Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman
fragte John. »Keine Sperenzchen mehr.«
»Ist heute Morgen fort. Mit Adrian, Charles, Letha und Joann. Nur ich und Stella sind dageblieben.«
Raymond ließ John und die Kinder im Rückspiegel nicht aus den Augen. Das letzte Mal, als er bei Bernadette Matthews gewesen war, hatte er kein Auto gesehen. Das hieß, sie musste Marguerites Wagen haben.
»Hat sie gesagt, wo sie hinwollte?« John zog ein Kaugummipäckchen aus der Tasche und bot den Kindern jeweils einen Streifen an. Der Junge griff ohne zu zögern zu, wickelte die Verpackung auf und schob ihn sich in den Mund. Das Mädchen ließ sich mehr Zeit, aber letztlich nahm auch sie einen Streifen.
»Hat sie nicht gesagt. Sie erzählt uns nicht, was sie macht«, antwortete das Mädchen, bevor sie sich den Kaugummi in den Mund steckte, fast so, als wollte sie sich mit ihrer missmutigen Antwort für das Geschenk bedanken.
»Warum ist euer Vater fort? Hat er drüben in Houma Arbeit gefunden?«, fuhr John beiläufig fort.
»Ist eben einfach fort, er«, erwiderte der Junge ganz sachlich. »Hat gesagt, er weint uns keine Träne nach, er hat die Schnauze voll von diesem Wahnsinn.«
»Halt den Mund!«, zischte das Mädchen. »Wenn du so weitermachst, bringen sie uns alle fort.«
»Das ist nicht wahr«, schaltete sich Raymond dazwischen. Er verstand zwar nicht, was die Kinder an ihr Zuhause band, aber ihr verzweifelter Wunsch, dort bleiben zu dürfen, war unmissverständlich. »Ich werde alles unternehmen, um euren Vater zu finden. Das verspreche ich euch.«
»Er wird uns nicht wollen«, kam es verbittert von dem Mädchen. »Er sagt, wie sind nicht von ihm.«
»Euer Vater war bestimmt sehr sauer, als er das gesagt hat.« Raymond spürte, dass er nahe dran war, die Antwort auf mehrere Fragen zu erfahren. »Ich denke, euer Vater war sauer, weil eure Mutter so viel Zeit auf der Bastion-Plantage verbracht hat.« Die Bastion-Jungen meinten, Henri hätte sich mit jemandem im Traktorschuppen getroffen, einer Frau. Caleb und Nathaniel hatten absichtlich gelogen, damit er und andere glaubten, es wäre Adele gewesen. Aber es musste Bernadette gewesen sein.
Er wusste nicht, warum sich Bernadette für Henri interessiert hatte. Er sah den kristallenen Krimskrams vor sich, die hübschen Dinge in ihrem Haus, aus dem ihr Mann geflohen war. Wegen des Geldes, vermutete er, hatte sie sich auf ihn eingelassen. Schließlich waren aus Bernadette und Marguerite, den Konkurrentinnen, dann Verschwörerinnen geworden. Es war wahrscheinlich nicht das erste Mal gewesen, dass jemand wie Henri es schaffte, aus seinen Feinden Verbündete zu machen. »Wie oft hat eure Mama bei den Bastions gearbeitet?«
»Mama ist oft am Abend hin, um Mrs. Bastion zu helfen«, sagte Stella. »Daddy hat gesagt, sie soll daheimbleiben, aber Mama meint, wir bräuchten das Geld, weil Daddy ja nicht immer Arbeit hat.« Stella sah auf ihren Schoß. »Mrs. Bastion hat mir Bücher geschenkt. Und Vincent ein Gewehr. Sie hat gesagt, wir sind gute Kinder. Sie ist so schön und so … anders. Sie hat gesagt, sie will mir beibringen, wie man eine Lady ist.«
»Wo sind eure anderen Geschwister?«, fragte Raymond.
»Bei Francine«, sagte Stella matt. »Mama hat sie dorthin gebracht wegen dem Geruch im Haus.«
»Aber euch beide hat sie dagelassen? Ganz allein in einem Haus mit …« Er brach den Satz ab.
»Mama hat uns gesagt, wie sollen draußen spielen. Wir sollen unsere Spielsachen und Bücher holen und nicht ins Haus gehen. Sie hat gesagt, sie kommt zurück und räumt dann den toten Fisch weg.« Plötzlich wirkte sie noch beunruhigter. »Sie sollte eigentlich längst wieder da sein. Sie ist seit Stunden fort.«
Sie hatten die Außenbezirke der Stadt erreicht, und Raymond verringerte die Geschwindigkeit, trotz seiner Eile. Die Informationen, die er hier bekam, waren es wert, dass er sich ein wenig Zeit ließ. »Eure Mutter und Mrs. Bastion müssen gute Freundinnen gewesen sein?«
Stella nickte. »Mama hat gesagt, Mrs. Bastion ist sehr großzügig. Sie hat Mama eine wunderschöne Halskette geschenkt. Aus Gold.« Ihre Hände gingen zum Hals und strichen über die imaginäre Kette. »Das war die Belohnung für ihre harte Arbeit, hat Mama gesagt, und sie hat gesagt, dass Mrs. Bastion uns viel Geld geben wird. Nach der Hochzeit.«
Raymond mahnte sich zur Zurückhaltung. Wenn er zu aufdringlich wurde, würde das Mädchen nur verstockt reagieren. Er musste an das denken, was Pinkney ihm erzählt hatte – Klatsch aus dem
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