Im Netz der Angst
erzählt hatte, Stacey Dawkins sei einsam und traurig gewesen. Ob sie wohl nach Orrins Tod auch derart am Boden zerstört gewesen wäre?
»Wären Sie so lieb und würden Mr Walter wissen lassen, dass wir da sind?«, fragte Elise.
Caroline schlug sich eine Hand vor den Mund. »Ach, das tut mir ja so leid! Das habe ich vollkommen vergessen!«
Elise lächelte. »Schon in Ordnung. In einem solchen Fall ist es wichtig, dass wir so viel wie möglich über das Opfer erfahren. Sie waren uns eine große Hilfe.«
Ihre großen Augen wurden wieder feucht. »Wirklich?«
»Absolut«, versicherte ihr Elise.
Caroline wählte eine kurze Nummer und sagte: »Die Polizei ist hier, um Carl zu sprechen. Wegen Orrin.« Nach einer kurzen Pause erwiderte sie: »Ich werde es ausrichten.«
Sie legte auf und schaute zu Elise auf. »Carl wird sofort rauskommen, um mit Ihnen zu sprechen«, wandte sie sich dann wieder an Josh und Elise, als würde er den beiden damit eine große Ehre erweisen.
»Vielen Dank.«
Sie traten beiseite, um zu warten. »Meinst du, wir sollten auch noch mit einigen anderen weiblichen Mitarbeitern sprechen?«, fragte Josh mit gedämpfter Stimme.
»Kann nicht schaden. Ich frage mich, zu wie vielen anderen jungen Frauen Orrin noch so unglaublich nett war«, grinste Elise süffisant.
Wenig später kam Carl Walter mit großen Schritten durch den Empfangsbereich auf sie zu. »Detective Wolf«, begrüßte er Josh und streckte ihm die Hand entgegen.
»Mr Walter, darf ich Ihnen meine Partnerin Elise Jacobs vorstellen?«, wollte Josh wissen, nachdem er Walter die Hand geschüttelt hatte.
»Ist mir ein Vergnügen, Detective«, erwiderte Walter. »Oder das wäre es, unter anderen Umständen.«
Elise nickte höflich, aber unbeeindruckt.
»Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben«, sagte Josh.
»Ich tue gern alles, was nötig ist, um auf den Grund dieser Tragödie vorzudringen.«
Der Mann war für Joshs Geschmack ein wenig zu aalglatt. Er hatte seine spontane Abneigung zunächst darauf zurückgeführt, dass Carl Aimee in der Klinik zu nahe gekommen war; ihm hatte die besitzergreifende Art nicht gefallen, mit der er ihr eine Hand auf den Arm gelegt hatte. Doch sein Eindruck war auch jetzt immer noch derselbe wie damals. Er unterdrückte seine Aversion. Die würde ihm bei dem, was er hier wollte, kein bisschen weiterhelfen. »Das wissen wir zu schätzen. Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«
»Selbstverständlich.« Walter führte sie den Flur entlang zu seinem Büro.
Natürlich hatte der Kerl ein großes Eckbüro. Josh dachte an seine eigene kleine Kabine in robuster Industrieausführung mit Billigauslegware und musste einen Seufzer zurückhalten. Vielleicht hatte seine Mutter doch recht und er hätte lieber einen anderen Job wählen sollen.
»Womit kann ich Ihnen weiterhelfen?«, fragte Carl, nachdem sie sich alle gesetzt hatten.
»Zunächst einmal, gibt es da irgendjemanden, der Mr Dawkin schaden wollte?«, fragte Elise.
Carl wandte sich leicht zur Seite, um sie anzuschauen. »Was genau meinen Sie?«
»Gibt es irgendjemanden, der Groll gegen Mr Dawkin gehegt hat? Jemanden, der wütend auf ihn war?«
Walter seufzte. »Das Geschäftsklima ist heutzutage ziemlich rau. Es gibt eine Menge Menschen, die auf unsere Position in der Branche neidisch sind, und noch ein paar mehr, die sich vielleicht gern einen Vorteil durch uns verschafft hätten, weil sie eine dicke Brieftasche vermuten. Aber jemand, der wütend genug wäre, um Orrin zu töten? Und Stacey gleich mit? – Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
»Wir brauchen Namen, Mr Walter«, sagte Elise respektvoll, aber bestimmt, und faltete die Hände im Schoß.
»Namen?«, wiederholte Walter, als höre er das Wort zum ersten Mal.
»Ja. Namen von Geschäftspartnern, die Mr Dawkins seinen Erfolg übel genommen oder die noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatten. Namen von Wettbewerbern, die ein wenig skrupelloser als die anderen sind. Namen von verärgerten Angestellten.«
Beim letzten Satz hoben sich Walters Brauen. »Hatte Mr Dawkin irgendein Problem mit einem Angestellten, Mr Walter?«, fragte Josh.
Walter lehnte sich in seinem großen schwarzen Ledersessel zurück und zog die Stirn kraus. »Nennen Sie mir eine Firma, in der es nicht ein oder zwei verärgerte Mitarbeiter gibt.«
»Ich bin mir sicher, die gibt es überall. Was es jedoch nicht überall gibt, sind Menschen, denen im eigenen Wohnzimmer der Schädel
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