Im Netz der Angst
und verschränkte die Arme.
Marian lächelte bewundernd zu ihm auf. »Ein sehr guter Freund der Familie.«
Und somit eine mögliche Informationsquelle, weil er Taylor schon lange kannte. »Nett von Ihnen, dass Sie Taylor besuchen«, sagte Aimee.
Walters Mundwinkel senkten sich. »Das ist doch das Mindeste. Orrin war wie ein Bruder für mich. Ich kenne Taylor schon, seit die Familie nach Sacramento gezogen ist. Ich kann das alles gar nicht fassen.«
»Mr Walter, meine Partnerin und ich würden gern demnächst bei Ihnen in der Firma vorbeikommen, um uns über Orrin zu unterhalten.« Josh nahm Carl zur Seite, um eine Zeit mit ihm auszumachen.
»Hey, Taylor.« Aimee legte eine Hand auf Taylors Rücken. Das Mädchen wich nicht zurück, hob aber auch nicht den Blick. Aimee richtete sich wieder auf. »Hat sich irgendetwas getan?«, fragte sie Marian.
Marian schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Ich konnte sie dazu bewegen, etwas zu essen, aber nur ein wenig. Sie haben gesagt, dass sie auch kaum schläft.«
»Dafür sollten sie ihr doch etwas geben können«, bot Aimee an.
Marian sah sie bekümmert an. »Ich weiß, aber ich möchte nicht, dass sie so mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt wird, dass sie nicht mehr in der Lage wäre zu sprechen. Was mag sie nur mit angesehen haben, das sie in einen solchen Zustand versetzt hat?«
»Sie hat zu viel gesehen, so viel ist sicher«, sagte Aimee ernst.
Taylor schaukelte ein wenig schneller.
»Vielleicht sollten wir uns lieber draußen weiter unterhalten«, schlug Aimee vor. Sie warf Josh einen Blick zu, der ihr zunickte.
Carl und Marian folgten ihnen auf den Flur. Als Aimee sich umdrehte, wäre sie beinahe mit Carl zusammengeprallt, weil er ihr so dicht auf den Fersen war.
Sein Körper war durchtrainiert, jeder Muskel unter dem maßgeschneiderten Anzug angespannt, und er hatte so viel Rasierwasser benutzt, dass sie beinahe niesen musste. Sie trat einen Schritt zurück. Hatte sie da den Anflug eines Lächelns über seine Lippen huschen sehen?
»Ich bin froh, dass Sie beide hier sind. Wir müssen dafür sorgen, dass Taylor sich sicher fühlt, wenn sie das alles überstehen soll. Zu wissen, dass es Menschen gibt, die auf sie aufpassen, wird eine große Hilfe sein«, sagte Aimee.
Carl kam einen Schritt auf sie zu und legte ihr die warme kräftige Hand auf den Arm. »Selbstverständlich«, sagte er mit leicht stockender Stimme. »Für Taylor würde ich doch alles tun. Sie ist für mich wie eine Tochter.«
Er war gut aussehend, bildete sich aber offensichtlich auch etwas darauf ein. Er war zu sehr von sich überzeugt, zu selbstgefällig, und seine Lässigkeit sorgsam einstudiert. Und da war noch etwas. Irgendetwas in seinem Blick.
»Dr. Gannon«, unterbrach Wolf ihre Gedanken und erinnerte sie mit einem Räuspern daran, dass sie nicht aus reiner sozialer Nächstenliebe hier waren.
»Ich hatte gehofft, dass wir kurz allein mit Taylor sprechen können«, sagte Aimee und blickte von Marian zu Carl. Es war nicht abzusehen, wie sich die Dinge entwickeln würden, wenn Aimee ihr Vorhaben umsetzte. Deswegen wäre es ihr lieber, dabei auf Zuschauer oder jegliche Ablenkung zu verzichten.
»Haben Sie eine Spur?«, fragte Carl. »Etwas Stichhaltiges?«
Aimee schüttelte den Kopf. »Nein, aber da gibt es noch ein paar Anhaltspunkte, die ich weiter verfolgen möchte. Zumindest, soweit es im Augenblick möglich ist.«
Marian runzelte die Stirn. »Warum können wir nicht dabei sein?«
Aimee nahm ihre Hand. »Ich denke, dass Taylor versucht, sich uns mitzuteilen, aber durch irgendetwas daran gehindert wird. Ich würde gern so viele dieser Variablen wie möglich von ihr fernhalten, bis sie das Gefühl hat, wieder sprechen zu können.«
»Aber –«, wollte Marian einwenden.
»Das ist eine polizeiliche Ermittlung, Mrs Phillips«, fiel Wolf ihr ins Wort. »Wenn wir uns mit Taylor allein unterhalten müssen, dann werden wir das auch.«
Aimee warf ihm über die Schulter hinweg einen wütenden Blick zu. Brenner konnte er ihretwegen einschüchtern, so viel er wollte, aber ihr gefiel gar nicht, wenn er diese Machonummer bei Marian abzog.
»Ich denke, das wäre für uns alle einfacher, besonders für Taylor«, sagte sie.
»Na los, Marian«, schaltete Walter sich ein. »Ich spendiere einen Kaffee.«
Aimee lächelte ihn dankbar an, während er Taylors Tante den Flur entlangführte.
Josh starrte Carl Walter wütend hinterher. Dieser Angeber mit seinen blank geputzten Schuhen, dem
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