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Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman

Titel: Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hat alles unter Kontrolle. Geht nach Hause, bevor noch jemand verletzt wird.«
    »Wir sind wegen dem loup-garou hier.« Leroy Baxter trat aus der Menge. In beiden Händen hielt er ein langes Seil. »Wir brauchen Sie bei Tageslicht, bevor sie sich verwandelt. Und jetzt, Vater Finley, gehen Sie am besten aus dem Weg.«
    »Sie haben Peat Moss unverletzt zurückbekommen, Mr. Baxter.« Der Priester trat auf die erste Stufe. Damit stand er noch immer über ihnen, zeigte ihnen aber auch, dass er keine Angst hatte. Er hatte Rosa schrecklich im Stich gelassen – war seinen eigenen Ängsten erlegen –, aber er würde auf keinen Fall zulassen, dass Adele verbrannt wurde. »Sie sollten zu Hause sein und das Wunder Gottes feiern, aber nicht hier, um einer Frau etwas anzutun, die krank ist.«
    »Sie ist der Teufel«, beharrte Leroy. »Wir tun die Arbeit des Herrn. Wir schicken den Teufel in die Hölle zurück.«
    »Sie ist nicht der Teufel.« Er war sich nicht sicher, wer und was Adele war, aber selbst wenn sie ein Kind des Teufels war, würde er nicht zulassen, dass sie verbrannt wurde. Tief aus seinem Inneren bezog er seine Stärke. »Sie ist krank!« Er brüllte, vor allem, als er bemerkte, wie die Menge einen Schritt zurückwich. »Überlasst das dem Sheriff und dem Arzt! Und verschwindet aus meinem Garten!«
    Weiter wich die Menge zurück, einigen Männern standen Zweifel im Gesicht, während sie von einem Fuß auf den anderen traten. Hitze überkam den Priester, als würde er von der Wärme eines Julimorgens aufs Gesicht geküsst. Sein ganzes Leben lang hatte er darum gefleht, über die Kraft zu verfügen, um eine Menge mitzureißen, jetzt war es so weit. Ihm war, als würde er von Gott berührt, der ihm die Worte verlieh und die Stimme, um sie auszusprechen.
    »Gott wird über Adele Hebert richten, nicht ihr! Was immer ihr von Adele halten mögt, es steht euch nicht zu, über ihr Schicksal zu entscheiden. Überlasst es Gott, und kehrt heim zu euren Familien.« Mehrere Männer in der ersten Reihe drehten sich um und gingen. Der Priester nickte den anderen zu. »Geht nach Hause.«
    In die hinteren Reihen kam Unruhe. Eine kleine Person drängte, kämpfte und schob sich nach vorn durch. Eine böse Ahnung beschlich den Priester, als Bernadette Matthews aus der Menge trat und sich neben Leroy stellte. Sie war die einzige Frau in der Menge, ihr Gesicht war wutverzerrt.
    »Adele ist böse«, sagte sie zum Priester, bevor sie sich umdrehte und die Menge direkt ansprach. »Sie ist meine Schwester, aber sie ist böse! Sie hat sich dem Teufel verschrieben und sieht ihn als ihren Herrn und Meister! Sie hat den Priester verzaubert! Wahrscheinlich hat sie ihn gebissen, und heute Nacht wird er durch die Gemeinde streifen und unsere Kinder stehlen. Adele hat zwei Männer getötet. Vielleicht sogar mehr. Marguerite Bastion wird ja immer noch vermisst!«
    In die Menschenmenge kam Bewegung, die Männer rückten wieder auf die Stufen vor. Breitbeinig stellte sich der Priester ihnen entgegen. »Halt!« Er drehte sich zur Tür um, wo mit aschfahler Miene Colista stand.
    »Geben Sie mir mein Gewehr, und schicken Sie den Sheriff raus«, flüsterte er ihr zu. Colista huschte gehorsam davon. Kurz darauf erschien sie mit seinem Gewehr, das er in seinem ganzen Leben bislang nur zweimal abgefeuert hatte. Er nahm die Hand voll Patronen, die sie ihm noch hinhielt, froh, dass Colista anscheinend besser über Waffen Bescheid wusste als er selbst.
    Als er sich wieder zur Menge hindrehte, trat Joe Como mit gezückter Pistole auf die Veranda.
    »Ich werde es nicht zulassen, dass ihr einer geistig verwirrten Frau etwas antut.« Der Priester kämpfte gegen sein Entsetzen an und richtete den Gewehrlauf auf die Menge.
    »Ich werde die ersten sechs erschießen, die diese Stufen betreten.« Joe hob die Pistole. »Die Frau dort drinnen ist krank. Wir werden sie ins Krankenhaus in Lafayette bringen, und keiner wird uns aufhalten.«
    Der Priester stand Seite an Seite mit dem Sheriff. Unruhe hatte die Menge erfasst, aber keiner trat vor. Bernadette musterte die Umstehenden, bevor sie sich dem Priester zuwandte.
    »Sie stehen unter ihrem Bann, Sie und der Sheriff!«
    Die Menge rückte wieder vor. Links von sich sah Michael Raymond Thibodeaux, der auf den Mob zulief. Er hatte die Waffe gezogen, und seiner Miene nach zu schließen würde er nicht zurückschrecken, sie auch einzusetzen. Der Priester hatte nie gedacht, dass er einmal so froh sein könnte, den Deputy zu

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