Im Netz der Angst
kamen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Lauf! Schrei! Wehr dich! Doch ihr Körper war wie gelähmt, sie stand stocksteif da wie ein von Scheinwerfern geblendetes Reh. Dann endlich konnte sie sich aus ihrer Starre lösen und wollte sich zu demjenigen umwenden, der da auf sie zukam.
Zu spät. Ein Kabel glitt ihr um den Hals und sie wurde nach hinten gezogen, bis sie beinahe das Gleichgewicht verlor.
Sie versuchte, sich die Schlinge vom Hals zu reißen, sie hatte sich jedoch bereits zu tief ins Fleisch gegraben. Ihre Schlüssel und die Handtasche fielen zu Boden, während sie panisch nach dem Strang griff, der ihr die Luft abschnürte.
Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Der Druck des Kabels nahm noch zu. Wer auch immer da hinter ihr stand, war ziemlich groß. Er hatte sie fest gepackt und nach hinten an seine breite Brust gezogen. Sie konnte seinen rauen Atem an ihrem Ohr hören; er atmete schwer, entweder vor Anstrengung oder vor Erregung. Dann bemerkte sie die Erektion, die an ihren Rücken drängte.
Nein! Nicht noch mal! Sie würde nicht wieder zum Opfer werden!
Während die Dunkelheit vor ihren Augen zunahm, trat sie immer wieder mit dem Fuß auf den Boden, darauf hoffend, dass sie den Schlüssel erwischen würde. Sie traf auf Plastik, dann ging der Alarm ihres Wagens los.
Der Griff des Mannes lockerte sich in demselben Moment, in dem es Aimee gelang, ihre Hände unter das Kabel zu bringen und es sich von der Kehle zu ziehen. Sauerstoff füllte ihre Lunge. Über das Dröhnen in den Ohren hörte sie jemanden rufen: »Hey! Was ist da los?«
Der Angreifer ließ von ihr ab und Aimee sank zu Boden. Sie hörte ihn davonrennen, während sie nach Luft rang.
Der dürre Sicherheitsmann war innerhalb von Sekunden an ihrer Seite. »Ma’am, Ma’am, geht’s Ihnen gut? Alles in Ordnung? Brauchen Sie einen Krankenwagen?«
Sie schüttelte den Kopf und drehte sich um. Ihr Angreifer war fort.
»Soll ich die Polizei rufen?«, fragte der Wachmann.
Aimee zog Joshs Visitenkarte aus ihrer Brieftasche. »Rufen Sie ihn an«, krächzte sie.
Josh legte auf, rannte aus der Tür und meldete den Angriff noch während er abschloss. Er wollte, dass sich so schnell wie möglich jemand an die Fersen dieses Widerlings heftete. Er wünschte bloß, er wüsste auch, um welchen Widerling es sich handelte.
Dann rief er im Gefängnis an. »Hey, Reed. Hier ist Josh Wolf. Habt Ihr Kyle Porter noch da?«
»Ja. Warum?«
»Tu mir einen Gefallen: Sieh noch mal nach. Vergewissere dich mit eigenen Augen. Ich bleibe dran.«
Es folgte eine Gesprächspause. »Wieso soll ich das tun, Wolf? Ich sitze hier gerade ganz gut.«
» Mach es einfach!« Irgendetwas an Joshs Tonfall musste Reed überzeugt haben, denn er bat Josh, kurz zu warten.
Josh stürzte währenddessen die sechs Treppen hinunter und nahm immer zwei Stufen auf einmal, weil er auf keinen Fall im Fahrstuhl die Verbindung zu Reed verlieren wollte. Als sein Kollege sich wieder meldete, war er gerade zur Haustür raus. »Er ist hier. Soll ich ihm einen kleinen Snack bringen? Vielleicht eine Maniküre verpassen?«
»Ich musste nur ganz sicher sein. Danke, Mann. Ich bin dir was schuldig.«
Wer zum Teufel könnte Aimee angegriffen haben? Wen hatte sie so sehr gereizt? Was wusste sie, das sie in Gefahr gebracht hatte? Der Wachmann hatte gesagte, jemand hätte versucht, Aimee zu erwürgen. Er musste an Stacey Dawkin denken, wie sie auf dem kalten Autopsietisch in der Leichenhalle gelegen hatte. Könnte das miteinander in Verbindung stehen? Was sonst? Während Josh sich einen Weg durch den zähen Nachmittagsverkehr bahnte, konnte er sich kaum beherrschen. Er musste zu ihr! Sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging. Erst dann konnte er sich den anderen Fragen widmen.
Als er endlich bei dem Parkhaus ankam, sah er drei Einsatzfahrzeuge und einen Krankenwagen. Er zeigte dem am Eingang postierten Officer seine Marke und rannte hinein. Er fand Aimee im Krankenwagen. Sie saß im hinteren Bereich, mit einem Kühlbeutel am Hals.
»Hallo«, sagte er. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
Sie lächelte schwach und nahm seine Hand.
Der Sanitäter raunte ihm zu: »Sie hat Schwierigkeiten zu sprechen. Ich bin ziemlich sicher, dass das bald vorübergeht. Dennoch würde ich sie gern ins Krankenhaus bringen und untersuchen lassen, aber von dieser Idee scheint sie nicht besonders angetan zu sein.«
»Wohin wollten Sie sie bringen?«, fragte Josh.
»Ins Mercy. Sie wird dort in der
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