Im Netz der Angst
schimmerte in verschiedenen Blondtönen. Gekleidet war sie zwar leger, aber keineswegs billig – sie trug eine Caprihose aus weichem, genopptem Stoff und ein seidiges, ärmelloses Top. »Doreen Hughes?«, fragte er.
Sie sah ihn misstrauisch an. »Wer will das wissen?«
Elise klappte ihre Marke auf. »Die Polizei.«
Die schmalgezupften Augenbrauen hoben sich. »Geht es um Orrin Dawkin?«
Josh und Elise wechselten einen Blick. »Ja, das tut es«, sagte Josh.
Doreen trat beiseite, um sie hineinzulassen. »Ich habe mich schon gefragt, wann Sie zu mir kommen würden.«
Er hätte das Hündchen nicht umbringen sollen. Das wusste er jetzt. Er konnte sich selbst nicht recht erklären, wie es dazu gekommen war. Eine ganze Reihe Dinge war viel zu schnell aus zu vielen Richtungen auf ihn eingestürzt; ansonsten hätte er niemals derartig die Kontrolle über sich verloren. Schließlich hatte er einen Plan. Und er wusste, dass er sich daran halten musste.
Erneut tastete er nach dem Lampenkabel, ließ es durch die Finger gleiten, schlang es sich um die Hand. Er wusste, dass er es wegwerfen sollte, doch immer, wenn er es betrachtete, erlebte er wieder diesen Rausch, in den es ihn versetzt hatte, Stacey Dawkin damit zu erwürgen
Wenn er allein war und das Kabel in Ruhe anschauen und berühren konnte, durchströmte ihn das damit verbundene Machtgefühl wie Elektrizität. Er war gerade dabei gewesen, mit dem Kabel zu spielen, als der kleine Hund auf ihn zugetollt war, sich hingesetzt und dann auf den Teppich gemacht hatte.
Das Pinkeln war eine Unterwerfungsgeste, hatte Sarah gesagt. Wenn er jemanden aus dem Rudel in der Nähe bemerkte, der über ihm stand, dann pinkelte er. Nun, das hatte der kleine Bingo gut erkannt. Er war hier das Alphamännchen und das hatte er dem kleinen Pinkler auch gezeigt. Der Hund hatte gekämpft und sich gewunden, sich in seinen Händen verbogen, während er ihm langsam, ganz langsam, die Luft abgeschnürt hatte.
Es war so was von befriedigend gewesen, ihn das Leben aushauchen zu sehen und zu wissen, dass er allein die Macht hatte, den kleinen Scheißer leben oder sterben zu lassen. Allerdings würde er sich ein besseres Versteck für das tote Ding einfallen lassen müssen. Dort unter dem Busch konnte er nicht liegen bleiben. Es musste entsorgt werden, ehe jemand darüber stolperte.
Den Hund umzubringen hatte wie ein Ventil für die ständig stärker werdende Anspannung gewirkt, unter der er litt. Die Polizei, die überall herumschnüffelte. Diese Psychologin, die sich in alles einmischte. Sein Ablauf war gestört worden. Das Dröhnen in seinem Kopf war lauter geworden, immer lauter und lauter, bis er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
Als der Glanz aus den Augen des Hündchens gewichen war, hatte sich eine herrliche Stille in ihm ausgebreitet. Zwar war das Rauschen nicht vollständig verschwunden, aber er bezweifelte auch, dass das jemals geschehen würde. Orrin und Stacey zu töten hatte ihm jedoch mehr inneren Frieden verschafft, als er seit Jahren verspürt hatte. Endlich hatte er wieder klar denken können!
Dennoch war es ein Fehler gewesen, den Hund zu töten. Dadurch war das Chaos zu Hause noch weiter angewachsen. Thomas war aufgebracht, was Sarah verzweifeln ließ, und beides zusammen verstärkte wiederum das Rauschen in seinem Kopf. Er wusste, eigentlich sollte er die Tat bereuen. So wie bei diesen vielen anderen Dingen, die er getan und für die er sich entschuldigt hatte, ohne es jemals aufrichtig zu meinen.
Das Einzige, was zählte? Nicht erwischt zu werden.
»Ich kann Ihnen nicht viel dazu sagen. Ich musste eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschreiben.« Doreen Hughes saß auf ihrer Ledercouch.
»Da gibt es also keinerlei böses Blut zwischen Ihnen und Orrin Dawkin, oder etwa doch? Haben Sie ihm das nicht übel genommen?« Josh hatte Doreen Hughes gegenüber auf einem Sessel Platz genommen.
Doreen lachte. »Warum sollte ich Orrin Dawkin etwas übel nehmen? Ich kann so leben und ohne Kredite meine Ausbildung beenden – und das alles auf seine Kosten.«
»War wohl eine schöne Abfindung«, bemerkte Elise, lehnte sich in einem Sessel zurück und machte es sich bequem. Die Arme hatte sie entspannt auf den Lehnen abgelegt, offen und betont zugänglich.
»Nicht mehr, als ich verdient hatte.« Ein harter Glanz legte sich in Doreens Blick.
»Dann muss er sich ja wirklich mies benommen haben.« Josh folgte Elises Beispiel und lehnte sich ebenfalls zurück.
Doreens
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