Im Netz der Angst
weitersuchen. Sollte ich herausfinden, wie sie mit dem zusammenhängen, was Taylors Eltern zugestoßen ist, sind Sie der Erste, den ich informiere.«
Joshs Augenbrauen hoben sich. Dieser letzte Satz war wohl überlegt formuliert – sie wollte ihn also nur an ihren Erkenntnissen teilhaben lassen, wenn sie den Fall betrafen. Seelenklempner – denen konnte man einfach nicht über den Weg trauen!
Er deutete auf den Parkplatz und sie gingen gemeinsam zu ihrem Auto, dabei legte er ihr wieder die Hand ins Kreuz. »Wissen Sie etwas von einem Freund? Jemandem, von dem Taylors Eltern nicht gerade begeistert waren?«, fragte er.
Aimee seufzte und lehnte sich an ihren Wagen. »Ich weiß ein bisschen was.«
»Ich wünschte, das hätten Sie erwähnt.« Na wunderbar. Was wusste sie denn noch alles, das sie nicht freiwillig preisgab? »Gibt es irgendeinen Grund dafür, dass Sie uns das verschwiegen haben?«
»Verschwiegen, dass eine widerspenstige Jugendliche einen Freund hatte, den ihre Eltern nicht mochten? Das klingt für mich nicht wirklich nach einer Sensation. Oder was meinen Sie, Detective?« Sie hatte im gleichen scharfen Ton geantwortet, in dem er die Frage gestellt hatte, und sah ihm nun direkt in die Augen.
Verdammt, wenn sie das bloß nicht tun würde! Er war stinksauer auf sie; er wollte keine weichen Knie und auch keine träumerischen Gedanken haben. Also setzte er seine Sonnenbrille auf, als ob ihn das schützen könnte. Diese Frau brachte ihn vollkommen durcheinander, dabei wusste er noch nicht mal, ob er ihr überhaupt trauen konnte oder nicht. »Schätze nein, aber es wäre dennoch eine nützliche Information gewesen. Kennen Sie den Namen des Jungen?«
Aimee biss die Zähne zusammen. »Nein. Taylor hat ihn immer nur bei seinem Spitznamen genannt. Den kann ich heraussuchen, wenn Sie möchten. Ich bin sicher, dass ich ihn mir notiert habe.«
»Den Spitznamen kennen wir. Er nennt sich Flick, falls das ihrer Erinnerung irgendwie auf die Sprünge hilft.«
Aimee schüttelte den Kopf. »So hat Taylor ihn immer genannt. Ich habe sie nicht gedrängt, mir seinen vollen Namen zu verraten. Ich wollte ihn nicht mehr zum Thema machen, als er ohnehin schon war. Flick war eher ein durch Taylors grundsätzliches Problem verursachtes Symptom, nicht das Problem an sich.«
»Wenn Sie noch auf irgendetwas stoßen sollten, das uns dabei helfen könnte, ihn ausfindig zu machen, würde ich es zu schätzen wissen, wenn Sie mich anrufen.« Josh sah zu, wie sie ihren Wagen öffnete und einstieg.
»Ist er ein Verdächtiger?«
Da fiel Josh nicht drauf rein. »Wir haben Informationen, die darauf hindeuten, dass Flick in jener Nacht mit Taylor zusammen gewesen ist. Dem müssen wir nachgehen.«
»Aber Sie vermuten, dass er möglicherweise etwas gesehen hat«, bohrte sie weiter, »oder irgendwie in die Sache verwickelt ist?«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass ein paar Teenager entscheiden, eines der Elternpaare umzulegen.« Besonders wenn sie auf Ecstasy und im Hormonrausch waren.
Aimee schüttelte den Kopf. »Nein. Auf gar keinen Fall. Wenn Taylor ihrer Mutter auch das Leben schwer gemacht hat, so waren sie doch sehr stark verbunden. Sie hätte niemals zugelassen, dass ihr dieses Sicherheitsnetz einfach so weggezogen wird.«
»Mit dem Jungen zu sprechen wäre dann doch der beste Weg, um das zu beweisen. Sind Sie sicher, dass Sie nichts für uns haben?« Josh beugte sich hinab, um ihr in die Augen schauen zu können, er wollte Antworten in diesen blauen Tiefen finden.
»Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.« Sie erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln.
»Wir müssen nicht gegeneinander arbeiten, Dr. Gannon.« Er beugte sich näher zu ihr. Er konnte einfach nicht anders.
»Ich hoffe, da haben sie recht«, sagte sie und hob das Kinn.
Ihr Mund war nur Millimeter von seinem entfernt. Nur noch ein winziges Stück und er könnte die weiche volle Unterlippe küssen. Es war nur eine zarte flüchtige Berührung, ein kurzer Moment, dennoch war Joshs Leidenschaft entfacht. Er zog sich zurück und betrachtete ihr Gesicht. Die Wangen waren von einer feinen Röte überzogen, die Augen weit aufgerissen. Sie atmete flach, ihr Atem roch nach Zimt. Dieser kleine Vorgeschmack auf sie war berauschend gewesen, doch er wollte mehr. Er beugte sich wieder zu ihr.
Sie hielt ihn auf, indem sie ihm eine Hand auf die Brust legte.
»Aimee«, sagte er und versuchte ihren Blick zu deuten und herauszufinden, was in ihr vorging.
Sie krallte sich in sein
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