Im Namen Ihrer Majestät
einzusammeln, bevor sie verschwanden.
Das erste positive Ergebnis der Morgenstunden war das Auffinden des Kleinbusses, dessen sich die Mörder bedient hatten. Einer der Nachbarn hatte einen schwarzen oder dunkelblauen Kleinbus der Marke Dodge mit hoher Geschwindigkeit davonfahren sehen. Die abgeblätterte Farbe an dem Eisentor deutete darauf hin, daß der Wagen dunkelblau war. Eine Streife hatte den Wagen unten in Ventura gefunden, kaum zwanzig Autominuten von Santa Barbara entfernt.
Daß der Wagen vor zwei Tagen irgendwo in Los Angeles als gestohlen gemeldet worden war, war nicht anders zu erwarten gewesen. Der Inhalt des Wagens war überraschender. Dort befanden sich fünf dunkelblaue Overalls, fünf Schrotflinten des Typs pump action sowie reichlich Munition. Da die Täter nicht gerade den Eindruck machten, Anfänger zu sein, deuteten diese Funde auf zwei Dinge hin. Einmal, daß sie nach dem Verlassen des Kleinbusses in einen oder mehrere Wagen gestiegen waren und eventuell noch Leute gehabt hatten, die dort warteten, wo sie ihren Minibus parkten. Zweitens mußten sie sicher gewesen sein, daß Waffen und Munition sich nicht zurückverfolgen ließen. Ferner gingen die Täter offenbar davon aus, daß die Techniker von der Spurensicherung es nicht schaffen würden, Kleiderfasern, Fingerabdrücke oder andere rechtstechnisch interessante Spuren zu finden. Die Mörder waren kaltblütig, sachkundig und überdies vermutlich hochbezahlt. Noch immer deutete nichts darauf hin, daß auch nur ein einziger Wertgegenstand in der Villa entwendet worden war. Im Panzerschrank, der relativ leicht hätte geöffnet werden können oder den die Täter schlimmstenfalls hätten mitschleppen können, hatte man sowohl Obligationen als auch eine ansehnliche Menge Bargeld gefunden. Es erstaunte Felipe Hernandez nicht im mindesten, daß er schon am frühen Morgen kurz nach Beginn der Bürozeit von der Bundespolizei FBI angerufen wurde. Ein Special Agent namens McDuff meldete sich vom Hauptbüro Kalifornien in Los Angeles. Daran war nichts Merkwürdiges. Immerhin erweckte der Fall den Eindruck, als hätte man es mit einem Verbrechen entweder im Rahmen des organisierten Verbrechens, der Mafia oder von Terroristen zu tun, und diese Vermutungen führten häufig dazu, daß das FBI die Ermittlungen übernahm.
Was Felipe Hernandez erstaunte, war die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der das FBI gearbeitet zu haben schien. Special Agent McDuff teilte nicht nur mit, man habe »den Fall übernommen«, sondern sagte auch, zwei der Täter seien festgenommen worden. Man wisse überdies, wer sie gedungen habe und weshalb. Übrigens sei nicht Mr. Matthews das Hauptziel gewesen, sondern dessen achtjähriger Sohn, berichtete der FBI-Agent weiter, unter uns Bullen sozusagen, bevor er einen angenehmen Tag in Santa Barbara wünschte und auflegte.
Felipe Hernandez verfiel in eine kurze Grübelei. Er und seine Leute hatten immerhin nach Formular 1 A des Lehrbuchs gearbeitet, und es sah wie der Anfang einer beliebigen Mordermittlung aus, ungefähr so, wie man es nach nur wenigen Stunden erwarten kann. Dann ruft das FBI an und sagt, die ganze Sache sei aufgeklärt. Das erschien zunächst unbegreiflich und ließ sich nur damit erklären, daß das FBI bereits in den Startlöchern gestanden hatte.
Das FBI geht routinemäßig sämtlichen Mordfällen nach, besonders wenn es sich um spektakuläre Morde handelt oder wie in diesem Fall um Morde, bei denen die Täter gewissermaßen ihre Visitenkarte hinterlassen.
Die Mörder hatten nämlich keinerlei Ablenkungsmanöver inszeniert. Sie hatten keine Obszönitäten mit Blut an die Wände geschmiert, nichts gestohlen, sondern ihren Job erledigt und ihre sizilianische Botschaft hinterlassen: So stirbt ein Verräter oder Spitzel. Es waren in erster Linie die abgeschnittenen Geschlechtsteile im Mund des Opfers, welche die nächtliche Aktivität des FBI ausgelöst hatten.
Die erste Recherche in den Computern, in denen man nach einer Verbindung zwischen einem Immobilienmakler namens Matthews in Santa Barbara und irgendeiner Form der Mafia suchte, blieb jedoch erfolglos. Nichts deutete auf solche Verbindungen hin. Es fanden sich überhaupt keine Hinweise auf irgendeine kriminelle Tätigkeit von seiten Mr. Matthews.
Folglich suchte man bei den anderen Mordopfern nach Verbindungen und fand sie bei dem achtjährigen Sohn Stan Matthews. Der Junge war Gegenstand eines Sorgerechtsstreits zwischen seinem jetzt ermordeten Vater und
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