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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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Zeichnungen auch ansehen könntest. Du bist eher ein Altersgenosse von Taylor. Vielleicht gibt es da eine Anspielung, die du verstehst, wir aber nicht, weil wir zu alt sind.« Aimee lächelte ihn an.
    Sean erwiderte ihr Lächeln und setzte sich in den Sessel neben dem seines Vaters.
    Aimee nahm Taylors Zeichnungen zur Hand und breitete sie auf dem Couchtisch vor den beiden Männern aus, dann blickte sie von Carl zu Sean. Carl legte die Fingerspitzen aneinander und betrachtete eine Zeichnung nach der anderen. »Wirklich sehr konsequent, nicht wahr?«, murmelte er dabei.
    Aimee nickte. »Auch das lässt mich unter anderem vermuten, dass diese Symbole ihr sehr wichtig sind. Sie hat sie in der Mordnacht gezeichnet, und sobald sie im Whispering Pines zu malen begann, tauchten sie immer wieder auf. Ich habe sie außerdem in einer Zeichnung wiederentdeckt, die sie vor Monaten für mich angefertigt hat.«
    »Verstehe.« Carl schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich erkenne da nichts wieder. Könnte es sich vielleicht um eine Art Code handeln?«
    »Möglicherweise, aber falls dem so ist, dann weiß ich nicht, wie ich ihn entschlüsseln soll.«
    Aimees Blick glitt zu Sean hinüber. Überrascht bemerkte sie, dass er sich nach hinten in den Sessel drückte und die Sitzlehnen so heftig umklammerte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Sean«, sagte sie, »geht es dir gut?«
    Er nickte, sagte jedoch kein Wort.
    »Erkennst du darin etwas wieder?« Carl drehte sich zu seinem Sohn um und legte ihm eine Hand auf das Knie. »Gibt es da etwas, das du erkennst und von dem du Dr. Gannon erzählen willst?«
    Sean drehte sich langsam zu seinem Vater um. Starrte ihn einen Moment lang an und schüttelte dann den Kopf. »N-n-nein, Dad.« Er schluckte schwer. »Tut mir leid. Ich muss einfach immerzu daran denken, wie schrecklich diese Nacht für Taylor gewesen sein muss. Ich stelle mir vor, wie sie nach Hause kommt und Orrin und Stacey findet. Dann frage ich mich, wie ich mich an ihrer Stelle gefühlt hätte.«
    Carl klopfte Sean mit der Hand aufs Knie und sagte: »Du hast immer schon viel Fantasie gehabt. Das wäre jetzt einer der Zeitpunkte, an denen du sie besser abstellen solltest. Es hilft nichts, wenn du dich deswegen quälst. Das ist eine Tragödie, aber wir können im Moment nichts daran ändern.«
    Sean wandte den Blick nicht vom Gesicht seines Vaters. Dann nickte er einmal bedächtig, und noch einmal. Fast wirkte er hypnotisiert. »Natürlich. Du hast vollkommen recht.« Er vertiefte sich wieder in die Bilder.
    »Kommt Ihnen dabei überhaupt nichts in den Sinn?«, fragte Aimee.
    Sean biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid. Mir fällt nichts ein. Sind Sie sicher, dass die Symbole etwas bedeuten? Vielleicht sind es ja auch einfach nur … ich weiß nicht … Zeichnungen?«
    Aimee lächelte. »Das ist durchaus möglich. Davon geht jedenfalls die Polizei aus. Ich kann das aber nicht einfach so abhaken. Ich habe einfach das Gefühl, dass es einen Grund dafür geben muss, dass Taylor sie so oft malt.«
    »Auf welche Art von Bedeutung hatten Sie denn gehofft?«, fragte Carl mit leicht zur Seite geneigtem Kopf.
    Aimee durchfuhr ein Schauer. Da war etwas Raubtierhaftes in seinem Blick, als sei er ein Falke, der eine Feldmaus im Visier hat. »Ich dachte, es könnte sich vielleicht um die Fenster eines bestimmten Raumes handeln. Oder eine Art Verzierung, die auf eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Ort hinweist. Ich bin nicht sicher, was sonst infrage käme«, sagte sie schnell.
    Die Vordertür öffnete sich mit einem lauten Knall, und ein kleiner sommersprossiger Junge stürmte ins Haus. Als er Carl sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Dann setzte er sich vorsichtig auf den Boden, zog die Schuhe aus und stellte sie ins Schuhregal neben der Tür.
    Aimee starrte ihn an. Sie hatte schon oft gesehen, wie Simones Jungs vom Spielen nach Hause kamen. Da versank alles in einem schmutzigen Durcheinander. Dieses Kind sah aus, als würde es eher seinen Schuh essen, als Dreck auf dem Berberteppich zu hinterlassen.
    »Hallo, Thomas«, begrüßte ihn Carl.
    »Hallo, Dad«, sagte der Junge und kam ins Wohnzimmer. Dann lächelte er und sagte: »Hey, Sean.«
    »Na, Kumpel, was geht?« Sean stand auf und ging zu Thomas hinüber.
    »Alles, was nicht festgebunden ist.« Thomas grinste ihn an.
    Sie klatschten sich lässig ab.
    »Thomas, ich möchte dir Dr. Gannon vorstellen«, sagte Carl.
    Thomas setzte eine ernste Miene auf und gab ihr die Hand.

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