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Im Netz der Angst

Im Netz der Angst

Titel: Im Netz der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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bei Ihnen?«
    Sie lächelte kurz und verkniffen. »Ich wollte eine Reaktion, und die habe ich bekommen.«
    »Wohl wahr. Was zum Kuckuck sollte das eben?« Er war immer mehr davon überzeugt, dass in dem Mädchen ein gewisses Gewaltpotenzial schlummerte.
    »Es zeigt, wie verängstigt Taylor ist. Ich denke, was immer Stacey und Orrin geschehen sein mag, hängt mit dem zusammen, weswegen sie Taylor ursprünglich zu mir gebracht haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste, was es ist oder wie beides zusammenhängt.«
    Wenn das alles mal nicht die ausgeklügelte List eines verrückten Teenagers war. »Wie wahrscheinlich ist es, dass Taylor uns das alles nur vorspielt?«
    Aimee riss die Augen auf. » Vorspielt? Einen nahezu katatonischen Zustand vorspielen? Sie wollen mich wohl veräppeln?«
    »Ich finde die Frage durchaus berechtigt«, sagte er und trat von der Bordsteinkante, sodass sie sich auf Augenhöhe befanden. Himmel, wenn ihn diese blauen Augen schon durcheinanderbrachten, sobald sie nur zu ihm aufblickte, dann wollte er gar nicht wissen, was sie anrichteten, sobald sie sich direkt gegenüberstanden. Ihm war jetzt schon heiß und er war kurzatmig wie nach einem superschnellen Fünfkilometerlauf.
    »Von wegen berechtigt«, sagte sie und starrte ihn zornig an. »Ich kann überhaupt nicht fassen, dass Sie das überhaupt in Erwägung ziehen!«
    Das Feuer in ihrem Blick war zurück. Verdammt, ihm gefiel es, wenn sie wütend war! »Es gehört zu meinem Job, das in Erwägung zu ziehen. Wenn ich nicht jeder denkbaren Möglichkeit nachginge, wäre das fahrlässig. Ich will Taylor ja nicht beschuldigen; ich frage Sie nur nach Ihrer professionellen Meinung – besonders als jemand, der Taylor gut kennt.«
    Das brachte sie zum Schweigen. Er beobachtete, wie sie nachdenklich auf ihrer prallen Unterlippe herumknabberte und fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er anbot, das für sie zu übernehmen. Er war überzeugt, dass er das mindestens genauso gut könnte wie sie.
    »Nein«, meinte sie dann. »Ich glaube nicht, dass sie in der Lage wäre, so etwas vorzuspielen. Das ist echt. Dieses Kind hat vor Angst den Verstand verloren. Ich habe es Ihnen doch bereits gesagt: Taylor ist nicht gewalttätig!«
    Josh klappte die Kinnlade hinunter. »Sie hat eben gerade versucht, sich das Gesicht aufzukratzen! Wie kommen Sie also zu dieser Annahme?«
    »Sie hat ihrer Angst und ihrer Wut auf die ihr einzig mögliche Weise Ausdruck verliehen. Außerdem hat sie ihre Aggressionen immer nur gegen sich selbst gerichtet und nie nach außen.«
    »Können Sie sich da wirklich zu einhundert Prozent sicher sein, Doc? Lässt sich wirklich mit Bestimmtheit von irgendjemandem sagen, dass er nicht fähig zu Gewalt ist? Wir haben doch beide genügend Einblicke in die menschliche Natur gewonnen, um zu wissen, dass es bei den meisten eine Grenze der psychischen Belastbarkeit gibt. Sie haben selbst gesagt, dass Taylor momentan äußerst labil ist. Vielleicht hat sie irgendetwas die Kontrolle verlieren lassen, so wie gerade eben.« Das Mädchen könnte es getan haben, da war sich Josh sicher. In der kleinen Verpackung steckte eine Riesenwut.
    Ein Schatten legte sich über Aimees Gesicht; seine Fragen setzten ihr offenbar stark zu. »Dieses Irgendetwas hat ihr den Verstand geraubt, sie aber nicht zu einer Gewalttat getrieben.« Zwar sprach sie mit fester Stimme, klang nur nicht mehr ganz so überzeugt wie noch vor einer Minute.
    »Sich selbst gegenüber war sie nicht gerade zimperlich«, gab Josh zu bedenken. Und damit meinte er nicht nur den heutigen Vorfall. Genügend Blut fließen zu lassen, um damit die Wände zu verzieren, war auch nicht ohne. Könnten die tiefen Schnitte vielleicht Kratzer verdecken, die Taylors Mutter ihr in Notwehr beigefügt hatte?
    »Das ist charakteristisch für weibliche Opfer.« Jetzt klang Gannon wieder ganz energisch. »Männer, die zum Opfer wurden, richten ihre Aggression eher nach außen. Frauen – Mädchen – tendieren eher dazu, ihre Wut hinunterzuschlucken und sie gegen sich selbst zu richten.«
    Interessant, dieser Spur sollte er wohl weiter nachgehen. »Inwiefern ist Taylor ein Opfer gewesen?«
    Gannon schüttelte den Kopf. »Das weiß ich immer noch nicht. Ich bin dabei, all meine Aufzeichnungen noch mal durchzugehen, und sollte dort etwas zu finden sein, dann finde ich es auch.«
    »Was ist mit den Symbolen?«, drängte Josh weiter.
    Gannon rieb sich mit dem Daumen die Stirn. »Ich werde

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