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Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman

Titel: Im Nebel eines neuen Morgens - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Zuckerrohrplantage war nur sichtbarer Ausdruck von Henris Reichtum und Macht. Seine Interessen aber galten auch der Eisenbahn, die durch das Atchafalaya-Becken nach New Iberia gebaut werden sollte, und den Ölbohrtürmen draußen im Golf von Mexiko. Henri hatte bei allem die Fäden in der Hand, vom unversteuerten Alkohol, der in die Gemeinde geschmuggelt wurde, bis zu Adele Hebert. Henri hatte sich ihres Lebens bemächtigt und sie in den Wahnsinn getrieben.
    Er glaubte nicht an den loup-garou , aber er glaubte an Gier und Neid, die Menschen um den Verstand brachten, und er stellte sich Henri mittlerweile als einen Menschen vor, dessen Appetit unersättlich war. Er musste herausfinden, welche seiner vielen Interessen zu seinem gewaltsamen Tod geführt hatte und warum Adele darin verwickelt war. Aber zunächst musste er Florence finden und versuchen, bei ihr einiges wiedergutzumachen. Er zog einen Umschlag, in den er einige amtliche Papiere gesteckt hatte, aus der Innenseite seiner Jacke und legte ihn auf den Rücksitz.
    Er bog in die River Street ein und verlangsamte das Tempo. Hier irgendwo musste Florence sein und sich zusammen mit Frauen, die nachts ihren Lebensunterhalt verdienten, einen faulen Nachmittag machen. Er schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an.
    Die ein- oder zweistöckigen Gebäude, deren Fensterläden jetzt geschlossen waren, kündeten noch vom Luxus der Vorkriegszeit. Es waren Privathäuser im klassizistischen oder föderalistischen Stil, einst elegante, wohlbekannte Adressen der exklusiven Huren, die wenig mit den billigen Kaschemmen am Fluss gemein hatten. In diesem Abschnitt der River Street erkauften sich Männer mit Geld die Aufmerksamkeit der jungen Mädchen oder exotischen Mischlingsschönheiten.
    Schließlich entdeckte er Florence auf einer Veranda, wo sie, halb verdeckt von Bananenstauden und Taro-Blättern, in einem weißen Korbsessel saß. Er parkte und stieg aus.
    Florence erhob sich und begrüßte ihn mit einem unscheinbaren Nicken. »Callie, hier ist mein Freund Raymond. Er ist der, der Armand sucht.«
    »Callie«, begrüßte er die junge Frau, die aussah, als wäre sie nicht älter als sechzehn. Sie war hübsch, hatte einen milchigen Teint, grüne Augen und kastanienbraunes Haar. »Ich muss Dugas finden. Jemand, der ihm geholfen hat, steckt in schrecklichen Schwierigkeiten.«
    Das Mädchen sah zu Florence.
    »Raymond sagt die Wahrheit«, kam es von Florence. »Er will Armand nicht ins Gefängnis zurückbringen. Er will nur Adele Hebert helfen. Sie hat Armand bei der Flucht geholfen.«
    »Er bringt mich um, wenn ich sage, wo er sich aufhält.« Callie sah zu Florence, sie traute nur ihr.
    »Aber er ist am Leben?«, fragte Raymond.
    Misstrauisch sah sie kurz zu ihm. »Ich kenne einen, der sich Armand Dugas nennt. Könnte auch jemand anders sein, der seinen Namen benutzt.«
    »Könnte sein«, pflichtete Raymond bei. »Könnten Sie ihm etwas von mir ausrichten?«
    »Möglich. Wenn ich ihn sehe. Armand lässt sich nur blicken, wenn er es will. Manchmal taucht er auf, und dann verschwindet er wieder sang- und klanglos.«
    »Sagen Sie ihm, Adele Hebert braucht seine Hilfe.« Raymond schrieb die Telefonnummer des Sheriffbüros auf und reichte Callie den Zettel. »Sagen Sie ihm, er soll nur mit mir reden.« Er wollte noch mehr sagen, hielt dann aber inne. Möglicherweise war Armand wieder in die Bayous zurückgekehrt, um seine Rechnung mit Henri Bastion zu begleichen. In diesem Fall stand Adele auf seiner Prioritätenliste nicht besonders weit oben. »Sagen Sie ihm, er soll mich anrufen, denn wenn er es nicht tut, werde ich ihn finden. Und wenn es dann zu spät ist, um Adele Herbert noch zu helfen, werde ich dafür sorgen, dass er wieder in Angola einrückt.«
    Callies nervöser Blick wanderte zu Raymond und zurück zu Florence.
    »Er meint es ernst, cher . Adele ist seine persönliche Mission. Wenn er da versagt, kann er sehr, sehr unangenehm werden.« Sie küsste Callie auf die Stirn. »Pass auf dich auf, Kleine.«
    Auf dem Bürgersteig wollte sich Raymond bei Florence einhaken, aber sie schüttelte ihn ab. »Ich bin nicht deine bezahlte Begleiterin, du hast kein Recht, mich anzufassen.« Sie ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
    Raymond glitt hinter das Steuer und betrachtete ihr Profil. Es würde eine lange Heimfahrt werden.
     
    Das goldene Licht des Spätnachmittags war erloschen, der Himmel war in rosafarbenen Dunst gehüllt. Chula saß mit John am

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