu sich. Carl war sich ganz und gar nicht sicher, wie er selbst eine entsprechende Situation bewältigt hätte.
    »Es wird allmählich spät«, sagte er. »Morgen etwa gegen 18.00 Uhr ziehen wir in den Kampf. Außerdem mußt du noch einen gewöhnlichen Arbeitstag wie an jedem Freitag hinter dich bringen. Vielleicht sollten wir ein bißchen an Schlaf denken?«
    »Du meinst, ich soll morgen wie gewöhnlich arbeiten?« fragte Luigi mit einem Seufzen. »Außerdem soll ich jetzt nach Hause gehen und ruhig schlafen?«
    »Das wäre vielleicht ein bißchen viel verlangt«, gab Carl zu.
    »Ach, übrigens, trink auch meinen Whisky! Aber daß du morgen wie gewöhnlich arbeitest, ist selbstverständlich. Was für Alternativen hast du denn? Willst du zu Hause sitzen, nachdem du dich telefonisch krank gemeldet hast? Willst du Däumchen drehen und dir Selbstvorwürfe machen und darauf warten, daß es 18.00 Uhr wird?«
    »Das hört sich nicht besonders angenehm an«, gestand Luigi mit einem Schulterzucken.
    »Nein«, sagte Carl und nickte. »Ich weiß nicht, wie du diese Nacht bewältigen sollst. Übrigens darfst du mich nicht anrufen, denn du bist so etwas wie ein beringter Vogel, und wir wissen nicht, welche Vorbereitungen man in deiner Wohnung getroffen hat. Ich weiß auch nicht, wie ich diese Nacht an deiner Stelle hätte verbringen wollen.«
    »Ich glaube, ich mache einen Spaziergang nach Hause.
    Vielleicht die letzte Nacht in London?«
    »Für diesmal wenigstens, wie zu hoffen steht. Im schlimmsten Fall hätte es tatsächlich deine letzte Nacht in London werden können. Willst du wirklich zu Fuß nach Hause?«
    »Ja, wenn es dir recht ist. Dem steht doch nichts entgegen?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Der Nachteil ist nur, daß du wieder nüchtern wirst.«
    »Das macht nichts. Ich trinke ein Riesenglas Whisky, wenn ich nach Hause komme und mit dem Kampf um den Schlaf beginne.«
    »Na schön, tu das«, sagte Carl ausweichend. Er hatte keinerlei Mühe, sich Luigis kommende Nacht vorzustellen. »Ich habe hier noch einige Details, Adressen, Uhrzeiten und so weiter«, fuhr er fort und überreichte Luigi zerstreut einen Umschlag, den dieser entgegennahm, ohne ihn aufzumachen. Er stopfte ihn in seine Jackentasche.
    »Morgen ziehen wir in den Kampf. Du bist der beste Rottenkamerad, den ich haben könnte«, sagte Carl und schüttelte Luigi zum Abschied kräftig die Hand.
    »Und ich habe eine Rückendeckung, wie sie nur wenigen vergönnt ist«, erwiderte Luigi. »Tay-Hoo, morgen vermöbeln wir sie«, fuhr er selbstbewußt fort und ging schnell zur Tür.
    Carl sah ihm nachdenklich nach. Tay-Hoo, dachte er. Als wären wir nur ein paar SEAL-Jungs, die irgendwo in der Dritten Welt per Fallschirm auf ein paar wehrlose Dorfbewohner heruntersegeln. Das hier wird sicher schwieriger.
    Als die Tür hinter Luigi ins Schloß gefallen war, ging Carl im Zimmer herum und räumte Gläser und Teeservice beiseite, sah auf die Armbanduhr und schüttelte den Kopf. Er dachte an die lange Nacht, die Luigi bevorstand.
    Einige Minuten später schlief Carl bereits tief und ruhig. Das letzte, woran er vor dem Einschlafen gedacht hatte, war Sir Geoffreys entrüstete Reaktion auf das Weinetikett des Château Le Gay, der immerhin ein Pomerol von 1982 war. Sir Geoffrey hatte gemeint, es sei ein besonderer Wein für homosexuelle Froschfresser.
    *
    Das provisorische Hauptquartier des Einsatztrupps war in einer angemieteten Wohnung in der Upper Brook Street eingerichtet worden, ganz in der Nähe des Grosvenor Square; von Carls Hotel war es dorthin ein kurzer Spaziergang.
    Carl war erleichtert, als er endlich, den geliehenen Regenschirm zusammengerollt unterm Arm, hinausgehen konnte. Nachdem er den Park durchquert hatte, bog er in die Upper Brook Street ein. Er stellte zufrieden fest, daß nichts Auffälliges zu sehen war. Keine eigenartigen Fahrzeuge, keine Polizisten, nichts, was ein geübtes Auge als verdächtig ansehen würde.
    Das Haus war alt und atmete Wohlstand und entschwundene Größe, genau wie er erwartet hatte. Er ging zu Fuß die Treppe hinauf, da er eine Minute zu früh war. Belustigt betrachtete er abblätternden Stuck und kriegerische Wandgemälde.
    Als Carl an der schwarzen Eichentür mit dem blitzenden Messingschild läutete,

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