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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Fußboden entdeckte er einen kleinen Baseballhandschuh. Der Junge war ebenfalls im Bett erschossen worden, wie aus den Blutspritzern an der Wand hinter dem Bett hervorging. Offenbar hatte man das Kind im Krankenwagen abtransportiert.
    Felipe Hernandez seufzte und ging wieder ins Erdgeschoß hinunter, um weitere Opfer zu suchen. Sie lagen beide in der Küche. Ihren Positionen nach zu schließen, mußten sie nebeneinander am Küchentisch gesessen haben, als man sie erschoß.
    Felipe Hernandez ging zur Küchentür. Er machte sie auf, zog eine schmale kleine Taschenlampe aus der Tasche und betrachtete aufmerksam das Schloß auf der Außenseite. Er sah ein paar kleine, metallisch glänzende Riefen am Schloßzylinder, nickte still und ging wieder in die Küche, um die Schlafzimmer des Küchenpersonals zu suchen. Das Personal hatte Zimmer bewohnt, die zusammen eine abgeschlossene Wohnung in der Villa bildeten: zwei Schlafzimmer, ein gemeinsames Wohnzimmer und eine kleine Pantry.
    Felipe Hernandez begann in dem größeren Schlafzimmer. Das Doppelbett war in Unordnung, die Türen eines großen Kleiderschranks waren offen, ein Stuhl vor einem Frisiertisch mit Toilettenartikeln war umgestürzt worden. Er warf einen Blick in den Kleiderschrank. Dort hingen zwei leere Bügel, neben denen viel Platz war. Im übrigen war der Kleiderschrank mit Kleidern gefüllt, die ordentlich nebeneinander hingen.
    Das Zimmer des Dienstmädchens ließ ungefähr das gleiche erkennen. Felipe Hernandez ging langsam in das große Wohnzimmer, in dem inzwischen technisches Personal von der Spurensicherung sowie Fahnder zusammengekommen waren. Sie sahen Hernandez an und schwiegen.
    »Ein Profi-Job«, stellte er zunächst fest. »Die Täter sind durch den Kücheneingang ins Haus gekommen, haben das Personal zusammengetrommelt und die Leute sogar gebeten, sich anständige Sachen anzuziehen. Dann haben sie sie mit Waffen in Schach gehalten. In der nächsten Phase ist ein Täter, vielleicht auch zwei ins Obergeschoß gegangen, um den Hauseigentümer und dessen Sohn zu erschießen. Danach kam das Personal an die Reihe. Mit der Frau, die da draußen liegt, scheint es nicht ganz glatt gegangen zu sein. Vielleicht wollte sie weglaufen, vielleicht hat der Hund etwas mit der Sache zu tun. Es sieht aus wie ein bestellter Job. Ausgeführt von professionellen Killern.«
    »Wer diese Arbeit bestellt hat, muß eine verdammt große Abneigung gegen Mr. Matthews gehabt haben«, stellte einer der Fahnder fest.
    »Du meinst diesen Einfall, dem Toten den Schwanz in den Mund zu stecken?« fragte Felipe Hernandez. »Ja, das entspricht unleugbar nicht dem hier in Santa Barbara üblichen Umgangston. Okay, Jungs, jetzt machen wir folgendes…«
    Felipe Hernandez erwartete nicht, Fingerabdrücke oder andere Indizien zu finden. Möglicherweise hoffte er auf Funde, die auf ein besonders raffiniertes Verbrechen hindeuteten, da die Morde von Tätern mit bemerkenswerter krimineller Energie begangen worden waren. Sie hatten offensichtlich Gründe gehabt, auf Mr. Matthews wütend zu sein. Felipe Hernandez befahl den Technikern mit ihrer Arbeit im Haus anzufangen, während das uniformierte Personal das Haus absperrte und mit den ersten Vernehmungen von Nachbarn sowie Leuten begann, die sich zur Tatzeit vielleicht in der Nähe aufgehalten hatten. Die Kriminalbeamten nahm er mit zur Wache zurück, wo alle zunächst etwas Kaffee tankten und dann im Einsatzzimmer zusammenkamen. Die Arbeitsaufgaben wurden schnell verteilt. In erster Linie galt es jetzt, alle verfügbaren Angaben über das Opfer zu besorgen. Bei oberflächlicher Betrachtung schien er eine Stütze der Gesellschaft gewesen zu sein, doch so sahen diese Leute an der Oberfläche immer aus. Wenn es wie jetzt Gründe gab, im Leben und in den Geheimnissen vermögender Staatsbürger zu wühlen, tauchte in der Regel erstaunlich viel Scheiße auf. Im Krankenhaus hatte man nicht einmal den Versuch gemacht, den kleinen Jungen zu operieren, nachdem er eingeliefert worden war. Er mußte gestorben sein, bevor er im Krankenwagen abtransportiert wurde. Der diensthabende Gerichtsmediziner beschrieb per Telefon die Todesursache als die Folge mehrfacher Schußverletzungen mit sehr grobem Schrot, sogenannten buck shots. Vermutlich seien alle Morde mit dem gleichen Waffentyp begangen worden.
    Erst jetzt bemerkte Felipe Hernandez, daß am Tatort keine leeren Schrothülsen gefunden worden waren. Die Täter hatten sich offenbar die Zeit genommen, sie

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